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Hebammen-Mangel wird zum Riesenproblem im Main-Taunus-Kreis

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Von: Barbara Schmidt

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Hebamme Helene Schwarz berät Magdalena Landherr, die Töchterchen Loreley im Arm hält.
Hebamme Helene Schwarz berät Magdalena Landherr, die Töchterchen Loreley im Arm hält. © Knapp

Viele Mütter im Main-Taunus-Kreis haben keine Betreuung nach der Geburt. Das Problem: Die Zahl der freiberuflich tätigen Hebammen reicht längst nicht mehr aus, um den Bedarf zu decken.

Kelkheim - Die Freude über die Schwangerschaft war groß. "Aber es war zu Anfang alles noch ein bisschen unwirklich", sagt die werdende Mutter, die im April ihr erstes Kind erwartet. Dazu kam die Sorge, das Baby womöglich doch noch zu verlieren, So hat die Marxheimerin erst in der 14. Schwangerschaftswoche begonnen, nach einer Hebamme zu suchen. "Ich war viel zu spät", weiß sie heute. Am Ende habe sie nur dank einer Empfehlung doch noch eine Hebammen-Betreuung zugesichert bekommen, berichtet die 31-Jährige. Allerdings für deutlich weniger Termine, als sie die Krankenkasse zahlen würde.

Wie der jungen Marxheimerin geht es derzeit vielen Frauen, die ein Kind erwarten. "Sieben bis acht Anfragen von Schwangeren pro Woche muss ich locker ablehnen", sagt Hebamme Helene Schwarz aus Kelkheim. Das Problem: Die Zahl der freiberuflich tätigen Hebammen reicht längst nicht mehr aus, um den Bedarf an vor- und nachgeburtlicher Betreuung zu decken. Sie können angesichts gestiegener Geburtenzahlen der großen Nachfrage gar nicht mehr gerecht werden. Das ist im Main-Taunus-Kreis nicht anders als im Rest der Republik. Tatenlos zusehen wollte der Kreis da allerdings nicht länger.

Hebammen-Mangel: Main-Taunus-Kreis wird aktiv

Gestern stellte die Kreisbeigeordnete Madlen Overdick (Grüne) als zuständige Gesundheitsdezernentin gemeinsam mit den Kliniken des Main-Taunus-Kreises und Helene Schwarz als Vertreterin der freiberuflichen Hebammen zwei neue Angebote vor, mit denen auf die aktuelle Situation reagiert wird. Ab sofort gibt es beim Kreisgesundheitsamt eine "Hebammen-Koordinierungsstelle". Außerdem wurde in den Kliniken des Main-Taunus-Kreises eine "Wochenbettambulanz" eröffnet. Die nötigen Mittel stellt der Main-Taunus-Kreis zur Verfügung. 20.000 Euro seien dafür in den Haushalt eingestellt worden, so Overdick.

Die Zahl der Hebammen im Kreis - derzeit sind knapp 20 Frauen freiberuflich tätig - können diese Maßnahmen nicht mehren. Es soll aber zumindest niemand das Gefühl haben, mit dem Problem alleingelassen zu sein. An die Koordinierungsstelle beim Kreis können sich Schwangere wenden, die selbst keine Hebamme für die vor- und nachgeburtliche Betreuung finden konnten. "Wir haben einen Blick auf alle tätigen Hebammen und sehen, welche hat womöglich noch Kapazitäten frei", erläutert Overdick. Sven Kiesewetter, der im Gesundheitsamt zuständig ist, hat bereits 19 Hebammen in seinem E-Mail-Verteiler, mit denen er in solchen Fällen abklären kann, ob noch etwas geht.

Hebammen-Mangel: Jede zweite Mutter geht leer aus

Bleibt die Suche erfolglos, bietet die neue Wochenbett-Ambulanz im Bad Sodener Krankenhaus Frauen in den ersten zwölf Wochen nach der Geburt die Möglichkeit, Rat und Hilfe zu bekommen. Chefärztin Dr. Anne Vollmann, auf deren Geburtenstation jährlich rund 1200 Babys zur Welt kommen, unterstützt genauso wie Geschäftsführer Stefan Schad das neue Angebot ausdrücklich.

Vollmann spricht von einem "Riesenproblem. Rund 50 Prozent der Mütter sagen uns mittlerweile, ihnen fehle leider eine Hebammen-Betreuung." Für die Sprechstunden in der Ambulanz haben zunächst vier freiberuflich tätige Hebammen ihre Mitarbeit zugesagt. Allen sei klar, dass dies "Zeit on top" sei, sagt Helene Schwarz. Schließlich soll der aufsuchenden Betreuung zu Hause nichts genommen werden. Den Raum im Bereich der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe stellt die Klinik zur Verfügung. Die Hebammen haben in der Ambulanz statt der sonst üblichen 25 Minuten eine ganze Stunde für Mutter und Kind Zeit. Das sei nötig, da der Aufwand hier deutlich höher sei. Zudem sei zu erwarten, dass vor allem Frauen mit größeren Problemen sich den Aufwand machten, in eine ambulante Sprechstunde zu kommen. Die Mehrkosten werden aus den Kreismitteln gedeckt.

Wenn festgestellt werde, dass der Bedarf deutlich größer sei, könne "nachgesteuert" werden, sagt Gesundheitsdezernentin Overdick. Das Geld dafür sei da, das Interesse bei einigen weiteren Hebammen auch.

Hebammen-Mangel im Main-Taunus-Kreis: Hoffen auf mehr Nachwuchs

Grundsätzlich erhoffen sich alle Projektbeteiligten, dass sich wieder mehr junge Menschen für den Hebammen-Beruf entscheiden und ihn am Ende auch ausüben. Dass häufig "berufspolitisch" vor allem die negativen Seiten der Berufe im Gesundheitswesen im Fokus seien, so Schad, schrecke ab. Es gelte daher, meint Overdick, wieder mehr zu betonen, welch "ein schöner und wichtiger Beruf" gerade der der Hebamme doch sei. 

Kontaktdaten der Hebammen-Koordinierungsstelle

Die Hebammen-Koordinierungsstelle ist montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr per Telefon unter (0 61 92) 201-2007 oder per E-Mail an hebammen@mtk.org erreichbar. Für die Wochenbett-Ambulanz im Bad Sodener Krankenhaus braucht es eine vorherige Terminabsprache. Dafür gelten ebenfalls die oben genannten Kontaktdaten. Infos im Internet: www.kliniken-mtk.de/hebammenbetreuung oder www.mtk.org

babs

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