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Ayleen bei Cleeberg getötet

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Von: Christoph Agel

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In einer Waldgemarkung bei Cleeberg - nahe der Grenze zum Wetteraukreis - ist die 14-jährige Ayleen in der Nacht auf den 22. Juli 2022 getötet worden. © pv

Etwa fünf Monate nachdem die Leiche der 14-jährigen Ayleen im Teufelsee bei Weckesheim gefunden worden war, haben die Staatsanwaltschaft Gießen und die Soko »LACUS« die Ermittlungen abgeschlossen. Gegen den 30-jährigen Beschuldigten ist Anklage erhoben worden.

Der Mörder der 14-jährigen Ayleen aus dem baden-württembergischen Gottenheim wird womöglich nie wieder in Freiheit leben, denn ihm könnte nach der Haftstrafe noch eine Sicherungsverwahrung drohen. Die Staatsanwaltschaft Gießen hat, wie sie am Donnerstag mitteilte, Anklage gegen den 30-Jährigen aus Waldsolms im Lahn-Dill-Kreis erhoben. Sie hält das Strafmaß »Lebenslang plus Sicherungsverwahrung« für möglich. Ayleen wurde seit dem 21. Juli 2022 vermisst, acht Tage später wurde ihre Leiche im Teufelsee bei Weckesheim entdeckt. Der Mann aus Waldsolms legte Mitte August ein Geständnis ab.

»Die Staatsanwaltschaft Gießen und die beim Polizeipräsidium Mittelhessen eingerichtete 30-köpfige Soko ›LACUS‹ haben ihre gemeinsamen Ermittlungen im Fall zwischenzeitlich abgeschlossen. Die Staatsanwaltschaft hat nunmehr Anklage zum Landgericht Gießen erhoben«, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung.

Über 30 000 Chats ausgewertet

Dem Beschuldigten werde Mord, versuchte Vergewaltigung mit Todesfolge, Entziehung Minderjähriger, Nötigung, Fahren ohne Fahrerlaubnis und Sich-Verschaffen kinderpornografischer Inhalte vorgeworfen. »Im Verurteilungsfalle droht neben einer lebenslangen Freiheitsstrafe auch die Anordnung der Sicherungsverwahrung.« Dazu, ob der Kinderporno-Vorwurf direkt mit dem Fall Ayleen zusammenhängt, wollte Oberstaatsanwalt Thomas Hauburger, Sprecher der Staatsanwaltschaft Gießen, am Donnerstag nichts sagen.

Konkret wird dem 30-Jährigen zur Last gelegt, die 14-jährige Schülerin am Nachmittag des 21. Juli mit seinem Auto in Gottenheim abgeholt und in eine Waldgemarkung bei Langgöns-Cleeberg im Landkreis Gießen gebracht zu haben. Im Bereich eines Feldweges soll der Angeschuldigte das Mädchen dort kurz nach Mitternacht getötet haben. »Die Strafverfolgungsbehörden gehen aufgrund der vorliegenden Ermittlungsergebnisse davon aus, dass die Tat sexuell motiviert war«, teilen Polizei und Staatsanwaltschaft weiter mit. Nach dem Mord soll der 30-Jährige den Leichnam zum Teufelsee bei Reichelsheim-Weckesheim gebracht haben, wo das tote Mädchen am 29. Juli von Einsatzkräften der Polizei aufgefunden wurde.

Der Anklageerhebung gingen umfangreichen Ermittlungen voraus. 122 Zeugen wurden vernommen, über 30 000 Chats ausgewertet und eine Vielzahl von rechtsmedizinischen und kriminaltechnischen Gutachten eingeholt. So sei es Polizei und Staatsanwaltschaft gelungen, einen dringenden Tatverdacht gegen den Beschuldigten zu begründen. »Aufgrund der digitalforensischen Untersuchungen des Handys des Tatverdächtigen konnte festgestellt werden, dass sich Ayleen und der Angeschuldigte offenbar Ende April 2022 via ›Snapchat‹ kennengelernt und fortan eine Vielzahl von Nachrichten miteinander ausgetauscht hatten.«

Das Schwurgericht in Gießen werde in den kommenden Monaten über die Zulassung der Anklage und die Eröffnung des Hauptverfahrens entscheiden.

So kam es zu dem Treffen

Wie kam es dazu, dass sich Ayleen am 21. Juli mit dem Mann getroffen hat? Oberstaatsanwalt Hauburger teilte auf Nachfrage mit, das Treffen sei kurzfristig zustande gekommen. »Wobei es auch relativ einseitig vom Angeklagten forciert wurde.« Hauburger weiter: »Nach unserer Auffassung ist Ayleen nicht freiwillig ins Auto gestiegen.« Es gebe aber keine Anhaltspunkte darauf, dass der Beschuldigte in dieser Situation körperliche Gewalt angewandt hätte. Die Ermittler gehen aber von psychischem Druck aus.

Handydaten spielen entscheidende Rolle

Wie kamen die Ermittler - damals noch die Freiburger Polizei - auf den Mann aus Waldsolms? Am Abend von Ayleens Verschwinden begann die Auswertung der Handydaten der 14-Jährigen. Die Standortdaten ergaben, dass sich das Mädchen in Hessen befinden musste. Es wurde überprüft, welches Handy sich in der Nähe befand. »Wir gucken nach sogenannten Kreuztreffern«, sagte Hauburger. Dabei kamen die Ermittler auf die zweite Nummer, auf die des Mörders. Dessen Name befand sich wegen bereits begangener Sexualstraftaten in der Datenbank.

Als feststand, dass das Handy des Waldsolmers und das von Ayleen dicht beieinander waren, durchsuchte die Polizei am Morgen des 29. Juli die Wohnung des Beschuldigten, der dort nicht angetroffen wurde. Der Zugriff erfolgte schließlich in Friedrichsdorf-Köppern.

Ziemlich parallel dazu wurde am Nachmittag Ayleens Leiche im Teufelsee entdeckt. Auch dafür haben die Ermittler Handydaten des Beschuldigten genutzt, die beweisen, dass er sich längere Zeit an diesem See aufgehalten hatte. Die IT-Forensik aus Frankfurt hatte in Apps nach Standortdaten geschaut.

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Am 29. Juli 2022 haben Polizisten im Teufelsee bei Weckesheim die Leiche des Mädchens entdeckt. ARCHIV © Nicole Merz

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