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Blickt mit Freude auf die Wahl: Thomas Kandziorowsky ist FWG-Bürgermeisterkandidat

Bürgermeisterwahl:

Liederbach: Kandziorowsky ist Söllners Gegenkandidat

  • Frank Weiner
    VonFrank Weiner
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FWG-Doppelchef tritt am 14. März an - die Eigenständigkeit der Gemeinde ist ihm wichtig.

Liederbach. Die Sitzung des Bauausschusses am Dienstagabend bot schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf das, was die Bürger in den kommenden vier Monaten erwarten könnte. Denn die Diskussion um das neue Baugebiet "Westlich Sindlinger Weg" bestimmten Bürgermeisterin Eva Söllner (CDU) und FWG-Fraktionschef Thomas Kandziorowsky. Der Freie Wähler ärgerte sich unter anderem darüber, dass die Gemeinde vom Investor für die Aufstellung eines Bebauungsplans zu wenige Gegenleistungen erhalte (Bericht folgt). Es ging zwischen den beiden Kontrahenten hin und her, blieb aber zumindest sachlich.

Einstimmig ins Rennen geschickt

Darauf sollten auch die Liederbacher bis zum 14. März hoffen. Denn dann ist die Bürgermeisterwahl in der Gemeinde - und exklusiv in dieser Zeitung lässt Kandziorowsky nun die Katze aus dem Sack: Ja, er werde als Kandidat der Freien Wähler antreten, bestätigt er auf Anfrage, nachdem er sich zu diesem Thema monatelang bedeckt gehalten hatte und die Spekulationen im Ort die Runde machten. Auch die Rathauschefin stellt sich bekanntlich zur Wiederwahl - und sie bekommt nun erstmals nach zwei Solo-Durchgängen einen Gegenkandidaten.

Bereits in der vergangenen Woche hat die Mitgliederversammlung der FWG Kandziorowsky einstimmig als Kandidaten nominiert. Unter den rund 15 Anwesenden von derzeit etwa 25 Mitgliedern seien zwar fünf, sechs Vorschläge gekommen, allerdings sei immer nur sein Name gefallen, berichtet der 49-Jährige. Das sei auch ein Grund, weshalb er sich nun zur Wahl stelle: Er sei in der Gemeinde in den vergangenen Jahren immer wieder angesprochen worden, ob er nicht seinen Hut in den Ring werfen wolle - nicht nur von Sympathisanten der Freien Wähler, auch von den Anhängern anderer Parteien. Das habe ihn bestärkt, nun tatsächlich den Schritt zu wagen. "Wenn ich etwas mache, dann richtig oder gar nicht", macht Kandziorowsky deutlich.

Natürlich kennt er die Lage in Liederbach mit einer CDU als deutlich stärksten Fraktion und einer Bürgermeisterin, die trotz mancher Kritik fest im Sattel sitzt. Dieses Stimmungsbild sei richtig, räumt der Vater zweier Kinder im Alter von 12 und 16 Jahren ein. Doch er findet auch: "Die Liederbacher haben eine offene Wahl." Zwischen der Amtsinhaberin, bei der die Bürger "wissen, was gemacht wird und auch was nicht gemacht wird". Und einem Neuling bei einer solchen Kandidatur, der aber auch eine gewisse Erfahrung mitbringe. "Ich sehe es als nicht komplett chancenlos, sonst würde ich nicht antreten", stellt der auch als Vorsitzender wiedergewählte FWG-Chef klar. "Und wenn ich nicht gewählt werde, dann bricht für mich auch keine Welt zusammen."

Aber natürlich möchte Kandziorowsky den Chefsessel im Rathaus erobern und zählt eine Reihe von Aktivitäten auf, die ihm dabei helfen könnten. Seit 1997 lebt der in Nied aufgewachsene und dann in Schwanheim wohnende Bankkaufmann in Liederbach. Damals stieg er bei der Jungen Union und dann bei der CDU ein, machte Wahlkampf für Bürgermeister Gerhard Lehner. Nachdem es zum Bruch mit der Union kam, belebte er mit einem Team die Freien Wähler neu, die stets mit guten Ergebnissen den Einzug ins Parlament schafften. Zehn Jahre ist er seitdem Fraktionschef dort, habe kaum eine Sitzung verpasst und dort immer fleißig nachgehakt, Anträge gestellt, nachgebohrt, "sehr zum Leidwesen einiger anderer Parteien", weiß Kandziorowsky, dass seine Art manchen Kommunalpolitiker aufschreckt.

Die Liste seiner Erfahrungen sei länger, betont er. Seit 2015 ist er Landesschatzmeister der Freien Wähler in Hessen, hat für den Landtag kandidiert und sitzt seit 2016 im Kreistag. Auch seine beruflichen Erfahrungen wolle er im Rathaus einbringen. Er war Banker, studierte BWL mit einem Schwerpunkt im Kommunalmanagement und ist derzeit in der Hausverwaltungs-Branche tätig. Für Immobilienkaufleute sitzt er im Prüfungsausschuss der IHK.

Mit diesem wirtschaftlichen Hintergrund wolle er sein wichtigstes Thema als Bürgermeister angehen: die Finanzen und damit den Erhalt der Eigenständigkeit. Er wolle "Liederbach als wunderbares Kleinod vor den Toren Frankfurts" sichern. Dafür müsse das strukturelle Defizit im Haushalt angegangen werden. Kandziorowsky sieht zu wenig Entwicklung beim Gewerbe. Kelkheim habe mit Münster-Süd in direkter Nachbarschaft vorgemacht, wie es geht. "Es kommt ein Stück weit darauf an, dass man dort sein Verhandlungsgeschick auch einsetzt."

Gewerbe stärken, für alle da sein

Wichtig sei es ihm, politische Eitelkeiten und parteipolitisches Klein-Klein zu ignorieren. Es gebe "nur gute und schlechte Anträge", keine schwarzen, roten, gelben, grünen oder orangefarbenen.

Er wolle "der Bürgermeister aller Liederbacher" und für die Menschen jederzeit ansprechbar sein. So kann er sich vorstellen, freitags zwei Stunden durch den Ort zu spazieren und für Fragen zur Verfügung zu stehen, sagt der Kandidat, der auch als Fußball-Schiedsrichter für Eintracht Frankfurt und Obmann im Betriebssportverband Frankfurt engagiert ist.

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