Perspektiven der Hauptschüler verbessern
Die Berufsorientierung für Schüler gelang an der Eduard-Spranger-Schule bislang vorbildlich, nun wird sie professionalisiert: Die bildungsorientierte Strahlemann-Stiftung richtet dort eine „Talent Company“ mit Fachraum für den Kontakt zwischen Schülern und Wirtschaft ein.
„Hauptschüler haben nach wie vor Schwierigkeiten, Ausbildungsplätze zu finden“, weiß Lothar Hennig, Leiter der Eduard-Spranger-Schule (ESS). Daran ändere auch nichts, dass die Berufsorientierung für die Haupt- und Realschüler der ESS bislang als vorbildlich umgesetzt gilt: Vom Hessischen Kultusministerium wurde das Schulangebot 2011 und 2014 mit einem Gütesiegel für die Umsetzung der landesweiten Strategie zur „Optimierung der lokalen Vermittlungsarbeit im Übergang Schule – Beruf“ (OloV) ausgezeichnet.
Als Hauptproblem beruflicher Perspektiven für Hauptschüler sieht Schulleiter Hennig dabei die Anonymität der Schüler auf Bewerbungsbögen: „Wenn eine Firma 100 Bewerbungen kriegt, sortiert sie die Hauptschüler aus und konzentriert sich auf Realschüler und Abiturienten“, sagt er. Wenn ein Unternehmen den Hauptschüler aber kenne, etwa über ein Praktikum, steige auch die Wahrscheinlichkeit, dass er ausgebildet werde.
Früh Kontakt finden
An dieser Stelle nun setzt das Konzept der „Talent Company“ der bildungsorientierten Strahlemann-Stiftung aus Heppenheim an – weshalb sich Hennig für deren Förderung bewarb: Sie richtet einen Fachraum an der Schule ein, in dem sich Unternehmen präsentieren und gezielten Kontakt zu geeigneten Schülern aufnehmen können.
Bei der offiziellen Ankündigung der Kooperation zwischen ESS und Strahlemann beschrieb Stiftungs-Geschäftsführer Andreas Link den neu eingerichteten Raum als „Infozentrum für Berufs- und Karriereplanung“, der hochwertig ausgestattet sei, um den Schülern ein besseres Umfeld für die Berufsorientierung zu geben und ihr Selbstwertgefühl zu stärken: „Wir zeigen ihnen, dass sie es wert sind“. Schließlich fühlten sich gerade Hauptschüler oft perspektivlos, weil sie um den vermeintlich geringen Stellenwert ihres Abschlusses wüssten. „Ein Hauptschulabschluss gilt in der allgemeinen Anerkennung leider als wertlos“.
Direkt in die Ausbildung
Die meisten Hauptschüler, berichtete Hennig, würden daher versuchen, einen Realschulabschluss zu machen. Diesen Weg in den Beruf hält er allerdings für zu lang. Besser sei es, direkt in Ausbildung zu gehen und über das duale System einen Realschulabschluss auf der Berufsfachschule zu absolvieren.
Dass Hauptschüler so schwer vermittelbar sind, hält Klaus Beier, Leiter des Referats Berufsorientierung im Hessischen Kultusministerium, einerseits für ein Vorurteil der Wirtschaft gegenüber der Hauptschule. Andererseits seien die Anforderungen an heutige Azubis infolge der gesellschaftlichen Technisierung auch gestiegen: „Hauptschüler wurden früher zum Beispiel häufig Automechaniker. Heute sind in Autos kleine Computer verbaut. Darauf müssen die Schüler vorbereitet werden“. Hennig und Beier sehen in der „Talent Company“, die am 22. April eröffnet werden soll, deswegen eine große Aufwertung der Berufsorientierung in der ESS und ganz allgemein — Frankfurt ist der elfte Standort in Deutschland. Insgesamt hat die Strahlemann-Förderung der ESS einen Wert von 50 000 Euro. Andreas Link betonte, auch Akquise von Unternehmen zu betreiben, Workshops zu organisieren und ganzjährig zu beraten.