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An welchen Ecken Krankenhäuser sparen

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Von: Christoph Agel

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Mit dem Runterdrehen der Heizung in Kliniken ist es so eine Sache, denn es kommt auch auf ein konstantes Raumklima an. SYMBOL © Imago Sportfotodienst GmbH

Auf Krankenhäusern lastet ein enormer Kostendruck. Da stellt sich die Frage, an welchen Stellen sie für Entlastung sorgen können. Wir haben bei der Kerckhoff-Klinik und beim GZW nachgehört.

Wollte man aufschreiben, warum Krankenhäuser sparen müssen, würde man schnell einiges zusammenbekommen. Doch an welchen Ecken sparen Kliniken? Und bis zu welchem Grad ist das sinnvoll und möglich? Diese Zeitung hat sich bei der Bad Nauheimer Kerckhoff-Klinik und beim Gesundheitszentrum Wetterau (GZW) erkundigt.

»Besonders energieintensiv sind medizinische Großgeräte und die Klimatisierung der Klinik. Einsparungen sind hier kaum möglich, da Räume mit medizintechnischen Geräten, OPs und sensible Patientenbereiche ein konstantes und spezifisches Raumklima benötigen«, heißt es vonseiten der Kerckhoff-Klinik. Auch beim GZW sieht man Grenzen: In einem Krankenhaus seien bei der Heizung »Nachtabsenkungen oder sonstige übliche Sparmaßnahmen nicht umsetzbar«. Zu den Energiefressern zählen zudem Kältemaschinen und Radiologie-Anlagen (MRT und CT). Doch wo wird dann gespart?

Licht, Wasser, Heizung - Beim GZW wird die Beleuchtung in allen Häusern kontinuierlich auf LED umgestellt, Räume wurden mit Präsenzmeldern zur Lichtsteuerung ausgestattet, Förderpumpen (Heizung/Sanitär) werden ausgetauscht und durch FU-gesteuerte Pumpen ersetzt. FU steht für Frequenzumrichter, die für einen sparsamen Energieeinsatz sorgen sollen. Des Weiteren werden Lüftungsmotoren gegen FU-gesteuerte ausgetauscht.

In der Kerckhoff-Klinik wurden im vergangenen Jahr beispielsweise die Kälteanlagen zum größten Teil erneuert. »Zusätzlich haben wir energieeffiziente Maschinen der neusten Generation eingebaut und raumlufttechnische Anlagen gegen neue ausgetauscht«, teilt Pressesprecherin Melanie Lange mit. Derzeit würden in vielen Bereichen Bewegungsmelder zur Aktivierung von Licht eingesetzt. »Auch haben wir bereits seit längerer Zeit begonnen, auf sparsame LED-Beleuchtung umzustellen.«

Verpflegung - Die »Wirtschaftswoche« berichtete kürzlich über Sparmaßnahmen von Krankenhäusern. Ein Klinikbetreiber setze auf Margarine statt Butter für die Patienten. Weder für die Kerckhoff-Klinik, noch für die GZW-Häuser ist dies ein Ansatz. »Am Essen bzw. Speiseplan finden keine Einsparungen statt. Die Menükomponenten sind für die Patienten wählbar, und die Qualität wird seit Jahren in gleicher Weise sichergestellt«, erläutert GZW-Pressesprecherin Hedwig Rohde. Auch an der Kerckhoff-Klinik geht das Sparen nicht zulasten der Verpflegung. Melanie Lange: »Selbstverständlich suchen wir immer neue Wege, um Optimierungspotenziale zu entdecken, und setzen diese auch um. Aktuellen Trends, beispielsweise wie den Ersatz von Butter durch Margarine, werden wir nicht folgen, auch wenn dadurch Einsparungen zu generieren wären.«

Einkauf - GZW und Kerckhoff setzen jeweils auf Kooperation beim Einkauf, um Kosten zu sparen, Laut Hedwig Rohde gibt es einen weiteren Vorteil: So können die GZW-Kliniken »aus einem größeren Spektrum an Anbietern die für sie besten Produkte wählen«. Die Vielfalt stelle sicher, »dass die Anfragen auch bei etwaigen Lieferengpässen des Stammlieferanten bedient werden können und vielleicht lebenswichtige Operationen auch wirklich dann stattfinden, wenn sie geplant sind«. Melanie Lange konkretisiert zur Einkaufskooperation, dass sich diese primär auf Artikel des medizinischen Bedarfs beziehe, da Kerckhoff beispielsweise bei Lebensmitteln die Möglichkeit des regionalen Einkaufs beibehalten wolle.

Gebäude - Im Zuge des Neubaus am Standort Bad Nauheim (Hochwaldkrankenhaus) setzt das GZW unter anderem auf Fotovoltaik, Wärmepumpen und Blockheizkraftwerke.

Spar-Ansätze gibt es also an mehreren Stellen, doch mit dem großen Wurf ist es so eine Sache. Melanie Lange formuliert es folgendermaßen: »Auch wenn wir immer weiter an unserer Energieeffizienz arbeiten und trotz zahlreicher Bemühungen ist die Wirtschaftlichkeit in diesen Bereichen spätestens seit Beginn des Ukraine-Krieges nicht mehr nur durch uns selbst zu steuern. Keine Einsparbemühung der Welt kompensiert die Unterfinanzierung in Krankenhäusern.«

SYMBOLFOTO: IMAGO/FUTURE IMAGE.

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