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Angetan von positiver Atmosphäre

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Einrichtungsleiter Holger Wenisch (2. v. l.) gab den SPD-Besuchern Christoph Degen, Anne Thomas und Rouven Kötter (von links) einige Forderungen mit auf den Weg. © pv

Nieder-Florstadt (red). »Man spürt sofort, dass hier eine sehr positive, ruhige und angenehme Atmosphäre gepflegt wird«, sagte SPD-Landtagskandidatin Anne Thomas, nachdem der Leiter des Marie-Juchacz-Hauses in Nieder-Florstadt, Holger Wenisch, eine SPD-Besuchergruppe durch die Einrichtung geführt hatte.

Thomas hat während ihres Wahlkampfes einige Praxistage absolviert, unter anderem in einem Pflegeheim. »Ich weiß, wie anstrengend die Arbeit ist und welche Belastung das sein kann. Ich ziehe meinen Hut vor allen, die in der Pflege arbeiten und damit eine wichtige Aufgabe für die Gesellschaft erledigen«, sagte sie.

Kritik an Bürokratie

Das 2006 eröffnete Seniorenheim ist im Eigentum der Stadt Florstadt und wird von der AWO betrieben. Wenisch hat viele Jahre in der Pflege gearbeitet, ehe er die Leitung übernahm. »In unserer Einrichtung arbeiten 58 Personen, davon 41 in der Pflege. Wir bilden auch aus, um unseren Nachwuchs heranzuziehen. Aber die bürokratischen Auflagen, Dokumentationspflichten und Prüfungen fressen viel Zeit und Arbeit auf, die wir lieber unseren 64 Bewohnerinnen und Bewohnern widmen würden«, sagte Wenisch.

Der Generalsekretär der hessischen SPD, Christoph Degen, stellte fest: »Vor allem den Hinweis, dass die Möglichkeiten der Zeitarbeit zwar gut gemeint sind, aber sehr viele Probleme verursachen, höre ich sehr oft in entsprechenden Einrichtungen. Auch die Kritik an der generalistischen Ausbildung nehme ich sehr ernst.« Politik müsse vernünftige Rahmenbedingungen schaffen, damit Seniorenheime ein würdevolles Leben im Alter ermöglichen könnten. Die Besucher unternahmen einen Rundgang durch das Seniorenheim mit den 46 Einzel- und neun Doppelzimmern sowie den 16 Tagespflegeplätzen im 2020 eingeweihten Erweiterungsbau. Ein Höhepunkt war der Abstecher in einen der Innenhöfe, wo man auf die Afrikanische Spornschildkröte »Alfred« traf, die eine beeindruckende Größe hat. »Der Umgang mit Tieren entschleunigt und beruhigt. Gerade auch für Menschen mit Demenz ist das ein wichtiger Anlaufpunkt«, berichtete Wenisch. Zudem gibt es noch Hühner, einige kleinere Schildkröten und Enten.

Landratskandidat Rouven Kötter zeigte sich vom Ansatz der Stadt Florstadt beeindruckt. »Die Stadt hat Verantwortung übernommen. Das ist mutige, verantwortungsvolle und lösungsorientierte Politik, wie ich es mir auch im Kreis vorstelle. Wenn es Herausforderungen vor Ort zu bewältigen gibt, dann darf man nicht lange nach Zuständigkeiten fragen und sich verstecken. Dann muss man beherzt anpacken und pragmatisch handeln«, sagte er. In allen Teilen des Wetteraukreises seien begleitende Strukturen für alle Phasen des Lebens nötig, von der Hebamme über Kinderbetreuung, Schule und medizinische Versorgung bis hin zu Pflegeheimen und mindestens einem stationären Hospiz.

Kötter: »Das ist eine Aufgabe, die der Wetteraukreis dort anpacken und unterstützen muss, wo es der Markt alleine nicht regelt.« Die Stadt Florstadt gehe diesen verantwortungsvollen Weg auch in Zukunft und baue gerade 16 weitere Wohneinheiten in Ober-Florstadt, die ebenfalls von der AWO betrieben werden sollen.

Wenisch für Verbot von Zeitarbeit

»Was können wir tun, um die Arbeit des Pflegeheimes zu unterstützen?«, fragte Degen zum Schluss des Besuches. Einrichtungsleiter Wenisch forderte: »Verbietet die Zeitarbeit und reduziert die Dokumentationspflichten. Das würde uns enorm helfen. Mehr Gehalt für das Pflegepersonal wäre auch hilfreich. Die großen Belastungen des Berufs, insbesondere durch die Schicht- und Wochenenddienste, kann uns niemand abnehmen. Schließlich brauchen unsere Bewohnerinnen und Bewohner rund um die Uhr Betreuung und die wollen wir ihnen auch mit Herz und Kompetenz bieten.«

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