Altenstadt: Eltern wollen Gesamtelternbeirat für alle fünf Kitas einrichten

Weil die Unzufriedenheit mit dem Betreuungsangebot in Altenstadt wächst, wollen Mütter und Väter nun in einem Gremium auf Gemeindeebene ihren Forderungen Nachdruck verleihen.
Wenn es nach Julia Brando, Rebecca Scheppler und Bernd Conrad geht, wird zum nächsten Kindergartenjahr ein Gesamtelternbeirat für die fünf kommunalen Kindertagesstätten in Altenstadt, Höchst, Lindheim, Oberau und in der Waldsiedlung seine Arbeit aufnehmen, um die Interessen von Familien gegenüber Politik und Verwaltung zu vertreten. In diesem Gremium sollen gewählte Elternvertreter aus jeder Kita eine Stimme haben und in regelmäßigem Austausch mit Kita-Träger und Kita-Leitungen an der Gestaltung der Betreuungsangebote beteiligt werden.
Denn viel zu viel läuft ihrer Ansicht nach schief in Sachen Kinderbetreuung in der rund 13 000 Einwohner zählenden Großgemeinde. Das Angebot sei unzureichend, die wohnortnahe Versorgung mit Kindergartenplätzen ungenügend und die Kommunikation mit dem Rathaus hake, kritisiert Rebecca Scheffler, die mit Brando und Conrad eine Elterninitiative ins Leben gerufen hat, der sich bislang etwa 20 Mütter und Väter angeschlossen haben. »Unser Ziel ist es, durch die Bündelung von Interessen als gemeinsames Sprachrohr zu agieren«, sagt Julia Brando.
Kinderbetreuung in Altenstadt: »Nichts passiert«
Unterstützung erhalten die Eltern von den Sozialdemokraten, die vor wenigen Wochen schon zu einem Runden Tisch zum Thema Kinderbetreuung eingeladen hatten. Nachfrage und Angebot klafften aufgrund des signifikanten Mangels an Erzieherinnen und Erziehern immer weiter auseinander, beschreibt SPD-Fraktionsvorsitzender Jan Voß eine Situation, die keineswegs nur Altenstadt betrifft. Doch fühlten sich Eltern hier auch deshalb im Regen stehen gelassen, weil Antworten der Verwaltung, ob, wann und wo das eigene Kind einen Kita-Platz erhalten könne, lange auf sich warten ließen, Eltern aber seien auf Planung angewiesen, um Familie und Beruf vereinbaren zu können.
Bernd Conrad, Vorsitzender des Elternbeirates Oberau, berichtet, dass Bürgermeister Norbert Syguda (SPD) ihm am Rande von Veranstaltungen ein Gespräch zugesagt und versprochen habe, sich zu kümmern. »Aber dann hört man nichts mehr und nichts passiert«, bedauert Conrad, dem, wie er bekräftigt, an einem sachlichen und vertraulichen Austausch gelegen ist und der weder Bürgermeister- und Verwaltungs-Bashing anzetteln will.
Kinderbetreuung in Altenstadt: Auf Gemeindeebene denken
Während die Kita in Höchst zu Beginn des Jahres wegen eines hohen Krankenstandes extrem belastet war (diese Zeitung berichtete), sei die Situation »dank eines sehr engagierten Teams« in Oberau gut, berichtet Conrad. Die Elterninitiative will durch Vernetzung erreichen, »dass nicht jeder nur an sich selbst«, sondern »dass man auf Gemeindeebene denkt« und ein Konzept entwickelt, von dem alle gleichermaßen profitieren. »Uns fehlt zum Beispiel auch eine konkrete Bedarfsplanung für die Zukunft«, moniert Conrad mit Blick auf das Neubaugebiet in Oberau. Diese Problematik könne man nicht »aussitzen« und darauf hoffen, dass die Kinderzahlen in ein paar Jahren wieder sinken.
Um die soziale Infrastruktur für Familien mit Kita-Kindern zu stärken, ist es nach Meinung von Bernd Conrad mit einem Elternbeirat auf kommunaler Ebene allein nicht getan. Kreis- und Landeselternbeirat seien weitere wichtige Bausteine für verlässliche Qualität in der Kinderbetreuung. Beides ist im Werden (siehe Infokasten).
In Altenstadt hat die SPD bereits im Dezember vergangenen Jahres in der Gemeindevertretung die Einrichtung eines Gesamtelternbeirates beantragt. Daraufhin seien alle Elternbeiräte der fünf Kitas angeschrieben und um eine Stellungnahme gebeten worden, sagt Hauptamtsleiter Klaus Bube aus Anfrage. Vier hätten geantwortet und sich positiv dazu geäußert.
Kinderbetreuung in Altenstadt: Satzung regelt formale Aspekte
Wie ein Gesamtelternbeirat sich dann zusammensetzen wird, welche Aufgaben und Mitwirkungsrechte er hat und welches Wahlverfahren zur Anwendung kommt, wird in einer kommunalen Satzung festgelegt, die von der Gemeindevertretung verabschiedet werden muss. Dazu muss die Satzung über Bildung und Aufgaben von Elternversammlung und Elternbeirat für die Kindergärten der Gemeinde Altenstadt vom 1. Juli 1992 überarbeitet und ergänzt werden. Laut Bube könnten dafür eine Mustersatzung des Hessischen Städte- und Gemeindebundes oder Satzungsentwürfe der Landesarbeitsgemeinschaft Kita-Eltern Hessen herangezogen und an die Bedürfnisse in Altenstadt angepasst werden.
Da einerseits die Arbeitsbelastung in der Verwaltung hoch sei, andererseits der Entwurf vermutlich vor der Verabschiedung im Fachausschuss beraten werden müsse, ist es laut Bube »nicht realistisch«, das noch vor der Sommerpause zum Abschluss zu bringen, »selbst wenn wir das so schnell wie möglich angehen«.
Info: Beteiligung auf allen Ebenen
Im Wetterauer Kreistag haben die Freien Wähler im vergangenen Oktober die Einrichtung eines Kreiselternbeirats beantragt, der von Elternvertretern aus den Kindertagesstätten der Städte und Gemeinden gebildet werden und in den nach Möglichkeit auch die Kindertagespflege eingebunden werden soll. Der Antrag wird im Ausschuss für Jugend, Soziales, Familie, Gesundheit und Gleichstellung beraten, wie Kreispressesprecherin Deliah Eckhardt auf Anfrage berichtet. Eine Entscheidung sei zurückgestellt worden, weil die Kreisverwaltung derzeit einen Fragenkatalog für die Kommunen erarbeite. Am 30. Juni soll zum ersten Mal ein Landeselternbeirat gewählt werden, der die Interessen hessischer Eltern von Kita-Kindern gegenüber der Landespolitik vertritt. Gewählt wird er von Delegierten, die wiederum von Erziehungsberechtigten bestimmt werden. Dafür müssen diese sich bis zum 22. Mai auf einer Plattform des hessischen Sozialministeriums online registrieren. Laut hessenschau.de war die Wahlbeteiligung der auf gut eine viertel Million geschätzten Wahlberechtigten - Stand Anfang dieser Woche - ausgesprochen gering. Durch den Landeselternbeirat sollen die Erziehungsberechtigten von 290 000 Kindern mehr Einfluss auf Betreuung, Erziehung und Bildung nehmen können. Die Initiative ging von CDU und Grünen aus, die in Hessen die Regierung stellen und die im vergangenen Jahr einen Gesetzesentwurf für die Einrichtung eines Landeselternbeirates vorgelegt haben.