Sich Sorgen und Nöte von der Seele reden

Das Café Pause lädt pflegende Angehörige regelmäßig zu einer Auszeit samt Austausch unter Betroffenen ein.
Am nächsten Montag, 17. April, von 15.30 Uhr bis 17 Uhr haben pflegende Angehörige im Café Pause im evangelischen Gemeindezentrum in der Immanuel-Kant-Straße 10 die Gelegenheit für Austausch und Trost. In Deutschland sind knapp fünf Millionen Menschen pflegebedürftig. Die meisten von ihnen werden zu Hause durch ihre Angehörigen versorgt. „Viele pflegende Angehörige sehen sich dabei enormen Anforderungen gegenüber“, weiß die Seniorenberaterin der Gemeinde Kriftel, Gabriele Kortenbusch. Sie hat unter dem Dach des Familienzentrums Kriftel 2016 mit dem Café Pause erstmals einen Treffpunkt für pflegende Angehörige eingerichtet.
Manchmal fließen auch Tränen
Dieses kam gut an. Inzwischen gibt es monatlich im evangelischen Gemeindezentrum eine Gelegenheit für pflegende Angehörige jeden Alters, sich bei Kaffee und Gebäck mit Menschen auszutauschen, die in einer ähnlichen Situation sind. Die Ehepartner, Eltern oder Freunde selbst betreuen oder deren Angehörige in einem Pflegeheim sind. Auch hier kann es das Bedürfnis geben, sich anderen mitzuteilen oder einen guten Rat zu erhalten.
So kommt es vor, dass im Café Pause auch mal Tränen fließen. Wenn der Druck der Pflegesituation, die Erschütterung über die schwere Erkrankung des Partners oder der Eltern übermächtig wird und niemand da ist, mit dem man darüber sprechen kann. Im Café Pause finden Betroffene Menschen, die in einer ähnlichen Situation sind , die zuhören, bestärken und nicht fortschieben oder verharmlosen. Meist möchte der Pflegende, gerade gegenüber dem Kranken, Trauer und Verzweiflung nicht zeigen, immer wieder neuen Lebensmut geben.
„Die Angst, sich vielleicht bald von einem geliebten Menschen verabschieden zu müssen, wird verdrängt, Emotionen unterdrückt. Doch was sich ansammelt, muss heraus, sonst bleibt der Pflegende langfristig selbst auf der Strecke“, erklärt Gabriele Kortenbusch. „Einen Angehörigen zu pflegen, bringt einen an seine physischen und psychischen Grenzen“, weiß sie aus ihrer täglichen Arbeit in der aufsuchenden Seniorenberatung. „Aber oft bringt ein anderer Blickwinkel neue Impulse und eine Entspannung für die Psyche.“ Sie weiß, wie groß der Gesprächsbedarf unter Betroffenen ist.
Zwangloser Gedanken- und Erfahrungsaustausch
Wichtig ist der Seniorenberaterin zu betonen, dass es sich um einen zwanglosen Gedanken- und Erfahrungsaustausch handelt. „Wir möchten pflegenden Angehörigen eine kurze Auszeit verschaffen, einen geschützten Platz bieten, Sorgen und Nöte loszuwerden, sich auszusprechen und mit Menschen zusammen zu sein, die ähnliches erleben. Allein das hilft schon.“ Auch wenn man die Situation grundsätzlich nicht ändern kann, helfe es ungemein, sie mal aus einer anderen Perspektive zu sehen. „Über etwas frei zu sprechen, nimmt viel Last und erleichtert. Schließlich müssen die Pflegenden auch an sich denken, immer wieder versuchen, Kraft zu tanken, um weitermachen zu können“, sagt Kortenbusch, die sich freuen würde, wenn sich noch mehr Menschen in das Café „trauen“.
Hemmungen und Scham müssen oft erst überwunden werden, weiß sie, auch das Gefühl, den Partner oder den Elternteil nicht alleine lassen zu können. „Die Teilnehmer berichten mir oft, dass sie aus den Treffen viel mitnehmen. Sie haben gemerkt: Sie sind nicht allein“, erzählt Kortenbusch. Empfehlen kann sie die neue Broschüre „Entlastung für die Seele - Ratgeber für pflegende Angehörige“ der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO), die unter www.bagso.de kostenlos bestellt oder als barrierefreies PDF heruntergeladen werden kann.
Wer das Angebot von Café Pause annehmen möchte, meldet sich bei Gabriele Kortenbusch telefonisch unter 0 61 92 / 40 04 26 oder per E-Mail an gabriele. kortenbusch@kriftel.de.