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Frankfurt, Hamburg oder China: Produkte von Sulzbacher Firma sind weltweit gefragt

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Von: Walter Mirwald

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Für die Endkontrolle ist die aus Italien stammende Lucia Cece zuständig.
Für die Endkontrolle ist die aus Italien stammende Lucia Cece zuständig. © Walter Mirwald

Die Elektrotechnische Firma Geiss aus Sulzbach sorgt mit ihren Produkten dafür, dass alles rund läuft.

Sulzbach - Wer an dem Anwesen Bahnstraße 28 vorbeikommt, ahnt nicht, dass dort eine elektrotechnische Fabrik ihren Sitz hat, die in der Herstellung von Klemmbrettern für Elektromotoren ein führender Anbieter in Deutschland ist. Die Sulzbacher Firma „Ing. Erich Geiss GmbH & Co. KG“ ist ein Unternehmen mit weltweiten wirtschaftlichen Kontakten auf allen Kontinenten. Dessen Produkte sind in zahlreichen prominenten Bauwerken installiert und sorgen dort dafür, dass alles rund läuft.

Auf dem Frankfurter Flughafen sind 26 000 in Sulzbach produzierte elektrotechnische Teile in den Beförderungsbändern für Gepäck installiert. In der Hamburger Elbphilharmonie stehen zwei Orgeln des Bonner Orgelbauers Klais mit technischen Teilen aus dem Haus Geiss. Im Gotthard-Tunnel in der Schweiz sind aus Sulzbach gelieferte elektrotechnische Elemente in den Brandlüftern eingebaut. In der Schalke-Arena kann der Boden auf- und zugeschoben werden - mit Hilfe von Klemmbrettern aus Sulzbach.

Geiss: Nur wenige Sulzbacher kennen das Unternehmen

Geschäftsführer Hans-Werner Geiss könnte die Aufzählung endlos lang fortsetzen. Er nennt als weitere greifbare Referenzgrößen den Berliner Funkturm, den Frankfurter Deutsche Bank Park und das Münchner Olympiastadion: „Dort steckt überall Geiss-Technologie drin.“ Geiss-Technologie steckt auch im großen Weihnachtsbaum im Main-Taunus-Zentrum und in der Weihnachtspyramide am Sulzbacher Dalles. Und zum krönenden Abschluss: Auch der zurzeit höchste Outdoor-Aufzug der Welt, der 330 Meter hohe und vollverglaste Bailong Elevator in China, ist mit Geiss-Elementen erbaut.

Nur wenige Sulzbacher wissen, welch riesiges Rad in ihrem Wohnort von einem beachtlichen Gewerbesteuerzahler in der Gemeinde gedreht wird. Der 68 Jahre alte Geschäftsführer Hans-Werner Geiss, dem rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter seine 35 Jahre alte Tochter Claudia, zur Seite stehen, macht kein großes Aufhebens über sein weit verzweigtes Unternehmen. Aber das Kreisblatt durfte hinter die Kulissen schauen.

Gründer des Unternehmens ist Hans-Werners Vater, der Ingenieur Erich Geiss, der 1981 im Alter von 69 Jahren starb. Erich Geiss startete 1947 mit einer reinen Vertriebstätigkeit für Firmen aus Frankfurt am Main und Hannover. Eines Tages erkannte er, überzeugt von seinem Wissen und seinen Fähigkeiten, dass er die Teile, die er vertreibt, auch selbst produzieren kann.

Produkte aus Sulzbach: Zentraler Punkt in Elektromotoren der vielfältigsten Art

1956 fiel dann am Standort in der Sulzbacher Bahnstraße der Startschuss zur Produktion elektrotechnischer Komponenten wie Klemmbretter, Klemmleisten, Klemmbrettverbindungen, Schleifringkörpern oder Kollektoren. Mit vier Fachkräften ging es los. Die Fabrikanlage wurde auf dem firmeneigenen Betriebsgelände zwischen der Bahnstraße und der Straße „Am Schäfergraben“ sukzessiv erweitert.

Heute gehört auch eine Fabrikhalle in der Wiesenstraße 10 zu dem Unternehmen. Dort ist ein Lager, und dort befindet sich die Automaten-Dreherei, in der die Schrauben für die Klemmbretter gedreht werden. In Hochzeiten beschäftigte das Unternehmen 100 Angestellte im Schichtbetrieb. „Aufgrund der wirtschaftlichen Situation und der Durchrationalisierung haben wir die Zahl heruntergeschraubt“, sagt Geiss, der einst in Frankfurt bei Tewes Industriekaufmann gelernt hat, bevor er in das väterliche Unternehmen eingestiegen ist.

Mit in Sulzbach produzierten Klemmbrettern wurde die „Ing. Erich Geiss GmbH & Co. KG“ weltbekannt. Aber was verbirgt sich hinter dem Paradestück „Klemmbrett“? Geiss: „Schleifringkörper sorgen für die Stromübertragung in rotierenden Teilen.“ So sind die Geiss-Produkte zentraler Punkt in Elektromotoren der vielfältigsten Art, sogar in E-Loks und Schiffen in den USA.

Firma aus Sulzbach: „Wunderbare Kontakte“

In der Sulzbacher Produktionsstätte stehen viele Maschinen, mit denen die Klemmbretter, die am Ende aussehen wie kleine Legosteine, in denen Schrauben stecken, produziert werden. Die Formen sind in den Druckpressen und Stanzautomaten in verschiedenen Größen eingestellt, Granulat wird eingegeben, erhitzt, gepresst, und so werden die Kleinteile hergestellt.

Geschäftsführer Hans-Werner Geiss vor einer der großen Spezialmaschinen in der Fabrik in der Bahnstraße.
Geschäftsführer Hans-Werner Geiss vor einer der großen Spezialmaschinen in der Fabrik in der Bahnstraße. © Walter Mirwald

Für die Endkontrolle ist die aus Italien stammende Lucia Cece zuständig, die bereits seit 32 Jahren in der Firma arbeitet. Dann werden die Teile verpackt und über Speditionen in die weite Welt verschickt.

So international wie die Geschäftsbeziehungen, ist auch das Personal aufgestellt. „Menschen aus vielen Nationen sind bei uns beschäftigt“, sagt Geiss. Hans-Werner Geiss hat immer noch Spaß an seiner Arbeit: „Es macht Freude, weil ich rund um den Globus wunderbare Kontakte habe.“ Also vom kleinen Sulzbach mit gefragten Produkten in die weite Welt. Und wenn sich in der Adventszeit am Großen Dalles wieder die Weihnachtspyramide dreht, wissen jetzt die Sulzbacher: Hier steckt Geiss-Technologie aus dem Ort mit drin. (Walter Mirwald)

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