Tage der Therme in Bad Nauheim sind gezählt

Im Herbst wird die alte Therme in Bad Nauheim abgerissen. In letzter Minute haben die Stadträte mehrheitlich versucht, einen zeitnahen Abbruch zu verhindern, doch das Stadtparlament ließ sich nicht beirren. Bei der Sitzung am Donnerstagabend ging es hoch her.
Noch steht nicht fest, wie, wo und wann genau die neue Therme errichtet wird. Da eine Anbindung an den historischen Sprudelhof geplant ist, hat die Landesdenkmalpflege mitzureden – es gibt positive Signale, doch festgeklopft ist die Sache noch nicht. Das Thema Therme sorgt daher in Bad Nauheim immer weiter für Gesprächsstoff. Im Stadtparlament kam es erneut zur Debatte, denn die Mehrheit des Magistrats hatte zwei Tage zuvor abgelehnt, die Planungsleistungen für den zeitnahen Abriss des alten Bauwerks zu beschließen. Das, obwohl die Stadtverordneten zügigen Abbruch im Herbst beschlossen hatten. Wie durchgesickert ist, soll es sich bei den Kritikern um Stadträte der Neubau-Befürworter FW/UWG, CDU und SPD handeln.
Bürgermeister Armin Häuser (CDU) stellte nun einen Dringlichkeitsantrag, die Planungsleistung trotzdem zu vergeben, „um Schaden von der Stadt abzuwenden“. Wie er gegenüber der FNP erklärte, hält er den Abbruch zum momentanen Zeitpunkt nach wie vor ebenfalls für nicht sinnvoll. Mit seinem Antrag wolle er den Stadtverordneten lediglich die Gelegenheit geben, den Termin noch einmal zu erörtern und sich gegebenenfalls anders zu entscheiden – im Einklang mit ihren Stadträten. Das taten sie nicht.
Bestandsschutz verlieren
Von „Betonköpfen im Magistrat“ sprach etwa CDU-Fraktionsvorsitzender Manfred Jordis, worauf ihn Stadtverordnetenvorsteher Gerhard Hahn (FW/UWG) unterbrach. Auch Rathauschef Häuser verwahrte sich dagegen: „Die Stadträte sind weder Betonköpfe noch Zauderer, sondern sie entscheiden mit Sachverstand.“ Markus Philipp (FW/UWG) bedauerte den Dissens zwischen Magistrat und Parlamentariern, „es ist bedauerlich“, sagte er.
Er könne sich dies nur damit erklären, dass nach wie vor die Annahme kursiere, dass die Therme bei einem Abriss des Altbaus den Bestandsschutz verliere. Er sehe dieses Problem nicht. Von einem Fingerhakeln zwischen Stadtregierung und Parlament sprach Martin Düvel (Grüne). „Wir sind uns einig, dass wir eine neue Therme wollen – dann müssen wir sie auch abreißen.“ Nicht jetzt allerdings, „denn es macht keinen Sinn, eine Baugrube zu haben oder zu verfüllen, ohne zu wissen, wo genau der Neubau stehen wird“.
Viel Aufregung
Peter Heidt (FDP) sieht das ebenso. „Diese Stadt ist zerrissen. Merken Sie nicht, dass Sie gegen die Stadt arbeiten?“, wetterte er Richtung FW/UWG und CDU. Werde abgerissen, verfalle der Bestandsschutz, was „so sicher wie das Amen in der Kirche“ sei. Heidt prognostizierte ein „Millionengrab“. SPD-Fraktionschef Axel Bertrand indes warb dafür, „etwas Sichtbares zu tun“, und auch Markus Theis (FW/UWG) verstand die Aufregung nicht. „Der Abriss wird erst im September oder Oktober vollzogen. Wir werden diese Therme bauen! Und dazu brauchen wir den Abriss.“ Sebastian Schmitt (CDU) schloss sich dieser Einschätzung an. „Warum wollen Sie so lange warten? Wir könnten diesen Punkt doch schon mal erledigen und zeitgleich die Pläne für den Neubau vorantreiben.“
Wie Schmitt erklärte, sei es Panikmache, mit dem Verlust des Bestandsschutzes zu drohen. „Den Bestandsschutz eines alten Gebäudes verliert man bei jedem Neubau, unabhängig vom Zeitpunkt des Abbruchs.“ Im Rahmen der jahrelangen Verfahren sei längst geklärt, dass eine neue Therme baurechtlich errichtet werden könne. Gegen die FDP votierte das Parlament in namentlicher Abstimmung für den zeitnahen Abriss.