1. Startseite
  2. Region
  3. Main-Taunus
  4. Kriftel

250 Rettungskräfte spielen Einsatz beim Amoklauf durch

Kommentare

Der Amokläufer liegt am Boden, die Polizisten stürmen die Räume. Ein realistisches Szenario spielten Rettungskräfte bei der Großübung an der Konrad-Adenauer-Schule nach.
Der Amokläufer liegt am Boden, die Polizisten stürmen die Räume. Ein realistisches Szenario spielten Rettungskräfte bei der Großübung an der Konrad-Adenauer-Schule nach. © Hans Nietner

1983 erschoss ein Amokläufer an der Freiherr-vom-Stein-Gesamtschule in Vockenhausen drei Schüler, einen Lehrer sowie einen Polizisten. Um so etwas zu verhindern, stand nun eine großangelegte Rettungsdienstübung an der Konrad-Adenauer-Schule an.

Natürlich war den Beobachtern der Rettungsdienstübung MAN V 50 (AMOK) am Samstagvormittag in der Konrad-Adenauer-Berufsschule in Kriftel klar, dass den Statisten, die zum Teil blutüberströmt im Treppenhaus platziert waren, nicht wirklich etwas fehlte. Als die 50 Verletztendarsteller des Deutschen Roten Kreuzes Thüringen (DRK) jedoch pünktlich um 10 Uhr das Gebäude in das brutale Angriffsszenario eines Überfalls auf Schüler und Lehrer verwandelten, machte sich schnell eine eigenartige Beklemmung breit. Schreien, Hilferufe, blankes Entsetzen, nackte Angst und Panik – solche Szenarien mögen Sonntagabend vorm Fernseher dank wilder Kamerafahrten und bombastischer Musikeinspielungen als authentisch wahrgenommen werden. Sie sind es keineswegs.

„Es klingt echt“

Das Gleiche ohne Kamera und Musik, aber in einem hallenden Schulgebäude geht schlagartig an die Substanz. Weil es so echt klingt oder weil die Thüringer ordentlich Gas geben? „Es klingt echt. Sicher auch, weil diese Statisten genau wissen, wie es sich anhört, wenn ein Mensch in eine extreme Notlage gerät“, so der Krifteler Parlamentschef Bodo Knopf. Er weiß als ehemaliger Leiter des größten und gemäß seiner Aufgabe brisantesten Polizei-Reviers (13) in Frankfurt, wovon er spricht. Er hat in seiner aktiven Dienstzeit mal eine Gefängnisrevolte „live“ miterlebt. Sein Kommentar: „Furchtbar!“

Genau darum geht es bei der Rettungsdienstübung, an der auch die Einsatzkräfte der Polizei, der Feuerwehren, Katastrophenschützer und die Kliniken beteiligt sind. „Wir leisten damit einen Beitrag für noch mehr Sicherheit an den Schulen“, unterstreicht Landrat Michael Cyriax und erinnert an den Amoklauf von 1983, bei dem ein bewaffneter Mann an der Freiherr-vom-Stein-Gesamtschule in Vockenhausen drei Schüler, einen Lehrer sowie einen Polizisten tötete. „Wir üben etwas, was wir alle nie wieder erleben wollen“, ergänzen auch die beiden Gesamtübungsleiter Andreas Koppe vom Amt für Brandschutz und Rettungswesen des Kreises und Polizeidirektor Peter Liebeck: „Wer die Bilder von Las Vegas gesehen hat, weiß, wie wichtig es ist, gewappnet zu sein. Dies ist ein Beitrag zu mehr Sicherheit.“

Terrorangriff

Dass die Organisatoren trotz des Titels „AMOK“ eher einen Terrorakt inszeniert hatten, zeigte das Szenario: Drei Attentäter waren in die Schule eingedrungen und hatten mit Schusswaffen und Messern Schüler einer Berufsschule angegriffen. Nachdem die Polizei die Lage geklärt und die Schule gesichert hatte, kümmerten sich Notärzte sowie Einsatzkräfte des Rettungsdienstes um die Verletzten. Diese wurden nach der Schwere ihrer Verletzung eingestuft, erstversorgt und zum Transport ins Krankenhaus gebracht.

Teilgenommen haben rund 250 Einsatzkräfte aus dem Main-Taunus-Kreis, aus Frankfurt, Wiesbaden und angrenzenden Landkreisen mit rund 100 Fahrzeugen. Geübt wurden Arbeitsabläufe, die Koordination der verschiedenen Einheiten, das taktische Vorgehen der Polizei und die Verletztenversorgung. Dinge also, die die einzelnen Einheiten immer wieder proben, um ihre Abläufe zu verbessern, „die aber in der Gesamtheit natürlich enormen Aufschluss über unser Vorgehen in Gefahrensituationen ermöglichen“, lobt Übungsleiter Andreas Koppe das Miteinander. Und Sabine Petry vom Amt für Brandschutz und Rettungswesen bringt es auf den Punkt: „Es ist beruhigend zu sehen, wie toll alle zusammenarbeiten. Das lässt ruhiger schlafen. Ich bin ja schließlich auch Bürgerin“, fügt sie an. Die Erfahrungen der Übungen werden jetzt analysiert und anschließend bei Bedarf in die Notfallpläne eingearbeitet.

Auch interessant

Kommentare