Liederbach: Tiefbrunnen 1 seit gut zweieinhalb Jahren schon außer Betrieb

FWG hakt nach, Bürgermeisterin nennt Details im Ausschuss / wichtige Bauteile fehlen
Liederbach. Die Gemeindevertretung hat entschieden, die Erhöhung der Gebühren für Wasser und Abwasser im Haupt- und Finanzausschuss noch einmal zu beraten. Das Gremium tagt am Donnerstag, 23. November, um 19.30 Uhr in der Liederbachhalle. Bereits im Bauausschuss zuvor war das Wasser aber Thema.
Bürgermeisterin Eva Söllner (CDU) machte erneut deutlich, dass die Tiefbrunnen 3 und 4 auf dem Gelände von Stack Infrastructure „kosten- und lastenfrei an die Gemeinde übertragen“ werden sollen. Brunnen 3 hatte das Vorgänger-Unternehmen Coca-Cola errichtet und betrieben, Nummer 4 sei ein Gemeinschaftswerk mit der Kommune gewesen. Mit der Übernahme der Brunnen will die Gemeinde sich vom Fremdwasser weitgehend autark machen und auf mittelfristige Sicht viel Geld sparen. Die Gemeinde sei nun kurz vor der technischen Ausschreibung der Ausstattung, berichtete Söllner noch. Das neue Gebäude als Ergänzung der Aufbereitung sei auf „einem guten Weg“. Sie hoffe nicht, dass die Witterung im Winter einen Strich durch die Rechnung mache. Eine Prognose, wann die Brunnen ans Netz gehen können, sei schwer. Sie hoffe auf Herbst 2024, sagte die Bürgermeisterin. Denn es müsse ja noch eine Trinkwasserleitung auch um das Gelände des Gewerbeparks „Liederkamp“ herum zur Aufbereitung gelegt werden.
Fragen zu den Brunnen 3 und 4 gab es im Ausschuss zu diesem regelmäßigen Programmpunkt nicht. FWG-Fraktionschef Thomas Kandziorowsky nutzte aber die Gelegenheit, passend zum Thema in Sachen Tiefbrunnen 1 im wahrsten Wortsinn zu bohren. Seit Anfang Juni 2021 sei dieser nicht mehr in Betrieb. Es wolle sich gar nicht ausmalen, welche Wassermassen in diesem Zeitraum von dort nicht gefördert werden konnten und nannte im Zusammenhang die Gebührenerhöhung beim Wasser „skurril“. So eine Sache sei für die Bürger „nicht mehr hinnehmbar“.
„Verkettung von dummen Umständen“
Söllner berichtete in der Folge im Detail über eine „Havarie“ des Brunnens unterhalb der Hochhäuser „Im Kühlen Grund“, die vielen so im Detail sicher noch nicht bekannt war. Es sei an einem Wochenende dort zu seinem Wasserschaden gekommen. Zu allem Übel sei auch noch der Warnmelder ausgefallen. Wegen des Wochenendes seien auch die beiden Mitarbeiter des Wasserwerkes nicht an Ort und Stelle gewesen, erklärte Söllner. Sie entdeckten dann am Montag den heftigen Schaden, die komplette Elektrik habe auch unter Wasser gestanden. Also musste die Anlage auseinander gebaut werden.
Das alles wäre sicher in einem kürzeren Zeitraum zu beheben gewesen. Doch Söllner räumte auf Nachfrage auch ein, dass „bestimmte Bauteile - elektronische Steuerungsgeräte - zur Inbetriebnahme nicht zu bekommen“ seien. Inzwischen habe die Kommune aber die Zusage erhalten, dass die fehlenden Teile „zeitnah“ nun über andere Firmen geliefert werden sollen, sagte die Bürgermeisterin. Das alles habe letztlich natürlich eine höhere Entnahme von Fremdwasser zur Folge gehabt. Söllner: „Das ist eine Verkettung von ganz, ganz dummen Umständen gewesen.“
Kandziorowsky forderte im Ausschuss dann die genauen Mehrkosten ein. Er möchte, da von Söllner keine Zahlen genannt wurden, dass sie dem Protokoll angehängt werden sollen. Der FWG-Chef hakte auch noch einmal nach, wer denn für das ganze Theater verantwortlich sei: „Es geht um eine erhebliche Summe. Da ist es legitim, der Ursache auf den Grund zu gehen.“
Söllner verwies auf die unglückliche Verkettung an einem Wochenende. Sonst seien die Mitarbeiter täglich mit der Kontrolle der Brunnen beauftragt. „Ärgerlich“ nannte CDU-Mann Stefan Emert die ganze Sache. Aber die Erklärungen der Ursache seien „plausibel“. Wegen der vielen Nachfragen kritisierte er die FWG: „Das ist Hornberg.“ In Anlehnung an das „Hornberger Schießen“, wenn viel diskutiert, aber wenig erreicht wird. „Was sollen wir noch machen? Es wird hoffentlich alles getan.“