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Ein neuer Supermarkt auf der Offenbacher Landstraße soll es richten

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Hermann Schöninger, Vorsitzender des Gewerbevereins, vor dem ehemaligen ?Café Cuore?: Der Leerstand auf der ?Oberräder Zeil? hat sich durch die einjährige Baustelle verschlimmert.
Hermann Schöninger, Vorsitzender des Gewerbevereins, vor dem ehemaligen ?Café Cuore?: Der Leerstand auf der ?Oberräder Zeil? hat sich durch die einjährige Baustelle verschlimmert. © Michael Faust

Die Offenbacher Landstraße ist wieder offen, die Baustelle endlich weg. Die Geschäfte klagen trotzdem über mangelnde Kundschaft. Was könnte helfen, um die Oberräder wieder vom Einkaufen im Stadtteil zu überzeugen?

Die Offenbacher Landstraße bietet auf ihrem zentralen Abschnitt zwischen Speckgasse und Buchrainplatz, auch als Oberräder Zeil bezeichnet, einen traurigen Anblick. Etliche Läden sind verwaist, in den Schaufenstern klafft Leere. Bauarbeiter legen Platten auf den Gehweg, der nun fast fertig ist und wie geleckt aussieht – doch kaum jemand läuft darüber. Vor der Bäckerei Eifler sind Passanten anzutreffen, ansonsten ist um 11 Uhr am Werktag nicht viel los.

Hermann Schöninger, Vorsitzender des Oberräder Gewerbevereins und Mitarbeiter bei Eifler, zeigt auf das Schild im Fenster des Nachbargeschäfts: „Zu vermieten“. „Das Geschäft steht seit April 2017 leer, zuletzt war ein Café mit italienischen Lebensmitteln drin. Der Besitzer aus Offenbach hat aufgegeben, als die Baustelle kam.“ Kein Wunder, die Miete für das 200 Quadratmeter große Geschäft betrug 2900 Euro kalt, erinnert sich Schöninger.

Mehr Laufkundschaft

Aber schon vorher sei es angesichts mangelnden Umsatzes kaum möglich gewesen, diesen Mietpreis zu zahlen. Schöninger hatte versucht, eine Drogeriekette zu gewinnen, die hier einzieht – früher war hier die Schlecker-Filiale. Aber sowohl Rossmann als auch DM hätten abgewunken: Es sei zu wenig Kundschaft zu erwarten, bei „nur“ 13 000 Einwohnern.

Das Leerstandsproblem auf der Offenbacher gibt es schon länger. Die Baustelle, die ein Jahr lang die Straße blockierte, hat die Lage aber drastisch verschlimmert. Bei Eifler wurde das Personal in der Zeit gekürzt, der Schlüsseldienst gegenüber entschied sich, den Laden vorübergehen zu schließen. Das Geschäft „Zauberblumen“ in der Nummer 285 weiß nicht, wie es das Jahr überleben soll: „Die Kundschaft bleibt aus. Die Leute kaufen lieber billige Blumen bei Rewe,“ klagt die Floristin Ewa Mokrzycka. Und in der Nachbarschaft auf der Offenbacher ziehen nur noch Wettbüros oder Shisha-Bars ein.

Hermann Schöninger ist ratlos, denn er stellt fest: „Oberrad ist eine Schlafstadt, viele pendeln von hier nach Frankfurt zum Arbeiten, kommen erst abends spät zurück. Der Stadtteil interessiert die Pendler nicht.“ Viele davon seien EZB-Angestellte, die obendrein auch am Wochenende nicht da seien.

Ankermarkt kommt

Andererseits wünschen sich die Oberräder aber mehr Infrastruktur in ihrem Stadtteil. Eine Umfrage in der Facebookgruppe „Oberrad.net“ hat ergeben, dass die Oberräder sehr wohl lieber zu Hause einkaufen würden, anstatt nach Offenbach oder Sachsenhausen zu fahren. Ihnen fehlen aber die richtigen Geschäfte. „Was ich vermisse, sind eine Drogerie und ein Metzger“, sagt eine Userin. Andere Kommentatoren stimmen zu. „Ein Metzger mit regionalen Produkten, und eine Drogerie“, schreibt ein anderer. Ein dritter wünscht „einen Discounter, also eine Alternative zu Rewe“.

Der Discounter ist auch das, was sich der Ortsvorsteher Christian Becker wünscht, weil ein Ankermarkt die Straße wieder attraktiv machen würde. Vor allem, weil der einen Parkplatz böte, wo der Kunde sein Auto abstellen kann, um auch zu weiteren Geschäften zu Fuß zu laufe. Der Rewe-Parkplatz, der nur mit Parkscheibe für eineinhalb Stunden nutzbar ist, ist zu klein, sagt Becker, wie auch der Markt selbst: „Die Gänge sind eng, das Sortiment reicht nicht aus“, sagt Becker. Das Gleiche gelte für den Nahkauf in der Wiener Straße.

Der gewünschte neue Supermarkt soll kommen, das ist ausgemacht mit den Besitzern des Grundstücks, auf dem derzeit der Profi-Getränkemarkt steht. Dieser soll einem Discounter der Edeka weichen, wie auch die dahinterliegende Brachfläche, die derzeit als Parkplatz genutzt wird. Edeka ist bereits Mieter auf dem Grundstück, der Profimarkt gehört zur Gruppe dazu. Der Magistrat muss den Plänen für den Gebäudekomplex mit Parkplatz nur noch zustimmen.

Es gab planungsrechtliche Schwierigkeiten, weil der Radweg, eher ein Feldweg, der parallel zur Offenbacher unter halb des Grundstücks verläuft, wegfallen würde. Dieses Stück Weg soll die Zufahrt zum neuen Supermarkt werden. „Das Problem ist jetzt gelöst, weil der neue Radweg nun entlang der Offenbacher Landstraße verläuft“, erklärt Ortsvorsteher Becker. „Ein Supermarkt an dieser Stelle würde der ganzen Offenbacher Landstraße mehr Laufkundschaft verschaffen“, sagt auch Schöninger.

Alle Läden könnten profitieren, vielleicht auch ein Metzger. „Das müsste ein Filialist sein.“ Denn der Metzger, der zwei Häuser weiter vom Eifler einst war, musste wegen mangelnden Umsatzes schließen. Wegen der hohen Mieten hat Schöninger die Wirtschaftsförderung aktiviert, die soll auf die Vermieter einwirken, mit den Preisen entgegenzukommen.

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