„Voller Tatendrang“

Wie bringen sich junge Leute in den Kommunalwahlkampf ein? Haben sie überhaupt Chancen in die Parlamente zu kommen? Im zweiten Teil unserer Serie geht es um die Jungen Liberalen.
Sie sind nicht so viele, deshalb müssen die Jungen Liberalen im Kreis gut überlegen, wie sie ihre Ressourcen im Kommunalwahlkampf einsetzen. 35 Mitglieder zählt der Kreisverband nach Angaben seines Vorsitzenden Kilian Karger aktuell. Der 20-Jährige aus Hofheim, der in Frankfurt Soziologie und Ethnologie studiert, steht immerhin auf Platz 3 der FDP-Liste für die Stadtverordnetenversammlung, Chemie-Student Florian Conrad (28) hat es in Kriftel sogar auf Listenplatz 1 geschafft. Informatik-Student Martin Müller (21) aus Hattersheim, der im Landesvorstand der JuLis sitzt und im Kreisvorstand den Schatzmeister macht, verweist darauf, dass man mit Marcel Wölfle aus Eppstein immerhin einen JuLi weit vorn auf Platz 9 der Kreistagsliste hat.
Die Stimmung in der FDP insgesamt wie auch beim Parteinachwuchs bezeichnet das Trio als „richtig gut“, seit dem Ausscheiden aus dem Bundestag habe sich da viel zum Positiven verbessert, „da muss man unserer Vorsitzenden Bettina Stark-Watzinger ein Riesenkompliment machen.“ Gut angenommen fühlen sich die jungen Leute von den Etablierten in der Partei. „Wir bringen unsere Programmatik in die FDP mit ein“, erläutern sie.
Die Interessen ihrer Generation wollen sie dabei vertreten. Ein Schwerpunkt ist für sie der Öffentliche Personennahverkehr. „Da sehen wir Ausbaupotential“, sagt Martin Müller. Das Netz sei im Rhein-Main-Gebiet am Limit, das sehe man nicht zuletzt an den vielen Verspätungen, meinen die Jungen Liberalen. Für die Regionaltangente West wollen sie sich deshalb stark machen, aber auch für bessere Nacht-Verbindungen zwischen Frankfurt und dem Main-Taunus. Dass junge Leute nach 20 Uhr nicht mal mehr nach Wildsachsen oder Langenhain kämen, weil schlicht kein Bus mehr fahre, sei auch nicht gerade toll.
Der Ausbau des Glasfasernetzes ist ein weiteres Wahlkampfthema für die Jungen Liberalen. Sie wollen sich zudem für mehr Computer und Beamer für die Schulen einsetzen. „Was Frankfurt schafft in Höchst, das schaffen wir in unserem Main-Taunus-Kreis auch“, sagt Martin Müller. Freies W-Lan, wie es das bereits in der Brühlwiesenschule gebe, sei auch für die übrigen Schulen wünschenswert, finden die Nachwuchspolitiker zudem.
Einsparungen in den Haushalten der Kommunen und im Kreis findet Florian Conrad noch ein wichtiges Thema. „Die Verschuldung geht zulasten der jungen Generation, da sehen wir keine Generationengerechtigkeit“, sagt der Krifteler. Für den Rotstift, findet er, „da gäbe es so viel Potenzial, auch in den Verwaltungen.“
Bewusst hätten sich die Jungen Liberalen in Hessen gegen eine eigene Kampagne zur Kommunalwahl entschieden, erläutert Kilian Karger. Die drei aus dem MTK finden das aber nicht falsch, im Gegenteil. Eine „junge, tolle, frische Rahmen-Kampagne“ habe die FDP in Hessen sich überlegt. „Das hat uns überzeugt.“ Kern ist der Slogan: „Lasst es uns anpacken“, der mit einem gelben Arbeitshandschuh kombiniert ist. Einen eigenen Flyer haben die JuLis Main-Taunus aber schon aus den vorgegebenen Materialien mit ihren Themen gestaltet. Den wollen sie auch auf S-Bahnhöfen im Kreis Menschen in die Hand drücken, des Nahverkehrs-Themas wegen. „Da kann man sich sicher sein, dass man Aufmerksamkeit erreicht“, sagt Martin Müller. Auch bei Facebook wollen die Jungpolitiker aktiv werden. „Wir machen eine Fan-Gruppe auf. Die CDU Main-Taunus hat auch nur 65 Likes, das sollten wir ganz schnell knacken können“, meint Martin Müller. Zu den öffentlichen Teamtreffen, die auf Facebook angekündigt werden sollen, seien junge Wähler immer willkommen. Die Jungen Liberalen wollen zudem an den Wahlständen der FDP möglichst oft präsent sein. Eine kleine Bar-Tour ist für 4. März in Hofheim und Kriftel geplant. „Es macht Spaß, sich mit den Bürgern zu unterhalten und dabei Probleme vor Ort zu identifizieren“, sagt Kilian Karger. Florian Conrad ist in Kriftel sogar offizieller Wahlkampfverantwortlicher der FDP. „Ich mache im Moment nichts anderes als Wahlkampf, arbeiten und studieren“, sagt der 28-jährige. Klares Ziel: Mitmischen in der Kommunalpolitik, denn da „kann man unmittelbar was bewegen“, sagt Martin Müller und ergänzt: „Wir sind voller Tatendrang.“