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„Todesstrecke“ erstmals unfallfrei

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Immer selteneres Bild: Ein Polizist mit Fotoapparat sichert nach einem U-Bahn-Unfall an der Eschersheimer Landstraße die Spuren.
Immer selteneres Bild: Ein Polizist mit Fotoapparat sichert nach einem U-Bahn-Unfall an der Eschersheimer Landstraße die Spuren. © Kammerer, Bernd (.)

33 Tote, unzählige Verletzte – auf der Eschersheimer Landstraße kam es seit der Eröffnung der U-Bahn-Trasse im Jahr 1968 immer wieder zu schweren Unfällen bei Gleisüberquerungen. Es besteht aber Grund zur Hoffnung, dass die zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen greifen: 2014 verunglückte auf der „Todesstrecke“ kein einziger Fußgänger.

Die Nachricht, die das Zeug zu einer kleinen Sensation hat, ist im Verkehrsbericht 2014 der Frankfurter Polizei versteckt, auf Seite 14 ganz unten: An der U-Bahn-Trasse auf der Eschersheimer Landstraße, so heißt es da, sei es 2014 „zu keinem Verkehrsunfall zwischen U-Bahnen und Fußgängern“ gekommen. Die Verfasser des am Montag vorgestellten Papiers heben hervor, dass an der Strecke zwischen 1968 und August 2010 bei Verkehrsunfällen mit U-Bahnen insgesamt 33 Menschen getötet wurden, die die Gleise überqueren wollten. Dass sich die Situation entschärft hat, führt die Verkehrsdirektion in ihrem Bericht auf „bauliche und signaltechnische Maßnahmen an den Gleisquerungen“, aber auch auf „verkehrspolizeiliche Maßnahmen“ und „betriebliche Maßnahmen der Verkehrsgesellschaft Frankfurt“ zurück.

Langjähriges Thema

Die Sicherheit an der U-Bahn-Trasse auf der Eschersheimer Landstraße – es ist die älteste in Frankfurt – ist schon seit Jahrzehnten ein kommunalpolitisches Thema. Die dazu gestellten Anträge aus Ortsbeirat und Stadtverordnetenversammlung dürften mehrere Aktenordner füllen. Weil beim Überschreiten der Gleise immer wieder Menschen ums Leben kamen, geisterte die Trasse mitunter auch als „Todesstrecke“ durch die Medien. Vor allem Forderungen nach mehr Sicherheit an den Stationen Dornbusch, Fritz-Tarnow-Straße, Hügelstraße, Lindenbaum und Weißer Stein wurden laut. Dort verkehren Züge der Linien 1, 2, 3 und 8.

Bernd Conrads, Sprecher der Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF), bezeichnet das Ausbleiben von Unfällen auf der Trasse im vergangenen Jahr als „gute Nachricht“. Eine „Garantie für die Zukunft“ sei sie allerdings nicht: „Die Aufmerksamkeit von Fußgängern an Gleisübergängen muss geschärft bleiben.“ Wie die Polizei geht auch Conrads davon aus, dass die zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen an den früher unfallgefährdeten Übergängen ihre Wirkung zeigen.

Conrads führt aus, dass der Boden an sämtlichen Gleisübergängen gelb eingefärbt und mit einem aufgemalten Bahnübergangssymbol versehen worden sei. Diese Bodenmarkierungen würden auch von Menschen wahrgenommen, „die ihren Blick beim Gehen auf ein Smartphone, also nach unten gerichtet haben“. Die schlichte, aber gute Idee sei inzwischen sogar exportiert worden: Auch in Hannover gebe es jetzt entsprechend markierte Übergänge.

Auch mit weiteren Bahnübergangsschildern in Augenhöhe habe die VGF die Querungen an der Eschersheimer Landstraße ausgestattet, berichtet Conrads weiter. Eine offenbar wirksame Sicherheitsmaßnahme, die auch im Verkehrsbericht erwähnt ist, sind die sogenannten Rot-Rot-Dunkel-Ampeln. Diese zeigen zwei Rotsignale, wenn ein Zug naht und gar kein Signal, wenn die Fußgänger gehen dürfen. Studien haben nämlich gezeigt, dass Menschen an Ampeln ohne Signal aufmerksamer sind als an solchen, die Grün zeigen.

Als bauliche Maßnahme, mit der die Situation an den U-Bahn-Stationen entschärft wurde, nennt Conrads die sogenannte Z-Führung der Fußgänger durch Gitter. Wer als Fußgänger die parallel zur U-Bahn-Trasse verlaufende Straße überquert, kann nicht einfach geradeaus über die Gleise laufen: Er kommt zunächst an ein Gitter, muss sich nach links wenden und ein Stück parallel der Schienen gehen. Dann muss er sich wieder nach rechts wenden, um die Gleise überschreiten zu können. Die Gefahr, dass Schienen beim unaufmerksamen Geradeauslaufen übersehen werden, ist somit gebannt.

Sinkende Zahlen

Stadtweit ist die Zahl der Verkehrsunfälle mit U- und Straßenbahn im Jahr 2014 auf 205 gesunken, im Vorjahr hatte die Polizei noch 216 Unfälle registriert. Die Zahl der bei Unfällen mit Schienenfahrzeugen getöteten Personen sank laut Verkehrsbericht von 3 auf 1. Bei dem Todesopfer handelt es sich um einen Fußgänger, der bei Rot die Gleise überschritten hatte. Die Zahl der Schwerverletzten stieg von 9 auf 14, die Zahl der Leichtverletzten sank von 116 auf 89.

Der Unfall mit der größten Zahl von Beteiligten ereignete sich im Jahr 2014 an der Station in Ginnheim. Im April fuhr eine U-Bahn, in der sich 60 Menschen befanden, auf einen Prellbock auf. Drei Passagiere wurden schwer, 16 leicht verletzt. Der Zug war ungebremst in den Prellbock gefahren, der Fahrer hatte einen Schwächeanfall erlitten.

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