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Künstlerin vermittelt zwischen den Kulturen

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Claudia und ihre Klassenkameradinnen Joyce, Anna, Bafrin und Victory (von links) mit Jugendbildungsreferentin und Projekt-Initiatorin Nadine Desoi sowie der israelischen Künstlerin Adi Liraz.
Claudia und ihre Klassenkameradinnen Joyce, Anna, Bafrin und Victory (von links) mit Jugendbildungsreferentin und Projekt-Initiatorin Nadine Desoi sowie der israelischen Künstlerin Adi Liraz. © Fuchs

Der Holocaust soll nicht vergessen werden.

Schwalbach -Vergangenen Donnerstag auf dem Pausenhof der Friedrich-Ebert-Schule: Die Fahnen wehen auf Halbmast. In der Aula gedenkt die Schulgemeinde den Opfern des Holocausts. Claudia, Mikal, Victory und Bafrin sitzen um einen Tisch, der in den vergangenen vier Tagen ihr Arbeitsplatz war.

Das Jugendbildungswerk und der Kulturkreis der Stadt veranstalteten unter dem Motto "Kreativ gegen Antisemitismus, Rassismus und Menschenfeindlichkeit" einen Kunstworkshop in der Schule. Mit Hilfe des Programms "DAGESH on Tour" nahm sich der Abschlussjahrgang der Berufsorientierungsklasse 9D dem Thema an. Die israelische Performancekünstlerin Adi Liraz begleitete Schüler und Lehrer auf ihrem kreativen Weg der Selbstfindung und Glaubensfreiheit.

Silke Meinke und Martin Weber sind die Klassenlehrer der 9D. Martin Weber: "Schüler in diesem Alter stellen sich oft die Frage: Wer bin ich? Der Kreativ-Workshop hilft sich selbst und andere besser zu verstehen."

Der Zuspruch der Schüler, die sich freiwillig vier Tage dem Thema widmeten, zeige, wie wichtig solche Angebote sind, unterstreicht Nadine Desoi, Jugendbildungsreferentin und Initiatorin des Workshops. Auch heute gebe es Rassismus. Menschen würden aufgrund ihrer Kultur, ihrer Religion, ihrer Hautfarbe oder anderer Merkmale minderwertig behandelt.

Das "DAGESH"-Programm betreibt Präventionsarbeit mit Hilfe junger, jüdischer Künstler, erläuterte Nadine Desoi. Adi Liraz arbeitet im Auftrag von "DAGESH". Die Künstlerin mit jüdischen Wurzeln vermittelt zwischen den Kulturen. Der Austausch gelingt auch an der Friedrich- Ebert-Schule.

Liraz hat in Jerusalem und Berlin studiert. Ihr viertägiger Exkurs widme sich der Völkerverständigung, so die Künstlerin. Liraz nutzt das für ihre Kunst bevorzugt eingesetzte Arbeitsmaterial: Textilreste, Samt, Seide, Baumwolle, Leinen. Als "Performance Artist" drapiert, näht und stickt sie ihre Botschaften kreativ und zumeist im öffentlichen Raum.

"Textilien bestehen aus unzähligen, dünnen Fäden. Diese Fäden können mit den Menschen auf der Erde verglichen werden", erklärt Adi Liraz. Claudia, Mikal, Victory und Bafrin bedienen sich aus dem Stofffundus der Künstlerin. Die Stoffmuster verzieren die Schülerinnen mit Garn. Sie sticken Symbole und Bilder.

Claudia sticht den roten Wollfaden immer wieder durch das Tuch. Das Kunstwerk soll ihre eigene, individuelle Handschrift bekommen. Die Tischnachbarinnen machen es ihr gleich. Auf die eigene, individuelle Art.

Die Schüler der Berufsbildungsklasse nutzen ihr praktisches Talent. Die Gemeinschaft mit anderen bereitet Freude. Claudias Tuchstreifen soll später Selbstbildnis im großen Ganzen sein. Die Schülerinnen und Schüler nähen zum Abschluss des Workshops ihre kleinen Tücher aneinander. Ein buntes Patchwork-Bild entsteht.

Die Vorführung des preisgekrönten Films "Masel Tov Cocktail" begleitet den Abschluss des Kreativ-Workshops. Regisseur Arkadij Khaet und Drehbuchautorin Merle Teresa Kirchhoff stehen zum Filmgespräch in der Aula zur Verfügung und stellen sich den Fragen der Schülerschaft.

Der 27. Januar wurde im Jahr 2005 von den Vereinten Nationen zum Gedenktag erklärt. An ihm soll der unzähligen Opfer des Holocaust gedacht werden. Millionen Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle und politische Gegner des NS-Regimes waren während des Zweiten Weltkriegs systematisch ermordet worden. Heute gibt es nur noch wenige Holocaust-Überlebende, die ihre Geschichte den nachfolgenden Generationen weitergeben können.

Am 27. Januar 1945 wurden die Gefangenen des Konzentrationslagers Auschwitz befreit. Die Schülerinnen und Schüler der Friedrich-Ebert-Schule möchten diese Zeit nicht vergessen. Ihr Wandkunstwerk soll buntes Mahnmal für eine liberale und weltoffene Gesellschaft sein. efx

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