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Liederbach: „Wir werden dort kein graues, dreckiges, lautes Monster bauen“

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Von: Frank Weiner

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Der Stack-Komplex unterhalb der Bahnlinie mit den drei Rechenzentren, Straßen, links oben am Sindlinger Weg dem Parkhaus, darunter das Umspannwerk, in Blau die Photovoltaik.
Der Stack-Komplex unterhalb der Bahnlinie mit den drei Rechenzentren, Straßen, links oben am Sindlinger Weg dem Parkhaus, darunter das Umspannwerk, in Blau die Photovoltaik. © Planungsbüro Fischer

Pläne für Stack-Rechenzentren vorgestellt - Politik hat Beratungsbedarf.

Liederbach. Es dauerte am Dienstag im Bauausschuss eine gute Stunde, bis Alexander Klein von Klein Architekten nach einer zum Teil emotionalen Diskussion deutlich machte: „Wir werden dort kein graues, dreckiges, lautes Monster bauen.“ Er meinte damit die Rechenzentren des Konzerns Stack Infrastructure auf dem ehemaligen Coca-Cola-Gelände am Sindlinger Weg. Die Kommunalpolitik sollte die frühzeitige Beteiligung der Behörden und der Öffentlichkeit im Bebauungsplanverfahren beschließen. Doch die Fraktionen haben einigen Beratungsbedarf, weshalb das Votum nun für den Bauausschuss am Dienstag, 28. März (19.30 Uhr, Liederbachhalle), ansteht.

Die Gemeindevertreter hatten im Herbst 2021 eine Geschossflächenzahl (GFZ) von 1,2 und eine Grundflächenzahl (GRZ) von 0,4 festgelegt, um die gut 70 000 Quadratmeter nicht zu sehr zuzupflastern. Im Entwurf des B-Plans tauche aber eine GRZ von 0,8 auf, von den damaligen „Leitplanken“ sei nicht mehr viel übrig, kritisierte FDP-Fraktionschef Ralph Solveen. Die Verwaltung mit Bürgermeisterin Eva Söllner (CDU) hätte hier früher einmal nachfragen können, ob die Fraktionen das mitgehen. Solveen sah eine „Missachtung“ des Parlaments.

Die Rathauschefin verwies später auf eine auch von Behörden vorgegebene Flächenausnutzung in Gewerbegebieten und eine lange Zeit der Geheimhaltung. „Es tut mir leid, wenn Sie sich nicht wertgeschätzt fühlen“, räumte sie ein. Wirklich Licht ins Durcheinander brachte aber erst Planer Klein. Vorgesehen sind auf dem Areal zwei Gebäude. In Richtung Bahnlinie ist ein großer Komplex mit zwei Rechenzentren und Bürotrakt dazwischen geplant, darunter ein weiterer Technikbau. Die Einfahrt ist weiterhin am Sindlinger Weg, wo es ein kleines Umspannwerk und eine Wärmetauscher-Station zur Nutzung der Abwärme in der Gemeinde geben soll. Im Plan ist ein Parkplatz eingezeichnet, der tatsächlich das von der Politik gewünschte Parkhaus sein soll. Unter dem Deck haben die Fachleute den neuen Wertstoffhof - Anliegen Nummer zwei der Gemeinde - vorgesehen.

Laut Klein nun wird die GRZ mit rund 0,5 nur leicht höher sein als die Vorgabe, da auch fast zehn Prozent Teilflächen an die Bahn und die Gemeinde abgegeben werden, die GFZ sogar mit etwa 0,95 darunter liegen. Er kündigte einen Grünflächenanteil von 25 Prozent an, üblich seien heute in Gewerbegebieten um die 20. Stack arbeite auch daran, die gewünschten Höhen von 21 Metern, sich an „Liederkamp“ anpassend, zu erreichen. Die vorgesehenen Schornsteine werden aber vielleicht „nur“ 35 statt der von Andreas Müller (Grüne) befürchteten 45 Meter hoch, so Klein. Eine große „Abwurfhöhe“ der Emissionen sei wichtig, um Anwohner nicht zu belasten. Rund 20 Prozent der Dachflächen sollen begrünt, die Hälfte dieser mit Photovoltaik versehen werden, so der Planer. Zu Themen wie Lärm und Dreck stellte er klar, dass das Regierungspräsidium alles genehmigen müsse. Zudem werden Gutachten nun im B-Plan-Verfahren kommen, so Frederic Bode vom Planungsbüro Fischer.

Auf den Punkt brachte es Martina Kitts, Leiterin Recht bei Eigentümer Stack: „Die Stack ist hier, um zu bleiben. Wir werden uns nach bestem Wissen und Gewissen bemühen, auf die Bedürfnisse einzugehen.“ Stack wolle in Deutschland weiter wachsen, Liederbach als erster Standort solle aber das „Hauptquartier“ werden, so Kitts. Es seien lokale Arbeitnehmer eingeplant. Später war am Rande der Sitzung zu hören, dass hier um die 100 Jobs entstehen könnten. Das Unternehmen übernimmt auch Kosten für eine neue Verlegung der Wasserleitung der von der Gemeinde übernommenen Brunnen, für Parkdeck und Wertstoffhof, was in einem Vertragsentwurf schon festgehalten ist. Weshalb die CDU und Söllner die erheblichen Investitionen von Stack lobten. Die Union hat aber wie die anderen Fraktionen wegen der Baumassen noch Beratungsbedarf.

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