150 000 Euro für private Fotovoltaikanlagen

Nidda (ihm). »Ich finde es klasse, was wir hier gerade machen!«, betonte Marcus Stadler (Grüne) am Ende seiner Rede jüngst im Niddaer Parlament. Dort ging es um den Klimaschutz: Im Förderzeitraum Februar bis Dezember dieses Jahres unterstützt die Stadt Bürgerinnen und Bürger, die eine Fotovoltaikanlage (PV) für ihren privaten Haushalt kaufen wollen.
Dies beschloss die Stadtverordnetenversammlung bei ihrer jüngsten Sitzung einstimmig. Dem Votum waren mehrfach Diskussionen in den parlamentarischen Gremien vorausgegangen. Als das Parlament den Beschluss zur Fotovoltaik im Dezember hatte fassen wollen, verschob es die Entscheidung auf Antrag von Stadler zunächst noch einmal. Der Grünen-Fraktionsvorsitzende hatte angeregt, die Fördermittel von 150 000 Euro effizienter zu verteilen. Ziel war es, dass mehr Menschen eine Mini-PV-Anlage errichten können, beispielsweise auf dem Balkon (diese Zeitung berichtete).
Bis 1000 Euro für größere PV-Anlagen
Hagen Puttrich (CDU), der Vorsitzende des städtischen Haupt- und Finanzausschusses, trug eine Beschlussvorlage vor, die folgende Förderungen vorsah: Käufer von Mini-PV-Anlagen werden mit 30 Prozent der Anschaffungskosten bezuschusst, wobei der maximale Förderbetrag 200 Euro beträgt. Für größere PV-Anlagen und Stromspeicher ist ebenfalls eine Unterstützung vorgesehen - die liegt bei 100 Euro pro installierter Kilowatt-Peak-Leistung und höchstens bei 1000 Euro. Für Stromspeicher kann man 50 Euro pro Kilowattstunde Speicherleistung als Zuschuss erhalten, maximal sind es 500 Euro. Die 150 000 Euro Haushaltsmittel der Stadt - es sind Restmittel des investiven Klimaschutzprogramms - sollen sich zu 55 Prozent auf die Mini-PV-Anlagen und zu 45 Prozent auf PV-Anlagen und Stromspeicher verteilen.
Grünen-Mann Stadler dankte im Namen seiner Fraktion für die Auseinandersetzung mit dem Thema und den Beschluss. »Wir hatten den Antrag zwei- oder dreimal im Parlament, es hat Früchte getragen.« Anhand von Rechenbeispielen veranschaulichte er, was die Förderung tatsächlich bringt. »Würden es alle Kommunen machen wie Nidda, könnte die Braunkohle in der Erde bleiben«, betonte er.
Die Preisentwicklung bei den PV-Anlagen ist laut Stadler dynamisch, pendle sich bei den Balkonanlagen momentan auf einem Kaufpreis von 700 bis 800 Euro ein. Mit 200 Euro Zuschuss pro Mini-PV-Anlage kann die Stadt seinen Worten zufolge 412 Anlagen fördern. Er rechnete vor, dass bei positivem Verlauf jede Anlage durchschnittlich 500 Kilowattstunden jährlich einbringen kann. »Das ergibt eine Einspeisung von 200 000 Kilowattstunden pro Jahr.« Entweder verbrauche der jeweilige Eigentümer den Strom sofort und spart 200 Euro pro anno - oder der Strom gehe ins Netz und komme somit kostenlos der Ovag zugute. Insofern nimmt der Zukauf des Energieversorgers an der Strombörse laut Stadler ab: »Die Ovag wird, wenn es gut läuft, 200 000 Kilowattstunden weniger Strom beschaffen.« Pro Kilowattstunde Strom fällt seinen Worten zufolge ein CO2-Gehalt von 546 Gramm an. So hoch sei dieser Wert, weil auch Kohlestrom darin enthalten sei. Das ergebe bei 200 000 Kilowattstunden einen Betrag von 109 Tonnen CO2. Er zitierte eine Aussage des Hessischen Wirtschaftsministeriums: »Eine Förderung ist dann effizient, wenn sie etwa ein Euro pro Kilogramm CO2 kostet. Wir sind bei 75 Cent, das ist sehr effizient.« 109 Tonnen CO2 entsprechen, wie Stadler weiter vorrechnete, 41 000 Liter Diesel und somit 55 Pendlerautos über das gesamte Jahr. Stadlers Fazit: 63,6 Tonnen Braunkohle müssen durch das Projekt von Nidda nicht gefördert werden.
Nun wird sich zeigen, ob die Bürgerinnen und Bürger das Angebot für diese Klimaschutzmaßnahme auch rege annehmen. ARCHIVFOTO: IHM-FAHLE