Arbeit am Schottener Entwicklungspotenzial

Schottens Innenstadt für die Zukunft attraktiver gestalten - das soll ein Zukunftskonzept sicherstellen. An dessen Entwicklung konnten sich Bürgerinnen und Bürger in einem ersten Workshop beteiligen.
W ie soll sich Schottens Innenstadt in Zukunft entwickeln? Antworten auf diese Frage sollte ein Workshop in der Festhalle liefern, an dem sich auch Bürgerinnen und Bürger zur Entwicklung eines Zukunftskonzepts aktiv beteiligen konnten. Vorausgegangen waren mehrere Monate interner Beratungen und Diskussionen einer Lenkungsgruppe im Zusammenarbeit mit zwei professionellen Beratungsunternehmen.
Seit Jahresbeginn bestand zudem die Möglichkeit, auf der städtischen Internetplattform, weitgehend anonym Ideen für die Entwicklung des Zukunftskonzepts »Innenstadt Schotten« zu äußern. Für das Projekt stehen 250 000 Euro Fördermittel des Landes Hessen zur Verfügung.
Die Resonanz war allerdings recht überschaubar. Rund 30 Personen fanden sich zum auf drei Stunden angesetzten Austausch ein, darunter gerade einmal eine Handvoll Stadtverordnete und Stadträte.
Vorstellung der eingereichten Ideen
In einem rund einstündigen Vortrag stellten zunächst Vertreter der Beratungsbüros Project M (Hamburg/München) und Planersocietät (Dortmund) eine Zusammenfassung der Vorschläge von der städtischen Ideenplattform vor. An Beispielen bereits umgesetzter Projekte in anderen Städten veranschaulichten sie Möglichkeiten einer künftigen Entwicklung Schottens. Teamleiter Peter Herrmann betonte, mit dem Konzept wolle man Potenziale der Innenstadt aufzeigen, auch mit Blick auf die Landesgartenschau 2027. »Es geht um mehr Attraktivität für Einheimische, Gäste und Arbeitskräfte«, sagte der Diplom-Geograf. In einer Stärken-Schwächen-Analyse nannte er als Pluspunkte die Altstadt mit ihrem Fachwerkambiente, kurze Wege oder touristische Anziehungspunkte im Stadtbereich und nahen Umfeld, wie etwa Hoherodskopf, Vogelpark und Stausee. Bei den Schwächen führte Herrmann die geringe Vielfalt bei Gastronomie und Einzelhandel an sowie die Leerstände in der Innenstadt. »Das führt zu einer geringen Aufenthalts- und Erlebnisqualität«, erklärte der Berater.
Herrmanns Vision für Schotten: »Die historische Altstadt lädt mit gemütlichem Flair und als begrünter, beliebter und belebter Treffpunkt zum Verweilen ein.«
In vier Bereiche hatte man die Vorschläge für die Diskussion im Workshop zusammengefasst. Für mehr Kultur, Kunst und Veranstaltungen in Schotten ließen sich Schaufenster, Leerstände oder öffentliche Räume beleben und auch Erlebnisangebote in Szene setzen. Katharina Goebel vom externen Projektteam nannte als Beispiel die »Bespielbare Stadt« oder die »Essbare Stadt«, bei denen man auf Hochbeeten zur freien Nutzung Kräuter und Gemüse anpflanzt. »Das hat sich in vielen Städten bewährt.«
»Runder Tisch Gastronomie«
Gastronomie ließe sich mithilfe von Förderprogramm neu ansiedeln oder bestehende Betriebe unterstützen, schlug Herrmann vor. Sinnvoll könnten ein »Gastronomiekalender« und ein »Runder Tisch Gastronomie« sein. Für die Stärkung des Bereichs Arbeit böten sich sogenannte Co-Working-Spaces mit Büro- und Raumangeboten für mehrere Nutzer als Arbeitsstätte an. Herrmann nannte als Beispiele hierfür Projekte in den Städten Pirmasens, Hanau, Bad Münstereifel oder dem Moselort Ediger-Eller.
Für die künftige Verkehrsführung schlug Berater Pascal Wolff neben einem Radwegenetz mit entsprechender Infrastruktur die Einrichtung eines Rufsystems mit Minibussen für Fahrten zwischen den Stadtteilen und der Kernstadt oder in die Ausflugsgebiete vor. Das habe sich auch in Taunusstein bewährt. Der Referent stellte die Möglichkeit vor, den Mittelabschnitt der Vogelsbergstraße als Einbahnstraße einzurichten, um den Verkehr zu beruhigen. Der untere Teil der Marktstraße vom historischen Rathaus oder den Wasserspielen bis zur Einmündung der kleinen Mühlgasse im Bereich des Altstadtbistros könnte man für Autos komplett sperren, um die Aufenthaltsqualität zu verbessern. Der verkehrsberuhigte Geschäftsbereich der Stadt Bad Krozingen sei hierfür ein gutes Beispiel.
Die Vorschläge zur Verkehrsführung sorgten für teils erregte Diskussionen. Ein Geschäftsmann befürchtete massive Umsatzverluste, wenn die untere Marktstraße künftig nicht mehr mit dem Auto erreichbar sei. Dies bestätigten seine Erfahrungen mit dem Feierabendmarkt an Freitagen.
Zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität in den verkehrsberuhigten Zonen solle man mehr Sitz- und Verweilmöglichkeiten schaffen, meinte Johannes Helmer vom Beraterteam. Auch ließe sich der Vier-Städte-Park neu gestalten und für Einheimische und Gäste besser zugänglich machen.