Probleme am Schultheis-Weiher: Es bleibt nur Phosphatreinigung

Es ist ein komplexes System. Der Satz trifft für den Schultheis-Weiher als solchen ebenso zu wie die Gemengelage drumherum: Für eine Stadt ohne eigenes Schwimmbad ist der See als zweite Möglichkeit zum Baden wichtig.
Offenbach – Für die Angler ist der See ein Rückzugsort für ihr beschauliches Hobby. Und für Naturschützer ist er Heimat nicht nur für Zugvögel. Problem: In den vergangenen Jahren mit zu viel Sonne und zu wenig Regen ist der See immer wieder gekippt – mit verheerenden Folgen, denen meist Vorwürfe folgten. Nun haben sich Umweltamt und Angelsportler zum Austausch getroffen. Ergebnis laut städtischer Mitteilung: gegenseitiges Einvernehmen, künftig mindestens ein Gesprächstermin im Jahr.
Auslöser für das Gespräch ist ein neuerliches Fischsterben Mitte Juni* gewesen: Als diese ans Land gespült werden, alarmiert der ASV Rumpenheim den Bürgermeister, der die Wehr entsendet zur Aal-Rettung. Im Umweltamt als zuständige Fachbehörde soll man über die Vorgehensweise nicht amüsiert gewesen sein. Vorwurf der Gegenseite: Es ist ja keiner zu erreichen! Verbunden mit Hinweisen, wie man den Schultheis-Weiher und die Fische retten könnte. Dem offenbar vorhandenen Gesprächsbedarf ist man nun nachgekommen.
Offenbach: Fischsterben ein Thema
Auf der einen Seite das Umweltamt mit Leiterin Heike Hollerbach, auf der anderen Seite die Vereinigung der Angelvereine Offenbach (VOA) als Pächter mit Armin Schäfer Sascha Uebel. Ergebnis nach der Runde: „Das alles hätte sich mit dem richtigen Kontakt zur richtigen Zeit leicht vermeiden lassen. Eine gemeinsame Problemlösung wäre dann viel einfacher gewesen“, sagt Heike Hollerbach.
Selbstverständlich ist das Fischsterben Thema, „das im Juni durch einen akuten Sauerstoffmangel nach enormen Zersetzungsprozessen absterbender Cyano-Bakterien hervorgerufen wurde“. Die Gesprächsteilnehmer tauschen sich über Ursache und Wirkung aus. Anhand der Messdaten im Jahresverlauf über den Phosphat- und Chlorophyll-Gehalt (worunter die Cyano-Bakterien zählen) vollzogen beide Seiten nochmals nach, wie sich der Weiher nach der ersten Bekämpfung des Phosphats 2008 deutlich erholte und nach einigen weiteren Maßnahmen 2009 bis 2014 in einem relativ guten Zustand war.
„Durch gravierende Veränderungen beim Wetter – 2015 sank die Niederschlagsmenge auf rund 60 Prozent des Vorjahres – und Einflüsse von außen – etwa die Zunahme der Wasservogelpopulation, zunehmende Zahl der Hitze-Tage und invasive Arten ist die Situation für den Weiher danach immer problematischer geworden“, heißt es seitens der Stadt.
Diskutierte Maßnahme mit Aal-Besatz
Weiteres Thema: Die oft diskutierte Maßnahme mit dem Aal-Besatz. Zur Erinnerung: Das 2018 gestartete Projekt ging mit einem Fangverbot für Aale im Schultheis-Weiher durch das Regierungspräsidium einher. Das ist auf Unverständnis gestoßen – nicht alle Vereine haben das Schreiben zum Fangverbot unterschrieben. Im neuerlichen Austausch ist deutlich geworden, dass gerade Aale eingesetzt wurden, da sie am besten in einem trüben Gewässer mit geringer Sichttiefe dafür geeignet sind und den Roten Amerikanischen Flusskrebsen als invasive Art eindämmen sollen.
Bei dem Gespräch werden die Maßnahmen zur Verbesserung der Situation, beispielsweise durch eine Phosphatfilterung mittels Container mit integrierter Reinigung des Schlammes beleuchtet. Auch die Vor- und Nachteile einer Sprudelanlage sind nun offenbar geklärt. „Hier überwiegen die Nachteile, weil es kurzfristig ebenfalls ein Fischsterben hervorrufen und die Cyano-Bakterien noch fördern könnte“, so Heike Hollerbach.
In der Abwägung ist die Phosphatreinigung die erfolgversprechendste, sie ist auch bereits mit den oberen Behörden abgestimmt. Für die sogenannte Phosphorelimination an kleineren Gewässern und Zuläufen bieten Firmen beispielsweise (Miet-) Kompaktanlagen mit einem Wasserdurchsatz von bis zu 120 Kubikmeter in der Stunde. Als geschätzte Kosten sind bislang 600.000 Euro im Gespräch. Armin Schäfer sagt jedenfalls: „Wir haben nachgefragt, ob mit einer solchen Anlage der Badebetrieb möglich ist, was mit ,Ja’ beantwortet wurde. Auch würde sich durch die Anlage der Schlamm im Weiher reduzieren. Dies wäre eine Maßnahme, welche die VOA begrüßen würde.“ Die Funktion einer solchen Anlage:
Gespräch mindestens einmal jährlich
„Wir haben erkannt, dass es mit dem Belüften oder Zuleiten von Fremdwasser nicht so geht, wie wir dachten“, betont Sascha Uebel, 2. Vorsitzender der VOA und Mitglied im Hessischen Fischereiverband, nach dem Gespräch. Man sei insbesondere erstaunt, wie viel Phosphat in den Schultheis gelange: Dass Wasservögel Nährstoffe in den Weiher bringen, sei klar. „Aber wo genau die Eintragswege aus dem Grundwasser liegen, dass zum Beispiel durch unterirdische Strömungen zwar der Schultheis betroffen ist, aber danebenliegende Gewässer durchaus nichts abbekommen, ist uns neu“, so Uebel.
„Wir freuen uns, dass wir jetzt wieder im engen Austausch sind. Wir können uns jetzt direkt auf kurzem Wege erreichen. Wir wollen als Pächter mit der Stadt zusammenarbeiten“, resümiert Uebel. „Ich denke, dass ein Gespräch mindestens einmal jährlich, mit Rückschau und Vorplanung für das nächste Jahr, eine gute Ausgangslage schafft, damit die nächsten Schritte klarer sind. Fragen besprechen wir direkt“, so Heike Hollerbach.
Von Martin Kuhn
Weitere Infos: t1p.de/schult-Video
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