1. Startseite
  2. Region
  3. Main-Taunus
  4. Schwalbach

„Lärmschutzwand ist eine Schande“

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Kristiane Huber

Kommentare

Das Schwalbacher Sportstadion aus der Vogelperspektive: Auf der Nordseite liegt die marode Tribüne, dahinter die Wohnbebauung.
Das Schwalbacher Sportstadion aus der Vogelperspektive: Auf der Nordseite liegt die marode Tribüne, dahinter die Wohnbebauung. © Maik Reuß

Jahrzehntelang gab es keinen Ärger wegen des Sportbetriebs im Schwalbacher Limesstadion, dann sorgte der geplante Tribünen-Neubau für Zoff. Nachbarn klagten wegen des Lärms. Nun soll eine mindestens fünf Meter hohe Wand das Problem lösen – aber andere Anlieger regen sich über das Bauwerk auf. Eines wird an diesem Fall klar: Wenn Nachbarn vor Gericht ziehen, geraten Sportstätten in Gefahr.

Wie geht es mit dem Limesstadion weiter? Jetzt kommt wieder Schwung in die Sache. Im September 2016 hat das Verwaltungsgericht Frankfurt über den Neubau der Tribüne im Limesstadion einen Baustopp verhängt. Die größere, alte marode Tribüne sollte ersetzt werden. Anwohner hatten dagegen jedoch geklagt. Das Gericht äußerte massive Zweifel an der Gültigkeit des Jahrzehnte alten Bebauungsplans „Gesamtsportanlage Hinter der Röth“, der neben dem Stadion auch das Schwimmbad und die Kunstrasenplätze umfasst. Für alle drei lange existierenden Sportstätten muss die Stadt deshalb nun neue und separate Bebauungspläne aufstellen. Der Bebauungsplan 72 „Limesstadion“ für das 2,91 Hektar große Gelände steht wegen der Anwohnerkritik und der Bedeutung des Stadions für den Vereins- und Schulsport dabei im Blickpunkt.

Konfliktlösung

„Ziel des Bebauungsplans für das Limesstadion ist es, diesen Konflikt zu lösen“, sagte Folkert Rüttinger von der ROB Planergruppe, die den Bebauungsplan-Vorentwurf erstellt hat, der jetzt erstmals öffentlich erläutert wurde. Im Zuge eines frühzeitigen Beteiligungsverfahrens sind jetzt die Bürger gefragt. Insbesondere Stadion-Anwohner, Vereinsvertreter und Politiker nutzten die Auftaktveranstaltung im Bürgerhaus für eine rege Diskussion. Dabei wurde deutlich, dass nicht alle Stadion-Anrainer einer Meinung sind. Es geht ein Riss durch die Nachbarschaft. Wie weitgehend der Stadionbetrieb toleriert werden sollte, ist offenbar umstritten. Die klagenden Anwohner und ihre Mitstreiter befürchten durch den Tribünenneubau und die geplanten 18 Meter hohe Beleuchtungsmaste eine noch stärkere Lärm- und Lichtbelästigung als bisher sowie eine Ausweitung des Sportbetriebs. Das bekräftigten sie auf der Veranstaltung. Und sie halten die neuen Schutzmaßnahmen nicht für ausreichend.

Die klagenden Anwohner haben jedoch nicht im Sinne aller ihrer Nachbarn gehandelt: Das zeigten vor allem die kontroversen Redebeiträge zum baulichen Lärmschutz, der im neuen Bebauungsplan nun zwingend vorgesehen ist. Fachmann Rüttinger erläuterte die beiden Alternativen für den Lärmschutz. „Eine Lärmschutzwand müsste durchgängig über eine Länge von mindestens 140 Metern und in einer Höhe von mindestens fünf Metern am nördlichen Rand des Stadiongeländes hinter der Tribüne installiert werden. Die Wand könnte begrünt werden“, so Rüttinger. „Eine andere Lärmschutzlösung wäre die direkte Tribünenüberdachung, die in der Länge von 100 Metern und in einer Tiefe von mindestens 5,50 Metern die Tribüne überspannen würde“, schildert Rüttinger. Die Lärmschutzwand würde übrigens teurer werden als der ganze Tribünenneubau. Auch die Kritiker der Lärmschutzwand unter den Anwohnern wiesen auf diese Kostenfrage hin. Mutig wagte sich eine ältere Dame vor, die neben dem Stadion wohnt. „Wir leben seit Jahrzehnten mit dem Stadion und wir wohnen schön hier. Nur Einzelne stören sich daran. Die Lärmschutzwand ist eine Schande“, sagt sie.

Freier Blick wird versperrt

Im gleichen Tenor äußern sich etliche andere Anwohner, die sich nun gegen ihren Willen eingemauert fühlen. „Die Lärmschutzwand verstellt den freien Blick und wird zu Klimaveränderungen auf unseren Grundstücken führen“, befürchten einige. „Damit werden keine Probleme gelöst, sondern erst welche geschaffen“, sagte ein Anwohner. „Mit den Geistern, die Sie gerufen haben, müssen wir nun leben“, sagte ein anderer Mauer-Kritiker in Richtung seiner Nachbarn.

Auch Vereinsvertreter kamen zu Wort und sie betonten, wie sehr das Stadion gebraucht wird. TGS-Chef Kurt Kreyling sagte zu den kritischen Anwohnern: „Nutzen Sie das Stadion doch selbst für ihre Gesundheit. Das Sportabzeichen kann jeder machen.“ Entzündet hatte sich die Stadion-Kritik am Cricket-Sport, der dort neu ausgeübt wurde. So fragte jemand, ob das verboten werden kann. Rüttinger schüttelte mit dem Kopf. Die Stadionnutzung könne im Bebauungsplan nur generell für „Feldsportarten und Leichtathletik“ freigegeben werden.

Auch interessant

Kommentare