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Liederbach: „Der halbe Taunus landet in Liederbach“

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Beim Starkregen im August staute sich das Wasser an der Brücke Niederhofheim.
Beim Starkregen im August staute sich das Wasser an der Brücke Niederhofheim. © Feuerwehr

Kritik und mehr Druck zum Hochwasserschutz.

Liederbach. Wolfgang Drossard zählt zur Kategorie der sehr besonnenen Kommunalpolitiker. Der um Konsens bemüht ist und nicht zu Unrecht vor Jahren mal neutraler Vorsitzender der Gemeindevertretung war. Doch wenn ihn ein Thema auf die Palme bringt, kommen von dem SPD-Mann und bekannten Mediziner mit Praxis in Kelkheim schon auch sehr deutliche Worte. Wie jetzt im Parlament, als ein Antrag „seiner“ Sozialdemokraten zusammen mit Kooperationspartner CDU zum Hochwasserschutz auf dem Programm stand.

Die beiden Fraktionen wollen in der Sache gerne Tempo machen und den Abwasserverband sowie die Gemeinde zu Aussagen zu den Projekten und den Folgen aus der Vorstellung der Starkregenkarten bewegen. „Wir haben bei Hochwasser gesehen, dass der halbe Taunus in Liederbach landet“, benannte Drossard das Problem des kleinen Unterliegers.

Drossard: Auch Kelkheim in Pflicht

Er fragt sich schon, was zum Beispiel die Kommune Kelkheim zu ihrem Schutz und dem des kleineren Nachbarn bisher unternommen habe. Drossard, dessen Praxis im Gesundheitszentrum liegt, das im August 2020 in Tiefgarage und Keller massiv geflutet und beschädigt wurde, rollte die politische Chronologie der Möbelstadt etwas aus. Durch große Projekte in Kelkheim, wie an der Weberstraße/Mühlstraße oder bald im Gebiet ehemals Blumen Buchsbaum, gehe Retentionsraum verloren. Da müsse die Stadt einen Ausgleich schaffen, so Drossard. Da wünsche er sich schon mehr interkommunale Gespräche der Rathäuser und machte im Plenum deutlich: „Wie lange sollen wir noch warten? Den Bürgern kann man das nicht mehr zumuten. Man muss auch mal klare Kante zeigen.“

Die zeigten einige Politiker davor und danach weniger. Eigentlich sei der Antrag gar nicht nötig, betonten die Fraktionschefs Thomas Kandziorowsky (FWG) und Andreas Müller (Grüne). Schließe sitze Bürgermeisterin Eva Söllner (CDU) im Vorstand des Abwasserverbandes und könne direkt aus erster Hand berichten, regte der Freie Wähler an. „Schade, dass es dieses Antrags bedurfte“, so Kandziorowsky. Hier sollte die Verwaltungsspitze eigentlich „automatisch berichten“.

Das tue sie ja, ergänzte Müller. Denn nach einem Antrag der Grünen zum Hochwasserschutz vor einigen Jahren stehe das Thema als Kenntnisnahme auf jeder Tagesordnung des Bauausschusses. Das Hochwasser 2020 und der Starkregen vor wenigen Wochen seien Signale gewesen. „Schade, dass es zweier solcher Ereignisse bedurfte für ein Umdenken bei CDU und SPD“, so Müller.

Die Bürgermeisterin kam den vielen Anregungen nach, doch direkt in der Sitzung Bericht zu erstatten. Sie betonte, die Geschäftsführung des Abwasserverbands arbeite selbstständig und erstatte dem Vorstand nicht ständig Bericht. Doch die Ausschreibung für das große Rückhaltebecken bei Hornau/Bad Soden im Bereich der „Roten Mühle“ sei raus. Erst mit Ergebnissen dort könne ein Zeitplan genannt werden. Sinnvoll sei eine Planung „vom Oberlauf zum Unterlauf“, so Söllner. Die Stadt Kelkheim plane noch ein Becken bei Münster, genaue Zeitpläne habe sie trotz Nachfrage nicht erhalten. Kelkheims Bürgermeister Albrecht Kündiger berichtet indes, die Planungen seien abgeschlossen. Wenn der Landesbescheid da sei, könne es losgehen. Nach der Erstellung der Starkregenkarten erarbeite das Büro gerade konkrete Maßnahmen, so Söllner. Der Antrag von CDU und FDP wurde dennoch abgestimmt, bei FDP-Enthaltung beschlossen.

Söllner berichtet, aber Antrag bleibt

Söllner berichtete auch, dass der Starkregen am 16. August zu 57 Einsätzen der Feuerwehr geführt und die gesamte Gemeinde betroffen habe - ein Unterschied zum Hochwasser 2020. Bei 70 Litern Regen in 30 Minuten pro Quadratmeter sei nichts zu machen gewesen. Feuerwehr, Bauhof und Bürger hätten trotzdem „Großartiges geleistet“. Die Einläufe und Rechen in Kanal und Bach würden vom Bauhof einmal im Monat, von einer Spezialfirma dreimal im Jahr kontrolliert und gesäubert, berichtete Söllner.

Für die Kooperationspartner erklärte Gerhard Rutz (SPD), es sei wichtig zu schauen, „wie die Projektpläne sind und wo wir eingreifen können“. Er sieht in Deutschland oft eine „Schnarchgeschwindigkeit“. Das Becken in Hornau sei „ein dickes Brett“. Deshalb sei zu überlegen, so Rutz, ob nicht ein kleiner geplanter Polder bei Niederhofheim vorzuziehen sei. „Tun wir das? Ich glaube nicht“, so der SPD-Mann.

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