Finanzminister Thomas Schäfer ist tot: Er sollte Ministerpräsident Bouffier beerben

Finanzminister Thomas Schäfer von Hessen wirkte wie ein Fels in der Brandung. Der CDU-Politiker sollte Ministerpräsident Volker Bouffier nachfolgen. Am Samstag ist er überraschend gestorben. Ein Nachruf.
- Thomas Schäfer ist tot
- Der Finanzminister von Hessen starb an den Bahngleisen bei Hochheim
- CDU-Politiker Thomas Schäfer hatte eine bewegte Politkarriere - und er galt als Thronfolger von Ministerpräsident Volker Bouffier
Im vergangenen Oktober, als wir durch die Weinberge von Kloster Eberbach spazierten, hat Thomas Schäfer (CDU), der Finanzminister von Hessen, eine Geschichte aus seinem Leben erzählt, die ihm offensichtlich viel bedeutete. Schäfers Vater hatte 30 Jahre lang die Geschäfte einer lokalen Brauerei geführt. Sie ging pleite, weil der Brauereibesitzer die Nachfolge falsch regelte - mit einem Sohn, der an dem Job nicht interessiert gewesen sei, wie Schäfer berichtete. Sein Vater habe daran gelitten, wie sein Lebenswerk zu Ende gegangen war.
Thomas Schäfer (CDU), Finanzminister von Hessen, ist tot
Nun ist Thomas Schäfer selber tot, gestorben am Samstag (28.03.2020) an den Bahngleisen der ICE-Strecke bei Hochheim. Die Polizei geht von einem Suizid aus. Es ist eine unfassbare Nachricht für das politische Wiesbaden.
Der Mann aus Biedenkopf im ländlich geprägten hessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf war seit vielen Jahren eine Konstante im Politikbetrieb, und er wirkte wie ein Fels in der Brandung.
Thomas Schäfer (CDU), hessischer Finanzminister, wirkte wie ein Fels in der Brandung
Mit 1,97 Metern Körpergröße ragte Thomas Schäfer aus dem Landeskabinett heraus, zudem brachte der ehemalige Handball-Torwart kräftige 110 Kilo auf die Waage. 30 weitere Kilo hatte Schäfer gerade im vorigen Sommer abgespeckt.
Auch das politisches Lebenswerk von Thomas Schäfer ist herausragend. Gerade erst vor einer Woche hat er angesichts der Corona-Krise quasi über Nacht den größten Nachtragshaushalt der Landesgeschichte aus dem Hut gezaubert, zwei Milliarden Euro schwer und mit weiteren Ermächtigungen in Milliardenhöhe ausgestattet.
Noch am Dienstag (24.03.2020) legte Thomas Schäfer einen starken Auftritt vor dem Landtag hin, bei dem er deutlicher als alle anderen Redner klar machte, für wie dramatisch er die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise hielt.

Thomas Schäfer (CDU) hatte noch im Landtag einen starken Auftritt hingelegt
Der Minister Thomas Schäfer sprach von einer „Jahrhundertaufgabe“, deren Bewältigung mehrere Generationen brauchen werde. Vielleicht dachte er in diesem Moment an die Brauerei seines Vaters und daran, wie schwer Firmenpleiten zu verkraften sind.
Thomas Schäfer (CDU) galt in Hessen als Kronprinz von Ministerpräsident Volker Bouffier
In der CDU und darüber hinaus galt Thomas Schäfer schon lange als Kronprinz von Ministerpräsident Volker Bouffier.
Auf der Landesbühne hatte er als Büroleiter von Justizminister Christean Wagner (CDU) und später von Ministerpräsident Roland Koch (CDU) reüssiert, wurde 2005 Justiz-Staatssekretär. Vier Jahre später wechselte er als Staatssekretär ins Finanzministerium unter Karlheinz Weimar (CDU), dem er 2010 im Amt nachfolgte.
Thomas Schäfer war beliebt als CDU-Politiker
Thomas Schäfer, Vater zweiter Kinder, war beliebt. Er saß gerne lange zusammen und parlierte jovial.
Der Minister war durch die Junge Union geprägt, er hatte ein klar konservatives Profil zu bieten, war aber zugleich als Pragmatiker von allen Seiten geschätzt. So machte er sich für eine CO2-freie Landesverwaltung stark zu einem Zeitpunkt, als eine Koalition der Union mit den Grünen den meisten noch sehr unwahrscheinlich erschien. Doch er hatte auch zu Sozialdemokraten einen besseren Draht als andere Unionskollegen.
Thomas Schäfer (CDU) war stolz auf sein Direktmandat
Besonders stolz war der Minister darauf, dass er bei der vergangenen Landtagswahl im Jahr 2018 sein Direktmandat in Marburg-Biedenkopf erobern konnte, das vorher von seiner SPD-Widersacherin gehalten worden war – und auf seine bundesweiten Erfolge als mehrfacher Vorsitzender der Finanzministerkonferenz.
Als Finanzminister hatte Thomas Schäfer auch den Aufsichtsratsvorsitz der hessischen Staatsweingüter übernommen, von Roland Koch, der das Staatsunternehmen mit Schäfers Hilfe neu aufgestellt hatte. Jetzt florierte es wieder – auch darauf war der Minister stolz, als er, mit Blick über das Rheintal, im Oktober durch die Weinberge lief.
Von Pitt von Bebenburg
Inzwischen steht die Nachfolge von Thomas Schäfer fest.
Der Tod von Thomas Schäfer war auch Thema in der Tagesschau, wie merkur.de* berichtet.
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