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Fußballwelt nimmt Abschied vom "blonden Pfeil"

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Ein Eintrachtler in Aktion: Hans Weilbächer fixiert den Ball und enteilt seinem Gegenspieler.
Ein Eintrachtler in Aktion: Hans Weilbächer fixiert den Ball und enteilt seinem Gegenspieler. © Keine Angabe

Als 59er-Meister gehört Hans Weilbächer zu den Eintracht-Legenden. Glasner-Elf spielt mit Trauerflor.

Schwalbach -Es sind traurige Tage für die deutsche Fußballwelt. HSV-Legende Uwe Seeler ist kürzlich gestorben. Im Dezember bereits schied der Fußballweltmeister von 1954, Horst Eckel, aus dem Leben. Nach Eckels Tod war der frühere Nationalspieler Hans Weilbächer der letzte Akteur aus dem berühmten Notizbuch des "Chefs": Bundestrainer Sepp Herberger notierte darin Namen von Spielern, die sich anschickten, zur Fußball-WM 1954 in die Schweiz zu fahren. Weilbächer, der später jahrzehntelang in Schwalbach lebte, zählte zum 40er-Aufgebot. Weil der in Hattersheim ausgebildete Fußballer erst 20 Jahre alt war, wurde der junge Mann von Eintracht Frankfurt aus dem Aufgebot gestrichen. Die deutsche Elf vollbrachte das "Wunder von Bern" ohne Weilbächers Zutun. Dafür verbuchte er große sportliche Erfolge mit seinem Verein Eintracht Frankfurt.

Im hohen Alter von 88 Jahren starb Weilbächer am 1. August nach längerer, schwerer Krankheit. Seit 1965 lebte der gebürtige Hattersheimer mit Ehefrau Inge in seinem Haus in Schwalbach. Zeitlebens war sie ihm eine treu sorgende Lebenspartnerin. Der Verstorbene war zu Lebzeiten eine Fußball-Legende. Im Tagebuch seines sportlichen Lebens stehen die deutsche Fußballmeisterschaft mit Eintracht Frankfurt 1959 und das Endspiel um den Europapokal 1960 im schottischen Glasgow. Seine Leistungsstärke und sein unwiderstehlicher Vorwärtsdrang als rechter Läufer brachten ihm die Namensbezeichnung "blonder Pfeil" ein.

Der Tennisclub wuchs ihm ans Herz

Nach dem Titelgewinn 1959 in der Fußball-Oberliga Süd steuerte er mit der Eintracht das Endspiel an. Dort stand die SGE dem Rivalen vom Main, Kickers Offenbach, gegenüber. Das Main-Derby wurde am 28. Juni 1959 im Berliner Olympia-Stadion ausgetragen. Nach einem gutklassigen Spiel siegte Frankfurt 5:3. Nach regulärer Spielzeit (2:2) folgte die spannende Verlängerung. Unvergesslich waren die Heimkehr und der Empfang in der Mainmetropole mit Abertausenden Fans.

Im Europapokal 1959/60 erreichte Eintracht Frankfurt - mit Hans Weilbächer - das Finale mit Real Madrid als berühmtem Gegner. Am 18. Mai 1960 bildeten 130 000 Zuschauer eine Traumkulisse beim 3:7. In die deutsche A-Nationalmannschaft wurde er einmal berufen, (28. Mai 1955, 2:1 gegen Irland in Hamburg). Im ersten Bundesliga-Jahr (1963/64) zählte er zum Kader von Eintracht Frankfurt. Der Fußballer gab dann aber seinem Beruf als Kalkulator bei der Hoechst AG den Vorzug. Seine Fußballkarriere klang sodann aus. Dem Tennissport schenkte Weilbächer nach der Fußballer-Zeit seine Leidenschaft. Der Tennisclub Sportfreunde Schwalbach mit dem modernen Clubhaus und der großzügigen Platzanlage "Am Erlenborn" wurde seine langjährige Heimstätte. Es ist der Wink des Schicksals, dass dieser Tage auch sein Jahrgangskamerad und früherer Tennis-Doppelpartner Alfred Püsche starb. Bis vor einiger Zeit besuchte Weilbächer noch mit seinem Tennis-Kameraden Klaus Stöcklin, dem früheren Chef des städtischen Bauamtes, die Eintracht-Heimspiele. Auch gewann sein Verein noch zu seiner Lebzeit, im Mai 2022, den Titel der Europa-League in Sevilla. Nach Eintracht-Angaben wird die Elf von Trainer Oliver Glasner beim Heimspiel gegen Bayern München am Freitag, 5. August, mit Trauerflor auflaufen (20.30 Uhr, live in SAT.1 und auf ran.de). Dies bestätigte Pressereferent Benjamin Heinrich auf Kreisblatt-Anfrage. » SPORT Seite 21

Der ehemalige Fußballer an seinem 70. Geburtstag (2003).
Der ehemalige Fußballer an seinem 70. Geburtstag (2003). © Hans Nietner
Hans Weilbächer mit der Meisterschale (1959).
Hans Weilbächer mit der Meisterschale (1959). © Hans Nietner

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