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Ausstellung im Büdinger Sandrosenmuseum: »Ida« und das Urpferdchen

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Lothar Keil, Klaus-Dieter Weiß und Julian Keil (von links) eröffnen im Sandrosenmuseum die Ausstellung mit Repliken von Funden in der Grube Messel. Weiß hat »Ida« mitgebracht, Keil freut sich über den Archaeopteryx. © Monika Eichenauer

Repliken von Funden in der Grube Messel präsentiert Lothar Keil in seinem Sandrosenmuseum im Jerusalemer Tor in Büdingen. Sie sind eine hervorragende Ergänzung zu den geologischen Kostbarkeiten aus der Erdgeschichte.

Der Mann muss ein Magnet für fossile Schätze sein. Denn: Klaus-Dieter Weiß hat schon Tausende Fossilien entdeckt und damit wertvolle Beweise für das Leben vor Millionen Jahren geliefert. Seit 55 Jahren ist er in der Grube Messel bei Darmstadt unterwegs. Er hat dort sensationelle Funde gemacht, spürt aber auch fast weltweit in den Tiefen der Erde unglaubliche Schätze aus der Fauna längst vergangener Erdzeitalter auf.

Von Weiß angefertigte Repliken von Funden in der Grube Messel präsentiert Lothar Keil in seinem Sandrosenmuseum im Jerusalemer Tor in Büdingen. Sie sind eine hervorragende Ergänzung zu den geologischen Kostbarkeiten aus der Erdgeschichte wie Sandrosen, Mineralien, Farbsande und versteinertes Holz.

Die Ausstellung wurde im Beisein des international renommierten Forschers und Präparators eröffnet. Keil dankte Weiß für die Ausstellung, die mit ihren wunderbaren Exponaten gute Einblicke in das Leben vor unvorstellbar langen Zeiten gebe, als die Erde noch anders ausgesehen und auch in der Region ein völlig anderes Klima geherrscht habe. Mit seinem Spürsinn für Fossilien und mit der Erhaltung der Funde durch seine herausragende Arbeit als naturwissenschaftlicher Präparator lasse er Menschen aller Generationen daran teilhaben.

Schenkung an Keils Sohn Julian

Nach seinem Dank an Weiß teilte der 80-jährige Büdinger Geologie-Experte Keil darüber hinaus mit, dass am Tag zuvor die Schenkung seiner eigenen umfangreichen Sammlung an seinen Sohn Julian Keil amtlich festgehalten worden sei, »sodass sie auch weiterhin in guten Händen ist, wenn ich mal nicht mehr kann. Denn wir beide arbeiten ohnehin schon lange prima zusammen«. Sein Sohn, ein passionierter Mineraliensammler und -kenner, habe zudem selbst eine beachtliche Sammlung, von der ein Teil im Museum zu sehen sei. Über ihn war vor Jahren auch der Kontakt zu Weiß entstanden, der nun zu der sehenswerten Schau führte.

»Fossilienjäger« Weiß faszinierte die Gäste der Vernissage mit seinen Geschichten aus fünf Jahrzehnten Grabungsgeschichte. Einen breiten Raum nahmen die Funde aus dem Eozän in der Grube Messel ein. Das Erdzeitalter des Eozän ist eine Zeitstufe innerhalb des Tertiär, der ältesten Stufe der Erdneuzeit. Es bezeichnet einen Zeitraum, der 54 bis 35 Millionen Jahre zurückliegt und in dem sich vor 49 Millionen Jahren der Ölschiefer der Grube Messel gebildet hat.

Ein 30 Zentimeter großes Urpferdchen ist nur einer der vielen Sensationsfunde, die Messel berühmt gemacht haben. Auch davon ist eine Replik zu sehen. Zu den Exponaten gehören zudem unter anderem ein Kopidodon, ein auf einem Baum lebender Säuger, und eine trächtige Fledermaus mit zwei Jungen im Bauch.

Weiß, dem in Anerkennung seiner bahnbrechenden Arbeiten in der Paläontologie bereits vor Jahren sowohl das Bundesverdienstkreuz als auch die Zittel-Medaille der Paläontologischen Gesellschaft verliehen worden waren, hatte zudem auch »Ida« mitgebracht: den Abdruck eines sensationellen Fundes aus der Grube Messel, das weltweit bekannt gewordene, 47 Millionen Jahre alte »Messel-Äffchen Ida«. Weiß erläuterte, dass Hessen damals von Regenwald bedeckt gewesen sei und Europa begonnen habe, sich vom nordamerikanischen Kontinent abzuspalten. Es sei die Ära nach dem Aussterben der Dinosaurier gewesen. Neue Spezies hätten sich ausgebreitet, die sich auch von Baum zu Baum hangeln konnten.

Abdruck für Lothar Keil

Zu diesen ersten Primaten gehöre auch »Ida«, deren Körper über 47 Millionen Jahre im Ölschiefer gesteckt habe. In den 1980er Jahren habe ein privater Sammler sie gefunden, 2007 sei das Fossil zum Osloer Paläontologen Jörn Hurum gelangt und habe den Namen »Darwinius masillae« bekommen, es sei aber auch als »Ida« bekannt. Das weibliche Jungtier war vom Kopf bis zur Schwanzspitze 58 Zentimeter groß.

Weiß, nach dem auch ein Rochen aus dem Oligozän, der »Weissobatis micklichi«, benannt wurde und der in seinem Fischbacher Fossilienmuseum einen herausragenden Fundus paläontologischer Schätze beherbergt, musste »Ida« wieder mitnehmen, überließ Keil als Geschenk den Abdruck eines Archaeopteryx, der einen Ehrenplatz im Museum erhalten wird.

Die Grube Messel bei Darmstadt ist Deutschlands einziges Weltnaturerbe und eine große Fossilien-Fundstätte. Die Fossilien stammen aus der Zeit vor rund 47 Millionen Jahren. Unter mehreren Hundert dort entdeckten Tier- und Pflanzenarten ist das etwa 30 Zentimeter große Urpferdchen der bekannteste Fund. Die Grube entstand vor 50 Millionen Jahren durch einen Vulkanausbruch. Der Kratersee wurde für viele Tiere zur tödlichen Falle, die Fossilien blieben in dem Ölschiefer ungewöhnlich gut erhalten.

Die Ausstellung mit den Repliken ist bis zum 1. Januar 2024 zu sehen. Das Sandrosenmuseum ist freitags, samstags, sonntags und an Feiertagen jeweils von 14 bis 17 Uhr sowie für Gruppen nach Vereinbarung geöffnet. VON MONIKA EICHENAUER

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