1. Startseite
  2. Region
  3. Main-Taunus
  4. Kriftel

Mit Optimismus zum Zuckerhut

Kommentare

Für Detlef Glenz wird in Brasilien ein Traum wahr. Es sind seine ersten Olympischen Spiele als verantwortlicher Trainer – und er betreut in seinem Team die Mitfavoriten für die Medaillenränge.

Vorbereitungen auf Olympische Spiele kennt der Trainer des SV Kriftel, der bei der Luftpistolen-Bundesliga-Mannschaft Mädchen für alles ist und alles entsprechend organisiert. Vor den Spielen in Peking 2008 und London 2012 hat Detlef Glenz damals Christian Reitz auf diese sportlichen Höhepunkte vorbereitet. Seit fast zwei Jahren ist Glenz nun Bundestrainer der Schnellfeuerpistolenschützen. Vor Rio hat er in seiner neuen Funktion neben Reitz auch Oliver Geis, der bei den deutschen Meisterschaften auch für Kriftel schießt, sonst aber für seinen Heimatverein SV Mengerskirchen in der 2. Bundesliga der Luftpistolenschützen aktiv ist, für die Olympischen Spiele vorbereitet.

„Die Vorbereitung war so wie bei den anderen Olympischen Spielen auch“, berichtet Glenz, „doch bei den Olympischen Spielen in Peking und London bin ich als Tourist hingereist, praktisch wie ein Zuschauer. Da war eine Betreuung vor Ort für mich nicht möglich. Das war Sache des damals zuständigen Bundestrainers“. Das wird nun in seiner Funktion beim Deutschen Schützen-Bund anders: „Jetzt komme ich an die Sportler heran, jetzt kann ich eingreifen, wenn es notwendig sein sollte und sich Probleme ergeben. Daher freue ich mich besonders auf die Olympischen Spiele, denn es ist im Ganzen auch etwas Neues für mich.“

Mit der Vorbereitung ist Glenz mehr als zufrieden. Zuletzt gab es zwei Lehrgänge mit Olympia-Startern aus Frankreich, Spanien und Italien sowie Aaron Sauter, der die Qualifikation für das deutsche Team trotz starker Leistungen knapp verpasste. „Beide sind richtig gut drauf. In Suhl und Marseille haben wir mehrere Wettkämpfe geschossen. Es gab keinen, wo nicht ein Schütze einen Weltrekord erzielt hat“, war Glenz begeistert von dem Niveau des Lehrgangs. „Es läuft derzeit optimal.“ Das Niveau bei diesen Lehrgängen war so hoch, dass ein Schütze bei einem Wettkampf Weltrekord geschossen hat, bei einem weiteren dann aber als erster herausflog. „Das war nicht so, dass er dann schlecht geschossen hat. Da haben ihn die Anderen nur mit noch besseren Ergebnissen überflügelt“, berichtet Glenz. Er sieht seine Schützen bestens vorbereitet: „Wir haben alles Mögliche getan. Meine beiden Schützen sind gut vorbereitet. Die Leistung ist gut, und die Stimmung ist gut. Wir sind heiß auf Rio.“ Und der Bundestrainer geht in seinem Optimismus noch weiter: „Christian ist für mich eine Bank für das Finale. Wahrscheinlicher ist für mich, dass unsere beiden Schützen das Finale erreichen.“ So weit wagt sich Glenz mit seinen Aussagen. Dass im Finale alles passieren kann, vom Sieg bis zum sechsten Platz, hat Glenz schon mit Christian Reitz erlebt, der in Peking Dritter und in London Sechster geworden war.

Glenz wird am Sonntag in einer Woche nach Rio fliegen, seine beiden Schützen einen Tag später. Ein Vorteil für seine Athleten: Die Zeitumstellung ist nicht so groß. Der Unterschied beträgt gerade einmal fünf Stunden. „Wir haben hier bessere Möglichkeiten, die Vorbereitung auch in der Schlussphase optimal zu gestalten“, begründet Glenz die Maßnahme, „es hat keinen Vorteil, zu früh in Rio zu sein. Wir sind am 8. August da, haben einen Tag, um uns an die Zeitumstellung zu gewöhnen, danach beginnt das Training am Wettkampfort. Mehr Zeit brauchen wir dort nicht“.

Keine Sicherheit

Natürlich hat auch Detlef Glenz die Berichterstattung über die Zustände im Olympischen Dorf verfolgt, wo es im sanitären Bereich an allem fehlte, auch wenn nun mit großen Kompanien alle Missstände behoben sein sollen: „Das hört sich schlimm an. Ich hoffe, dass zumindest das Gröbste bis dahin behoben sein wird.“ Für Glenz, der bereits nach einer Woche Aufenthalt unmittelbar nach dem Wettkampf am 12. und 13. August wieder nach Hause fliegen wird, steht aber auch etwas fest: „Ich werde mich am Wettkampfort aufhalten und im Olympischen Dorf. Sonst nirgends.“ Den Versprechungen der brasilianischen Offiziellen, dass die Stadt sicher sein würde, vertraut er nicht. „Selbst in der Gruppe ist es gefährlich, sich außerhalb des Dorfes aufzuhalten“, berichtet er. „Als wir beim Weltcup uns die Sehenswürdigkeiten angesehen haben, sind dem Oli das Handy und dem Aaron die Kamera geklaut worden.“ Er ist froh, wieder nach Kriftel zu kommen: „Im Juli war ich gerade einmal vier Tage zu Hause.“

Auch zu den Diskussionen über einen Ausschluss der russischen Athleten bezieht Glenz klar Position: „Doping hat keine Bedeutung für unsere Sportart. Sportler wie Leonid Ekimov und Alexei Klimov sollten dabei sein, weil sie zu den besten Schützen gehören. Für sie wäre es tragisch, wenn sie ausgeschlossen werden würden, denn sie haben nichts getan.“

Auch interessant

Kommentare