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Tierheime in Corona-Krise: Hohe Kosten und fehlende Gassi-Geher

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Auch Hund Anton sucht noch nach einen Zuhause.
Auch Hund Anton sucht noch nach einen Zuhause. © Tierheim Hanau

Das Coronavirus hat auch den Alltag in Rhein-Mains Tierheimen auf den Kopf gestellt. Gassi-Geher und Katzenstreichler dürfen nicht kommen – dazu kommen oft hohe laufende Kosten. Mensch und Tier sind im Krisenmodus.

Region Rhein-Main – Die Kontaktverbote durch das Coronavirus treffen auch die Tierheime in Rhein-Main hart. „Wir haben für die Öffentlichkeit geschlossen“, sagt Jennifer Hankel, stellvertretende Vorsitzende des Tierschutzvereins Offenbach. „Und auch ehrenamtliche Helfer oder Interessenten dürfen zurzeit das Tierheim nicht besuchen. Es ist ganz schön ruhig geworden.“ Die Mitarbeiter sind im Zwei-Schichten-System eingeteilt – so kann im Fall einer Ansteckung ein Team weiterarbeiten und die Tiere versorgen.

Diese spüren ebenfalls die Veränderungen, vor allem die Hunde. „Sie kommen aktuell zu wenig raus, da es den Pflegern nicht möglich ist, mit allen täglich Gassi zu gehen“, sagt Jennifer Hankel. „Somit müssen die Freiläufe vorerst genügen.“

Tierheime wollen Mitarbeiter und Gassigeher vor Corona schützen

Das Gleiche erleben die Hunde im Tierheim in Sulzbach. Auch hier müssen Gassigeher draußen bleiben. „Wir wissen, wie wichtig der Kontakt für unsere Hunde ist. Aber wir möchten sowohl die Gassigeher als auch die Mitarbeiter schützen und unseren Beitrag dazu leisten, Ansteckungen zu vermeiden“, sagt Kathrin Finkel, Vorsitzende des Tierschutzvereins Bad Soden/Sulzbach.

Sorgen macht sich der Verein um die Zukunft: Steigt die Zahl der Corona-Infizierten immer weiter an, sei damit zu rechnen, dass auch Menschen ins Krankenhaus müssen, deren Tiere nicht mehr versorgt werden können und dann ins Tierheim müssen. „Unsere Kapazitäten sind allerdings begrenzt und wir hoffen, dass es zu keiner Überlastung kommt“, sagt Kathrin Finkel weiter. Aktuell sei es zum Glück aber weiterhin ruhig.

Viele Tierheime haben wegen Corona Schwierigkeiten Kosten zu decken

Darüber freut man sich auch in Offenbach. Jennifer Hankel: „Bisher kamen keine Anfragen von Covid-19 betroffenen Personen, dass sie jemanden brauchen, der sich um ihr Tier kümmern muss. Da ist die ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe ein großer Pluspunkt für Tier und Mensch.“ Trotzdem steigt die Zahl der Abgabetiere. Ein wiederkehrendes Problem zu dieser Jahreszeit – auch ohne Corona, weiß die stellvertretende Vorsitzende. „Zum Sommer hin wird es sicher noch mehr werden.“

Hinter den Tierheim-Kulissen rauchen derweil die Köpfe, ob die laufenden Kosten in Corona-Zeiten weiterhin gedeckt werden können. Monatlich etwa 24.000 Euro, also knapp 800 Euro am Tag, kostet der Betrieb des Offenbacher Tierheims. „Strom, Wasser, Futter, Tierarztkosten, Personal, Instandhaltungskosten: All das läuft weiter, auch ohne Öffnungszeiten und Vermittlung“, zählt Jennifer Hankel auf.

Acht von zehn Euro für das Tierheim kommen aus Spenden

Gleiche Sorgen gibt’s im Taunus: „Unser Tierheim wird überwiegend durch private Spenden finanziert. Acht von zehn Euro, die wir ausgeben, kommen aus Spendengeldern. Was ist, wenn jetzt die Menschen nicht mehr so viel spenden?“, fragt sich Vorsitzende Kathrin Finkel.

Diese Gedanken macht sich Marion Dragoman ebenfalls. Sie ist Leiterin des Hanauer Tierheims und steht vor dem gleichen Problem: „Unsere laufenden Kosten sind sehr hoch, daher sind wir immer auf Spenden angewiesen.“ Doch auf Tierfreunde ist auch in diesen Zeiten Verlass. „Täglich erreichen uns Anrufe von Menschen, wie sie uns helfen können, zum Beispiel bei Reinigungsarbeiten. Einige bringen Sachspenden vorbei und andere spenden Geld. Die Hilfsbereitschaft ist wirklich toll“, sagt Marion Dragoman. In Sulzbach melden sich außerdem viele Leute, die ein Tier in Pflege nehmen wollen.

Tiere vermitteln ist für Tierheime in Corona-Zeiten eine Herausforderung

In der Offenbacher Einrichtung kommen sogar fast täglich Pakete mit Futter, Spielzeug oder Weidekörbchen für die Bewohner an. Teilweise so viel, dass sie „Futter, welches wir nicht verfüttern können oder einfach zu viel ist, zur Tafel oder auch zum Waldzoo bringen“, sagt Jennifer Hankel. „In solchen Zeiten ist es uns wichtig, helfen zu können und einen kleinen Teil zurückgeben zu können an die, die uns ebenfalls immer unterstützen.“

Tiere zu vermitteln ist aktuell aber für alle Einrichtungen eine Herausforderung. In Offenbach stellt man Interessenten und Mitgliedern des Vereins in den sozialen Medien Tiere und ihre Tagesabläufe vor. Jennifer Hankel: „Telefonisch und per E-Mail sind wir weiterhin erreichbar – auch um einen Termin für eine Besichtigung auszumachen.“

In die Hanauer Einrichtung kommen Interessenten ebenfalls nur mit Termin. Doch das scheint zu funktionieren. Leiterin Marion Dragoman: „Bei uns im Tierheim werden derzeit mehr Tiere gesucht, als abgegeben. Katzen haben wir fast keine mehr hier.“

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