Agrarpolitik: Grüne kontra Landwirte
Vogelsbergkreis (red). Die weitgehende Übernahme eines Antrags der AfD im Kreistag zur Europäischen Verordnung zu Pflanzenschutzmitteln durch die CDU/SPD-Koalition im Vogelsbergkreis »ist ein Schlag ins Gesicht für den Artenschutz«, schreiben die Vogelsberger Grünen in einer Pressemitteilung. Auch Landratskandidat Mischak habe sich dieser Tage bei den Landwirten des Kreises mit dem Hinweis angebiedert, dass unter anderem hohe naturschutzfachliche Ansprüche den Schuh des Vogelsberger Landwirtes drücken.
Mit dieser Meinung ernten die Grünen jedoch deutliche Kritik seitens der bäuerlichen Interessensvertreter im Vogelsbergkreis: »Wir Landwirte sind der Kreiskoalition dankbar für die mehrheitliche Verabschiedung der Resolution zu Pflanzenschutzmitteln. In der Pressemitteilung der Grünen wird wieder einmal jeglicher, klarer Menschenverstand ausgeblendet. Im Gegenteil, man schiebt vernünftig abwägende Politiker der großen Koalition zuerst in die rechte Ecke zur AfD«, schreibt der Verband.
In der Mitteilung der Grünen-Kreistagsfraktion heißt es weiter, dass die EU-Kommission die Verwendung von Pestiziden reduzieren will, um die Artenvielfalt zu erhalten und die öffentliche Gesundheit und Umwelt zu schützen. »Aber die AfD und die Kreiskoalition schienen das nicht zu verstehen. Sie wollen ungebremsten Pestizideinsatz und großflächige Monokulturen, welche die Böden und die Artenvielfalt zerstören«, so die Grünen.
Populationen besser schützen
Die Montrealer Artenschutzkonferenz habe gezeigt, dass die Bedrohung der Artenvielfalt neben dem Klimawandel ein dringendes Thema ist. Die Ursachen für den Verlust der Artenvielfalt seien die Umnutzung von Land, die Übernutzung von Ökosystemen und Arten, die Klimaerwärmung und die Umweltverschmutzung. Dazukomme die Verdrängung einheimischer Pflanzen und Tiere durch eingeschleppte invasive Arten. Neben diesen Bedrohungen für Pflanzen und Tierwelt bedrohe die Agrochemie mit der Verwendung von Pestiziden und Herbiziden in der Landwirtschaft auch die menschliche Gesundheit. Da gebe es Verdacht auf krebsauslösende Wirkung, Reproduktionstoxizität, Entwicklungstoxizität und Förderung von Autoimmunerkrankungen.
»Im Vogelsberg gibt es Vorkommen von über 90 bedrohten Pflanzenarten und über 140 gefährdeten Tierarten«, erklären die Grünen. »Diese Populationen müssen besser geschützt werden. Politikerinnen und Politiker im Vogelsberg müssten sich für den Erhalt der Landschaft und Artenvielfalt einsetzen. Der Kreis sollte als Vorbild auf kreiseigenen Flächen vorgehen und beispielhaft zeigen, wie sich Artenschutzmaßnahmen wirkungsvoll umsetzen lassen und nicht populistischen AfD-Anträgen hinterherlaufen.« Der Bauernverband Vogelsberg sieht dies anders: Der Vorwurf, Dr. Jens Mischak (CDU) »biedere« sich bei den Landwirten an, sei ein Ausdruck von Hilflosigkeit der Grünen, zum Thema Landwirtschaft. »Die Herren Mischak (CDU) und Görig (SPD) hören den Landwirten zu und sprechen mit ihnen, was man von den Grünen nicht behaupten kann.«
Vorwurf wie ein Schlag ins Gesicht
Bei der Entscheidung zur Resolution sei intensiv der Fachdienst Landwirtschaft mit einbezogen, »und nicht nur soeben mal der eigenen ideologischen Weltanschauung gefolgt« worden. »Der Vorwurf das die Kreiskoalition und die Landwirte ungebremsten Pestizideinsatz und großflächige Monokulturen wollen, welche die Böden und die Artenvielfalt zerstören, ist für uns ein Schlag ins Gesicht«, heißt es in der Mitteilung des Bauernverbandes weiter. Er fordert die Grünen auf, »mal mit offenen Augen durch den Vogelsberg wandeln, und nicht mit Scheuklappen. Für uns Bauern ist der Klimawandel ebenfalls dramatisch, jedoch sorgen wir täglich trotz aller Wetterkapriolen für genügend heimische und gesunde Nahrungsmittel. Uns jedoch andauernd als Umweltverschmutzer darzustellen, wenn wir düngen oder Pflanzenschutz betreiben ist höchst populistisch. Wir Landwirte stehen ein, für eine Reduzierung mit Sinn und Verstand.«
Mit der abschließenden Forderung der Grünen »lasst uns gemeinsam eine Landwirtschaft schaffen, die sowohl für uns als auch unsere Umwelt nachhaltig ist«, würden sie ihre Klientelpolitik bestärken. Nachhaltige Landwirtschaft gebe es schon seit Jahrhunderten, »jedoch eine Partei die alles mit Vorschriften und Verboten regelt, ist wenig nachhaltig«, heißt es in der vom Kreisbauernvebandsvorsitzenden Volker Lein unterzeichneten Mitteilung.