»Angst-Orte« identifiziert

Wetteraukreis (red) Im Wetteraukreis lebt es sich verhältnismäßig sicher: Das belegt die polizeiliche Kriminalstatistik. Dennoch gibt es »Angst-Orte« und Handlungsbedarf - und der muss nicht einmal direkt etwas mit Sicherheit zu tun haben.
Auf Einladung des Kreispräventionsrats Wetterau kamen kürzlich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der kommunalen Präventionsgremien im Kreishaus in Friedberg zusammen, um sich über Sicherheit im öffentlichen Raum auszutauschen. Landrat Jan Weckler bekräftigte in seiner Begrüßung das gemeinsame Ziel, für eine hohe Lebensqualität und ein gutes Zusammenleben der Bürgerinnen und Bürger zu sorgen. »Prävention hat nicht nur die Aufgabe, unerwünschte Ereignisse zu verhindern, sondern muss auch für gute Rahmenbedingungen sorgen, damit sich die Menschen an ihrem Wohnort sicher fühlen.«
Gefühlte Sicherheit spielt große Rolle
Dass es aber auch im Wetteraukreis sogenannte Angst-Räume gibt, bestätigen jene Kommunen, die sich an der Initiative »Kommunalprogramm Sicherheitssiegel« (KOMPASS) des Hessischen Innenministeriums beteiligen. Ein Bestandteil des Programms ist eine repräsentative Erhebung über das subjektive Sicherheitsempfinden der Bürgerinnen und Bürger. So berichtete der Leiter des Ordnungsamts der Stadt Bad Vilbel, dass bei ihrer Befragung am häufigsten die Bahnhöfe mit ihren Unterführungen und die Parks als unsicher wahrgenommene Orte angegeben wurden. Und das, obwohl hier nach Einschätzung der Polizei gar keine Kriminalitätsschwerpunkte liegen.
Doch ob sich Menschen im öffentlichen Raum, also auf den Straßen, Plätzen und Grünanlagen einer Stadt, sicher fühlen, hängt nicht nur von der tatsächlichen Kriminalitätsrate ab. Neben dem objektiven Risiko, Opfer einer Straftat zu werden, spielt auch das subjektive Sicherheitsempfinden (die »gefühlte« Sicherheit) eine große Rolle. »Gefühle beeinflussen unser Leben ganz real«, erklärte dazu der Sozialpsychologe Johannes Maaser. Das eigene Sicherheitsgefühl wirke sich auf unsere Gewohnheiten und unser Verhalten aus. »Es beeinflusst, welche Wege wir gehen und welche Orte wir meiden.« Außerdem steige mit dem Absinken des subjektiven Sicherheitsgefühls häufig auch die Bereitschaft zur Übernahme populistischer Aussagen.
So habe ein niedriges subjektives Sicherheitsgefühl mittelbar Einfluss auf demokratische Prozesse, schlussfolgert Landrat Weckler (CDU).
Dunkelheit und Einsamkeit machen vielen Menschen Angst - aber nicht gleichermaßen, und nicht überall. »Frauen berichten häufiger, dass sie sich im öffentlichen Raum unsicher fühlen und sogar ihren Weg ändern, um Orte zu meiden, an denen sie sich besonders unsicher fühlen«, berichtete die Psychologin Anna Wickenkamp.
Plätze auch abends beleben
Die Maßnahmen zum Energiesparen durch das Zurückfahren von Beleuchtung im öffentlichen Raum würden diese Tendenz noch verstärken und »Frauen davon besonders betroffen sein«, betonte Maaser.
Für die Frauenbeauftragte des Wetteraukreises, Kornelia Schäfer, ein klarer Auftrag, sich einzusetzen: »Zumindest muss dieser Aspekt bei den Planungen berücksichtigt werden«, findet sie. Abhilfe könnten beispielsweise Ortsbegehungen schaffen, bei denen aus verschiedenen Perspektiven analysiert wird, wie ein Ort aussehen sollte, um für alle lebenswert und sicher zu sein. Besonders gefragt sind klare Wege und Übersichtlichkeit. Laternen sollten auch die Fußwege beleuchten und nicht ausschließlich die Fahrbahn.
»Im besten Fall sind öffentliche Orte auch in den Abendstunden belebt«, sagte Maaser. »Das funktioniert sogar in Parks. Hier können zum Beispiel Gemeinschaftsgärten dafür sorgen, dass abends noch Menschen unterwegs sind.«