Thielsch-Prozess: „So was vergisst man nicht“.

Kriftel/Frankfurt -„So etwas vergisst man nicht“, sagte Nicole H. gestern vor dem Landgericht Frankfurt. Die Einladung zur Aussage im Prozess gegen den Todesfahrer von Silke Thielsch hatte die Zeugin erst nach ihrer Rückkehr aus ihrem Urlaub erhalten. Damit erklärte sich, warum sie in der vergangenen Woche nicht zum geladenen Termin erschienen war.
Die 59-Jährige erinnert sich noch genau an den 6. September 2015, als sie nach Ende des Hoffestes im Kreisel mit Freunden stand. Dann sah sie, wie ein grauer Mercedes, in den Kreisel fuhr, auf der Motorhaube eine blonde Frau. Zunächst habe sie gedacht, das sei ein Spaß. Doch schnell habe sie gemerkt, dass dem nicht so ist. Die Frau habe mit dem Rücken zur Frontscheibe gesessen und sich mit beiden Händen auf der Motorhaube abgestützt. Dann sei sie plötzlich weg gewesen, sagte Nicole H. Etwa 30 bis 40 Personen, die auch in der Nähe standen, hätten geschrien: „Anhalten“. Doch der Mercedes sei weitergefahren. Ein Freund von ihr sei dem Wagen hinterher gerannt, während sie zweimal den Notruf 112 wählte.
Der Zeuge Sven S. kam für seine Aussage gestern extra aus Bonn, wo er mittlerweile wohnt. Er war vor über siebeneinhalb Jahren mit seiner damaligen Partnerin nach Ende des Hoffestes an dem Zebrastreifen vorbeigegangen, wo Silke Thielsch mit ihrem Lebensgefährten Olive Kriz stand. Knapp einen Meter davor habe der Mercedes mit laufendem Motor gestanden. Sein erster Gedanke sei gewesen, das Pärchen werde von dem Wagen abgeholt. Der Situation hatte Sven S. deshalb keine besondere Bedeutung beigemessen. Auf die Frage nach den Lichtverhältnissen in der Nacht war sich der Zeuge sicher, dass der Fahrer das Paar vor sich gesehen haben muss. Es sei auch genügend Platz gewesen, um die beiden herumzufahren. Warum diese nicht Platz machten, sei ihm „unerklärlich“, hatte der Zeuge damals bei der Polizei zu Protokoll gegeben.
Der Prozess wird am morgigen Mittwoch, 17. Mai, fortgesetzt.