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Umweltschützer sehen Kritik an Mivotherm von der Fraport bestätigt

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Die Mivotherm-Anlage am Frankfurter Flughafen soll vor Vogelschlag warnen.
Die Mivotherm-Anlage am Frankfurter Flughafen soll vor Vogelschlag warnen. © Hans Nietner (Hans Nietner)

Die Fraport wird ein neues Vogelschlag-Warnsystem am Flughafen installieren. Die Bürgerinitiative für Umweltschutz (BfU) hatte vor Eröffnung der Nordwest-Landebahn die bisherige Technik als zu unsicher eingestuft.

Frank Wolf, Pressesprecher der Bürgerinitiative für Umweltschutz (BfU), hat schon wiederholt die Einstellung des Flugbetriebes auf der neuen Landebahn vorhergesagt – bekanntlich wird diese immer noch genutzt. Ganz ungerechtfertigt können die kritischen Worte aus Eddersheim zum Teil nicht gewesen sein – zumindest, wenn es um das System geht, das die Piloten vor Vogelschlag warnen soll. Denn wie die BfU nun herausgefunden hat, möchte der Flughafenbetreiber Fraport ein völlig neues System installieren.

Unter der Bezeichnung „EU-P 0406-16BL, BIRDS Bird Intrusion Radar Detection“ nämlich hat die Fraport den Bau eines neuen Überwachungssystems ausgeschrieben, das den Bereich im Auge haben soll, in dem die Flugzeuge den Main überqueren, die auf der Nordwestbahn landen wollen. Das ist der Bereich, in dem etwa wegen der Eddersheimer Schleuseninsel besonders viele Vögel vorkommen. Aus dem Ausschreibungstext geht es nicht eindeutig hervor, aber die BfU geht davon aus, dass das neue System die bisherige Anlage des Typs Mivotherm ersetzen soll.

Das System soll, wie es in der Ausschreibung heißt, den Beobachtungsbereich überwachen, Vogelflugbewegungen erkennen und darunter diejenigen identifizieren, die für die Flugsicherheit bedeutsam sein können. „Zeitgerecht“ sollen dann Warnungen an die Flugsicherung weitergegeben werden. Die Fraport möchte, dass mit dem Bau der Anlage im Dezember 2016 begonnen wird und dass dies spätestens im September 2017 in Betrieb geht.

BfU-Mann Wolf triumphiert nun und sieht die Vorbehalte der BfU gegen das Mivotherm-System gerechtfertigt. Der Vorgang zeige, dass das vorhandene System mangelhaft sei. Beispielsweise bei Nebel, Regen und Schneefall versage die Wärmebildtechnik völlig. Tatsächlich möchte die Fraport bei dem neuen System diese Technik nicht mehr einsetzen, sondern vertraut in der Zukunft auf die Erkennung der Vögel durch Radar. „Aus guten Gründen hat bisher kein anderer Flughafen das System Mivotherm übernommen“, sagt Wolf. Das ist übrigens eine Einschätzung, die auch von den Juristen vertreten wurde, die die Stadt Hattersheim bei den Klagen gegen den Flughafenausbau vertreten haben.

Diese juristische Auseinandersetzung – es sind noch Klagen gegen die Nordwest-Landebahn anhängig – wird aus der Sicht der BfU auch durch die jetzige Ausschreibung wieder befeuert. Der Kurswechsel in Sachen Mivotherm sei „eine juristische Breitseite, die den Planfeststellungsbeschluss von 2007 erschüttern dürfte“. Dies meint jedenfalls Frank Wolf. Er hat auch darauf hingewiesen, dass das Vogelschlagwarnsystem Bestandteil der Baugenehmigung war, in vollem Umfang aber nie installiert worden sei.

Dass es immer wieder einmal zu Kollisionen von Flugzeugen mit Vögeln kommt, hat die Fraport nie bestritten. Trotzdem seien alle Maschinen sicher gelandet. Die andauernde Kritik der BfU an Mivotherm habe dazu geführt, dass die Fraport sogar den Schriftwechsel mit der Bürgerinitiative eingestellt habe, erläutert Frank Wolf. Zu der nun bekannt gewordenen Ausschreibung sei weder vom Flughafenbetreiber noch von den zuständigen Stellen des Landes Hessen bislang öffentlich nur ein Wort zu hören gewesen, merkt Wolf noch an. Ob ein radargestütztes System tatsächlich besser sei, ist für ihn auch noch längst nicht bewiesen.

(bt)

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