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Schwalbach: Persönliche Erfahrungen gefragt, keine Ideologien

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Von: Kristiane Huber

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Gerd Müller-Droste würde sich über weitere Kalendergeschichten zum Thema Corona freuen.
Gerd Müller-Droste würde sich über weitere Kalendergeschichten zum Thema Corona freuen. © Hans Nietner

Der ehemalige Theaterlehrer an der Albert-Einstein-Schule in Schwalbach, Gerd Müller-Droste, sammelt Geschichten zur Corona-Krise. Einsendungen sind noch möglich

Schwalbach -Gerd Müller-Droste hat die Menschen in der Region aufgefordert, ihren Erfahrungen, Gefühlen, Gedanken und Erkenntnisse in der Corona-Krise Ausdruck zu verleihen. Der ehemalige Theaterlehrer an der Schwalbacher Albert-Einstein-Schule (AES), der auch im Ruhestand als Theatermacher von sich Reden macht, bittet um kurze Geschichten, Gedichte, Tagebucheinträge, kleine Spiel-Szenen, Satiren oder Ähnliches, die er in einem Buch- und Theaterprojekt verarbeiten will.

Müller-Drostes Zwischenbilanz sieht gut aus: "Wir haben bereits 35 vielfältige und außergewöhnliche Einsendungen erhalten, die wir verwenden können. Aber es können weiterhin Texte eingeschickt werden", sagt er.

Das Vorhaben läuft unter dem Arbeitstitel "100 Kalendergeschichten in Zeiten von Corona". Mit dabei ist der Schwalbacher Verein "Jamali Diversity Culture", der von dem aus Afghanistan stammenden Fußball-Profi Modjieb Jamali gegründet wurde. Dieser hat an der AES bei Müller-Droste Abitur gemacht.

"Ich bin wirklich verblüfft und erfreut, wie kreativ und reflektiert die Einsender ihre Corona-Erlebnisse darstellen", sagt Müller-Droste. "Mit diesem Material konnte ich einen regionalen Verleger kontaktieren, der Interesse an einer Veröffentlichung hat."

Es wurden auch Gedichte und sogar Haikus, eine japanische Versform, eingeschickt, die sich sehr gut bildlich umsetzen lassen. Deshalb ist Müller-Droste mit einem Illustrator im Gespräch. Ein Großvater hat für seinen Enkel schon selbst eine Art Comic als Bildgeschichte entworfen. "Die meisten Einsender kleiden die Erlebnisse, die sie in der Corona-Krise haben, in eine fiktive, phantasievolle Form", sagt Müller-Droste. Vom Gefühl des Eingesperrtseins und der Melancholie erzählen die Geschichten; ebenso vom Gefühl der Befreiung vom lästigen Ballast des üblichen Alltagsbetriebs und der Rückbesinnung auf Wesentliches.

Solidarität und hässliche Fratzen

"Facettenreich vermischen sich positive und negative Auswirkungen des Ausnahmezustands. Besonders schön ist, dass auch Humor dabei zum Tragen kommt", freut sich Müller-Droste. "Sehr froh sind wir, dass wir bisher keine polemischen oder hasserfüllten Beiträge bekommen haben, die ein politisches Süppchen kochen wollen. Wir hatten keine Corona-Leugner oder Verschwörungstheoretiker dabei und auch niemanden, der anzweifelt, dass eine Demokratie mit rechtsstaatlichen fundierten Notstandsregelungen ihre Bevölkerung vor einer Pandemie schützen darf, wie es zurzeit geschieht." Ideologien bekämen keine Plattform. Müller-Droste: "Uns geht es um die authentischen, persönlichen Erfahrungen der Menschen. Das kann aber durchaus auch Wut und Ärger sein." Grund zur Wut könnte zum Beispiel eine ältere Dame haben, die von zwei Müttern mit Kinderwagen bedrängt wurde und um Abstand bat, und die die Antwort bekam: "Bleib' doch zu Hause, du Alte".

"Corona hat nicht nur die schlummernde Solidarität in der Gesellschaft hervorgebracht, sondern entlarvt auch die hässliche Fratze der Rücksichtslosen", so Müller-Droste. Er freut sich, dass viele Altersgruppen - bis auf die ganz Jungen - sowie Frauen und Männer gleichermaßen seinem Aufruf gefolgt sind.

Wer noch mitmachen will: Die Texte dürfen höchstens drei Seiten lang sein. Alle literarischen Stile sind erlaubt. "Jeder Autor erhält ein Belegexemplar des Buches und wird zu einer späteren Theaterperformance eingeladen. Wer möchte, kann auch unter Pseudonym veröffentlichen", verspricht Müller-Droste.

Einsendungen sind möglich bis zum 15. Juni an die E-Mail-Adressen: gerd.mueller-droste@web.de oder Jamalidiversity@hotmail.com. kristiane huber

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