Main-Taunus-Kreis: CDU bremst Bewerber aus Berlin

Für manches Parteimitglied kommt die Vorverlegung des Parteitags für die Nominierung des CDU-Bundestagskandidaten um mehr als zwei Monate überraschend. Für Martin Heipertz ist der frühe Termin sogar ein „unerfreulicher Akt“.
Der Zeitplan stand eigentlich fest; aber nur eigentlich. Der Nominierungsparteitag, bei dem die CDU im Wahlkreis 181 über den Direktkandidaten für die Bundestagswahl im Herbst nächsten Jahres entscheidet, ist nun doch nicht wie eigentlich geplant Anfang nächsten Jahres, sondern bereits am 9. November.
Ende August hatte Bundestags-Dino Heinz Riesenhuber (CDU) erklärt, dass er seine aktive Karriere als Bundestagsabgeordneter beendet. Am 7. September bestätigte Kreisvorsitzender Axel Wintermeyer dann das, was das Kreisblatt in der Woche zuvor bereits verkündet hatte: Riesenhuber-Nachfolger wird Bad Sodens Bürgermeister Norbert Altenkamp. Staatsminister Wintermeyer persönlich stellte den Kandidaten vor und wiederholte, was er einige Tage zuvor schriftlich bekanntgegeben hatte: „Der Nominierungsparteitag werde voraussichtlich Anfang 2017 stattfinden.“ Dass sich der in Kelkheim aufgewachsene und inzwischen in Berlin lebende Martin Heipertz selbst als Kandidat ins Spiel gebracht hatte, nahm Wintermeyer gelassen. Über Umwege erfuhr das Kreisblatt inzwischen von mehreren CDU-Mitgliedern, dass der Kreischef über Heipertz’ Ankündigung alles andere als erfreut war. Wintermeyer habe die Ankündigung des Mannes aus Berlin sogar als „Majestätsbeleidigung“ gewertet. Passend dazu wird nun die kurzfristige Vorverlegung des Nominierungsparteitags gesehen. Sie gebe es nur, um Heipertz keine Chance zu geben.
Wunsch der Hessen-CDU
Diesen Vorwurf weist die Kreis-CDU zurück; Axel Wintermeyer widerspricht ebenso wie die Geschäftsführerin der Kreis-CDU, Heike Seibert. Vielmehr sei es Wunsch des Landesverbandes gewesen, die Nominierungsparteitage im Oktober oder November durchzuführen – Seibert spricht sogar von „Druck“, der ausgeübt wurde. Diesem Begehren sei der Kreisverband nachgekommen.
Bezüglich Martin Heipertz hält sich das Mitleid von Wintermeyer und Seibert in Grenzen. Er habe bereits die Möglichkeit gehabt, sich in den verschiedenen Ortsverbänden vorzustellen. Die Termine, die ihm angeboten wurden, habe er aber abgelehnt. Das sei Heipertz’ Problem. Dafür, dass er aus Berlin nicht kurzfristig anreisen könne, sei die Partei nicht verantwortlich zu machen.
„Wenig Sportsgeist“
Martin Heipertz verkündete gestern: „Die Vorverlegung zeugt von wenig Sportsgeist. Der spätere Termin hätte den Delegierten die Vorzüge eines fairen Vorwahlkampfs eröffnet und mir ermöglicht, mich in geordneter Weise in den Ortsverbänden des Wahlkreises persönlich vorzustellen.“ Ihn treffe die Terminänderung hart, aber er werde die Flinte nicht ins Korn werfen. Von nächster Woche an ist er beurlaubt. Dann will er mit seinem Team durchgängig im Wahlkreis sein.
Von Kelkheim aus will er versuchen, trotz der anstehenden Herbstferien mit möglichst vielen Delegierten zu sprechen. Er will sie bis zum 9. November von seinem Programm überzeugen. An einen Rücktritt von seiner Bewerbung denkt er nicht. Um mit den Delegierten Kontakt aufnehmen zu können, braucht er aber erst mal deren Adressen. Er bittet sie, sich bei ihm per E-Mail an martin@ mtk2017.de zu melden.
Norbert Altenkamp hält sich derweil zurück. „Ich werde mich fügen“, sagte er im Gespräch mit dem Kreisblatt zum neuen Termin. Seinen Wahlkampf werde er unverändert fortsetzen. Er sei „Präsenzwahlkämpfer“. Er müsse sich ihm Wahlkreis nicht unbedingt vorstellen, da er fast überall bekannt sei. Aber die Höflichkeit gebiete es, sich so viel wie möglich blicken zu lassen.
Die Kreis-SPD will heute ihre Bewerberin für die Kandidatur ums Bundestags-Direktmandat im Wahlkreis 181 (Main-Taunus-Kreis plus Königstein, Kronberg und Steinbach) vorstellen. Angeblich hat sich der Genossen-Vorstand auf Dr. Ilja-Kristin Seewald, Vorsitzende der SPD-Königstein, geeinigt.