Die Sindlinger räumen auf

„Wir haben es mal wieder hingekriegt“, bilanziert Dieter Frank vom Geschichtsverein. Mehr als 50 Mitglieder von zehn Vereinen beteiligten sich am „Reinigungstag“ der Arbeitsgemeinschaft Sindlinger Ortsvereine (Arge Sov). Sie sammelten am Samstagvormittag säckeweise Müll auf.
Von HEIDE NOLL
„Da sieht es aus, nicht zu glauben“, sagt Alfons Ehry vom Radfahrerverein. Die Baustraße entlang der B 40 dient offensichtlich vielen als wilde Deponie. Drei Fernseh- oder Computerbildschirme, eine Matratze, Schläuche, Metallstangen, Autokennzeichen, Blumentöpfe, Dämmmaterial, Fahrrad- und Traktorreifen und jede Menge Bauschutt liegen hier herum, zum Teil schon seit Wochen. Gut, dass Günter Hauff und Peter Hackl einen großen Anhänger ans Auto gehängt haben. Die beiden Mitglieder des Sindlinger Karnevalvereins verfrachten alles hinein und bringen es zur Sammelstelle. Von dort holt die Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH (FES) den Sperrmüll ab.
Aus dem Fenster
Marion und Michael Czich, ebenfalls vom Karnevalverein, füllen Tüten mit allem, was Autofahrer so aus dem Fenster werfen, wenn sie die Okrifteler Straße entlang fahren. „Wir machen das, damit es wieder sauber wird und nicht mehr soviel Müll herumliegt“, sagen sie. Aus dem gleichen Grund sind an diesem Vormittag Mitglieder von zehn Ortsvereinen der Einladung ihres Dachverbands Arge Sov zum Reinigungstag gefolgt. „Man sieht die Notwendigkeit ein, den Müll aufzuheben. Außerdem stehen Natur- und Umweltschutz bei uns in der Satzung“, sagt Rainer Jeske, Vorsitzender der Sportfischer.
„Es nervt mich selbst, wenn überall Müll herumliegt“, ergänzt Regina Schwab, Vorsitzende des Frauenchors Germania. Deshalb, und um die Arge Sov zu unterstützen, ist sie auch wieder dabei. „Man tut es für das Allgemeinwohl und damit sich die Leute im Stadtteil wohlfühlen“, sagt Wolfgang Schuhmann von der katholischen Gemeinde. „Ich finde das gut, deshalb mache ich mit“, sagt Hans-Joachim Schulz. Er nimmt sich als einziger ein Stück von Sindlingen-Nord vor: „Vom Zeilsheimer Bahnhof am Bahndamm entlang liegt immer alles voll“, weiß er.
Die Kleingärtner picken vor ihrer Anlage Spritzen und Schnapsflaschen auf. „Ganz schlimm ist es wie immer entlang der Straße zur Internationalen Schule“, sagt Michael Streubel: „Vor allem auf den 50 Metern vor der Bahnschranke häufen sich Pappbecher, Zigarettenkippen und solche Sachen.“ Ein Dutzend Säcke tragen die Kleingärtner zusammen, plus zwei komplett gefüllte blaue Müllsäcke, die jemand in die Büsche geworfen hat.
Abfalleimer aufstellen
Etwa zehn Mitglieder des Fußballclubs Viktoria sind vollauf mit dem Parkplatz am Sportplatz beschäftigt. Kaffeebecher, Zigarettenschachteln, Getränkedosen und diverse Tüten weisen darauf hin, dass die Pendler, die hier unter der Woche parken, die Reste ihres Frühstücks einfach fallen lassen. Auch Schnapsflaschen und Gaskartuschen holen Vorsitzender Bertold Alleweldt, Arhan Dar, Maximilian Letsch und weitere Helfer in großen Mengen aus den Sträuchern. „Es regt uns auf, es stinkt uns, dass hier jeder seinen Müll ablädt“, sagt Alleweldt. Da es keine Mülleimer gibt, regt er an, dass die Stadt welche aufstellen lässt. Auf dem Sportplatz selbst stehen genügend Abfallbehälter. Trotzdem hebt Platzwart Peter Reck dort jede Woche Chipstüten, Becher und ähnliches auf. „Das wird einfach alles hingeworfen“, seufzt er. Heute hat er es mit gewichtigeren Dingen zu tun. Entlang der Farbenstraße holt er Fahrradrahmen, Bretter und Latten aus dem Gebüsch.
Helmut Emsermann vom Geschichtsverein und Lothar Franke vom VdK grasen das Gelände rund um den Friedhof ab. Zum ersten Mal dabei sind die „Ponyzwerge“. Lalena Schwab, Melanie Völkel und 13 Kinder sammeln Müll von den Wegen auf, die in die Wingerte führen. „Wir wollen die Kinder so darauf hinweisen, dass man nichts wegwerfen soll, weil es niemand wegräumt“, erklärt Völkel.
Am Ende treffen sich alle in der TVS-Halle und stärken sich mit Würstchen und Getränken. Andreas Rühmkorf, Vorsitzender der Arge Sov, verteilt kleine Geschenke an die Kinder und dankt ihnen wie den Erwachsenen dafür, dass es „zumindest für den Moment wieder ein bisschen sauberer ist“.