Flaschen stapeln sich rund um die Glascontainer

Die Liederbacher Gemeindeverwaltung beklagt die Vermüllung. Deshalb ist jetzt die dreimal wöchentliche Leerung im Gespräch.
Liederbach -Kaum war Bürgermeisterin Eva Söllner in den Urlaub gegangen, da tauchte Anfang der Sommerferien eines ihrer "Lieblingsprobleme" in der Gemeinde auf. Einige Container-Standorte wurden derart mit Hunderten abgestellten Glasflaschen vermüllt, dass Erster Beigeordneter Dieter Herbert als Vertreter deutliche Worte an die Bürger richtete: Das Verhalten einiger Leute sei "in höchstem Maße unsozial, unsolidarisch, da durch zusätzliche oder länger dauernde Leerungen/Reinigungen weitere Kosten entstehen, die die Allgemeinheit trägt, und gefährlich für Mensch und Tier, da Verkehrswege vermüllen und durch Glasbruch Gefahrstellen entstehen".
Die letzte Konsequenz könnte es sein, alle Wertstoff-Container zu entfernen. "Wir können uns beim besten Willen aber nicht vorstellen, dass das die Lösung ist, die sich ,die Liederbacher' wünschen", schrieb Herbert. "Helft mit, dass Liederbach sauber und sicher bleibt."
Weitere Container am Anwohnerprotest gescheitert
Dieser Appell war ganz im Sinne der Bürgermeisterin. Natürlich gebe es solche Probleme auch in anderen Kommunen, weiß Söllner. Doch in Liederbach sei das ein Dauerthema. Ein Versuch, weitere Container-Standorte im Ort zu schaffen, sei damals am Protest einiger Anwohner gescheitert. Sollten dann die Behälter voll sein, sollte es für die Bürger "selbstverständlich" sein, ihren Müll wieder mitzunehmen oder es an anderer Stelle zu versuchen, findet sie. Der Entsorger komme zweimal wöchentlich, wobei das aufgrund des Personalmangels mitunter schon schwierig sei, räumt Söllner ein. Deshalb werde es aktuell keine dritte Leerung der Container geben können. Über einen solchen erweiterten Service "muss man aber mittelfristig nachdenken".
Die Bürgermeisterin sieht zwei Probleme: Einmal die gut anfahrbaren Standorte, etwa "Hinter der Mühle" am Lidl-Markt. Das nutzen dann gerne auch auswärtige Bürger, um ihren Müll loszuwerden, ist Söllner überzeugt. Das andere Thema ist das veränderte Kaufverhalten vieler Menschen. Durch die Pandemie wurde fleißig im Internet bestellt - und das seitdem so beibehalten. Die Mehrmengen an Papier und Pappe wandern in die Container, deren Einwurfschächte oft einfach nur verstopft und nicht voll seien, hat die Gemeinde beobachtet.
"Wenn's voll ist, dann ist es voll"
"Ich finde das alles auch nicht sozial. Das befördert nicht das soziale Miteinander", sagt Söllner. Eine Gesellschaft könne nun einmal "nur über Regen funktionieren" - und dazu gehöre es, die Container-Plätze sauber zu hinterlassen. Die Gemeinde könne das nicht kontrollieren. Dafür fehle ihr das Personal und für eine technische Überwachung der rechtliche Hintergrund, betont Söllner. Allerdings werde auf den Flächen schon regelmäßig geschaut, ob alles in Ordnung ist.
Ein wenig in Vergessenheit gerät bei diesen Diskussion immer etwas der Wertstoffhof am Sindlinger Weg, auf dem Glas und Papier ebenso entsorgt werden können. Die Familie Söllner zum Beispiel nutze das regelmäßig gerade für Papier, weil zu Hause kein Platz für eine entsprechende Tonne sei und sie auch die Garage nicht zweckentfremden wolle. Die Nutzung eines solchen Behälters ist in Liederbach freiwillig, viele Haushalte hätten aber ebenso wie sie Raumproblem, weiß die Bürgermeisterin.
Die Gemeinde hat vor, den kleinen Wertstoffhof auf die Fläche der Firma Coca-Cola zu verlagern und zu vergrößern. Ob das dann noch mehr Menschen dorthin zur Müllentsorgung lockt und das Problem in Liederbach löst? Die Rathauschefin hofft es. Letztlich aber zähle eben "der gute Wille, sich die Zeit zu nehmen und den Müll ordentlich zu entsorgen". Klar sollte für jeden mit Blick auf die Container sein: "Wenn's voll ist, dann ist es voll."
Wertstoffhof
Der Liederbacher Wertstoffhof am Sindlinger Weg 10 ist montags, mittwochs und freitags von 16 bis 18 Uhr sowie samstags von 9 bis 14 Uhr geöffnet.