Warum die älteste Frankfurter Kirche auch die wichtigste ist

Die Stiftergemeinschaft Justinuskirche verzeichnet stetige Zuwächse bei den Besucherzahlen in Frankfurts ältestem Gotteshaus. Und die Kirche offenbart immer mehr Kunstschätze: Erst jetzt wird die Bedeutung der Sitzfigur des Heiligen Antonius offenbart, die in der Seitenkapelle ihren Platz hat.
Das Team der ehrenamtlichen Kirchenführer ist klein, aber kompetent: Es gehört einiges Wissen dazu, Besuchergruppen fachkundig durch die Justinuskirche zu führen. Und die Arbeit nimmt zu: Im vergangenen Jahr zählte die Stiftergemeinschaft rund 15 500 Besucher abseits der Gottesdienste in der Kirche, etwa 1500 mehr als im Vorjahr. In 60 Gruppen wurden insgesamt 1100 Besucher durch die Kirche geführt; dazu kommen noch die Führungen, die von externen Stadtführern angemeldet wurden. Die Kirchenführer der Stiftergemeinschaft sind im vergangenen Jahr eigens in einer dreitägigen Veranstaltung geschult worden, um ihre Kenntnisse zur Kirche, zu ihren Ausstattungsgegenständen und Kunstwerken sowie dem liturgischen Hintergrund zu perfektionieren.
Viel geleistet
Im vergangenen Jahr hat die Stiftergemeinschaft diverse Projekte abgearbeitet, so etwa die Reinigung des „Emmaus-Mahls“. Das große Gemälde nach Bernardo Strozzi wurde nach seiner Reinigung und Konservierung an der Südwand des Chors aufgehängt; zuvor hing es an der Nordwand. Die Südwand als „wärmere“ Wand des Gotteshauses ist allerdings geeigneter für das Bild – und es ist nun auch besser für die Besucher sichtbar, wenn sie die Kirche betreten. Außerdem hat die Stiftergemeinschaft Altargeräte reinigen und reparieren lassen. Auch die alten Messgewänder, Paramente genannt, wurden gesichtet und fotografiert; das Ergebnis soll in diesem Jahr in einem Katalog veröffentlicht werden. Voriges Jahr konnte auch ein neuer Kirchenführer im Heftformat veröffentlicht werden; geschrieben hat ihn der Justinuskirchen-Kenner Dr. Wolfgang Metternich. Außerdem ist seit vergangenem Jahr alle verfügbare Literatur über die Justinuskirche online im Netz zu finden: Die Stiftergemeinschaft hat zum Teil seit Jahrzehnten nicht mehr erhältliche Schriften einscannen und ins Internet stellen lassen. Darunter sind Veröffentlichungen von Anfang des 19. Jahrhunderts, aber auch die Aufzeichnungen der Antoniter („Diarien“) ab 1440 oder die alten Pfarrchroniken. Sie sind nun unter zu finden.
Ein Erfolg war auch der 22. Höchster Orgelsommer, der von Rolf Henry Kunz im Namen der Stiftergemeinschaft organisiert wird: Abermals waren namhafte Organisten aus Deutschland und der ganzen Welt in der Justinuskirche zu hören. Kunz hatte die Konzertreihe ins Leben gerufen, die sehr zum Renommee der Justinuskirche beigetragen hat. Im vergangenen Jahr hat Kunz auch eine neue Weihnachts-CD mit Aufnahmen aus der Justinuskirche veröffentlicht. Auch in diesem Jahr wird es wieder einen Höchster Orgelsommer geben. Das Programmheft mit allen Details ist noch in Vorbereitung; die Termine sind aber schon unter einsehbar.
Das größte Projekt, das von der Stiftergemeinschaft derzeit mitfinanziert wird, ist allerdings die Restaurierung der Sitzfigur des Heiligen Antonius (siehe Info), die seit dem Sommer im Landesdenkmalamt in Wiesbaden erstmals eingehend untersucht und bewertet wurde. Dafür gab es vor Weihnachten noch 20 000 Euro aus der Hand von Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD), eine Ausschüttung aus der Höchster Wohlfahrtsstiftung. Das Geld hatte für Ernst-Josef Robiné die Stiftergemeinschaft entgegengenommen, doch es war eine seiner letzten öffentlichen Amtshandlungen: Der Vorsitzende will nach 33 Jahren Vorstandsarbeit „zurück ins Glied“ und tritt zu keiner weiteren Amtszeit mehr an. Doch er hat vorgesorgt, der Nachfolger wird schon eingearbeitet: Dr. Werner Brodt wird im März dem Kuratorium als neuer Vorsitzender aus dem Vorstand vorgeschlagen. In der Stiftergemeinschaft obliegt die Wahl des Vorstands nicht der Mitgliederversammlung, sondern dem Kuratorium, in das die Mitgliederversammlung Vertreter entsenden.
Dr. Werner Brodt (62) war bis zu seinem Ruhestand Standortleiter der Firma Clariant im Industriepark Höchst und schon einmal bei den Stiftern aktiv, bis er sein Engagement berufsbedingt einstellen musste: Von 2000 bis 2006 saß er im Kuratorium des Vereins, ist also kein Unbekannter. Ernst-Josef Robiné, selbst exzellenter Kenner der Materie rund um die Kirche und Autor eines Sachbuchs zum Thema, möchte dem Verein aber weiterhin als Beisitzer zur Verfügung stehen.
Neue Aufgaben
Die Stiftergemeinschaft Justinuskirche ist seit 34 Jahren um den Erhalt und die Restaurierung von Frankfurts ältestem Bauwerk bemüht. Einer, der dabei seit Jahrzehnten mithilft, ist der Höchster Messerschmied Peter Abel: Er bringt jedes Jahr ein Brötchenmesser mit einer Motiv-Gravur zum Thema Justinuskirche heraus. Im vergangenen Jahr war das natürlich die Figur des Heiligen Antonius. Die Messer, die es unter anderem beim Altstadtfest der Vereine in Höchst zu kaufen gibt und von deren Kaufpreis Abel den Gewinn an die Stiftung weitergibt, sind längst ein begehrtes Sammlerobjekt und haben Fans auch in den USA.
Und Geld wird immer gebraucht: In diesem Jahr soll das barocke Wandkreuz aus der Zeit um 1700 gesäubert und ein barockes „Vortragekreuz“ repariert werden. Auch die Strahlenmonstranz von 1708 / 10, der Kelch des ehemaligen Höchster Rektors Hans Höckel und das Sakramentshäuschen aus der Zeit vor 1463 brauchen restauratorische Zuwendung. Das Sakramentshäuschen wurde gestern geöffnet; hinter einem zutapezierten Holzkasten fand sich ein kleines Kreuzgewölbe mit Antoniter-Schlussstein. Zudem stehen einige weitere Arbeiten an. Und etwas Geld bleibt auch noch für den Justinusgarten, der unter der Ägide von Ernst-Josef Robiné wiederbelebt und mit Kräutern bepflanzt wurde, die von den Antonitern in ihrem Spital benutzt wurden: Mehr als 300 Blumen und Kräuter werden dort mit Beginn der wärmeren Jahreszeit wieder blühen.