Viel Lob für mutiges und innovatives Wohnungsbauprojekt

Nur die FDP hat Bedenken wegen Bürgschaft der Gemeinde
Kriftel -In der Obstbaugemeinde bringen die vier Fraktionen viele Vorhaben gemeinsam auf den Weg. Doch selten hat die Gemeinde so viel Lob gerade vonseiten der Opposition erhalten wie für den Bau der Sozialwohnungen in der Raiffeisenstraße. Dort sollen, wie bereits berichtet, 48 Wohnungen in Holzbauweise entstehen. Bauherr ist die fast 100-prozentige Tochter der Gemeinde, die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft (Gewobau).
Der Vertrag mit dem Generalunternehmer ist bereits unterschrieben. Im Sommer sollen die Erdarbeiten beginnen, im Frühjahr nächsten Jahres dann die Holzbaumodule der vier Gebäudekomplexe vor Ort zusammengebaut und mit den Leitungen für Wasser und Strom angeschlossen werden. Im Spätsommer, so der Plan, könnten dann die ersten Mieter einziehen.
Nachhaltig und klimaschonend
Nun musste das Projekt noch einige parlamentarische Hürden nehmen. Doch diese wurden in der jüngsten Sitzung der Gemeindevertretung mit Leichtigkeit genommen. Überzeugt hat alle Mandatsträger, dass bei der Planung der Fokus von Anfang an auf Nachhaltigkeit und klimaschonendes Bauen gelegt worden war. Der von den Photovoltaikanlagen auf den begrünten Flachdächern produzierte Strom soll direkt von den Mietern verbraucht werden, Überschüsse könnten die Ladestationen für Elektroautos versorgen. Beheizt werden die vier Gebäude über zwei Wärmepumpen.
Und auch dass das Bauvorhaben im Bereich des geförderten Wohnungsbaus ein Pilotprojekt mit Strahlkraft in die Region sein wird, wie der Erste Beigeordnete Franz Jirasek (parteilos) versicherte, hat die Gemeindevertreter überzeugt. 30 Wohnungen sind für Haushalte mit geringem Einkommen, 18 für Haushalte mit mittlerem Einkommen vorbehalten. Das wäre ein Angebot für Pflegekräfte und Polizisten, erklärte der CDU-Fraktionsvorsitzende Frank Fichert, der das Projekt als "innovativ und nachhaltig" lobte, das "gut zu Kriftel passt".
Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Regina Vischer begrüßte, dass die Gemeinde trotz der hohen Kosten von rund 17 Millionen Euro den Mut hatte, dieses fortschrittliche Bauvorhaben zu verwirklichen. Dem hat sich auch die SPD-Fraktionsvorsitzende Dorothea Barth ohne Einschränkungen angeschlossen. Der Grünen-Fraktionsvize Christoph Morawietz hätte sich gewünscht, wenn alle Gemeindevertreter dem Projekt zugestimmt hätten. Doch für ein "Ja" hat es bei den Liberalen nicht gereicht.
Dass die Gemeinde für die Absicherung der Landesbau- und Bankkredite zur teilweisen Finanzierung des Bauvorhabens mit bis zu 13,5 Millionen Euro bürgen soll, bereitet den Freien Demokraten erhebliche Bauchschmerzen, erklärte der FDP-Fraktionsvorsitzende Florian Conrad. Da nützte auch nicht, dass die Geschäftsführer der Gewobau, Harald Treber und Franz Jirasek, beteuerten, dass sich das Projekt selbst trägt.
Kapitalaufstockung der Gewobau
Durch die Bürgschaft sei es der Wohnungsbaugesellschaft möglich, die für Kommunen günstigen Baukredite aufzunehmen, ohne die das Projekt für die Gewobau nicht zu realisieren sei. Die Höhe der Bürgschaft entspreche dem halben Haushaltsvolumen der Gemeinde, erklärte Conrad seine Bedenken. Die Liberalen blieben jedoch schuldig, wie sie sich eine andere Finanzierung vorstellen könnten.
Ablehnen wollten sie das Vorhaben auch nicht, konnten sich allerdings nicht zu einer Zustimmung durchringen, sondern enthielten sich. CDU, Grüne und SPD stimmten der Bürgschaft sowie einer Kapitalaufstockung der Gewobau um 200 000 Euro zu und auch dem Verkauf von gemeindeeigenen Flächen an die Gewobau, um das Baugrundstück zu arrondieren. Alle Fraktionen stimmten der Offenlage des Bebauungsplans für das Projekt zu.