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50 Jahre im Schaufenster der Stadt

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Matthias Hermann hat das Fotostudio vom Vater übernommen und die Erfolgsgeschichte weitergeschrieben. © Nicole Merz

Innerhalb von fünf Jahrzehnten hat sich die Fotografie rasend schnell gewandelt. Das Fotostudio Hermann hat in diesen 50 Jahren in Bad Nauheim alle Herausforderungen bewältigt.

Möglicherweise ist es das publikumswirksamste Schaufenster der ganzen Stadt. Wer in Bad Nauheim durch die Kolonnaden Richtung Tennisplatz und Kurpark spaziert, wird irgendwann immer auch einen Blick auf die Porträts im Schaufenster des Fotostudios Hermann werfen.

»Mit Bildern geben wir den Momenten ein Stück Ewigkeit. Und so verschieden, wie wir Menschen sind, so facettenreich sind unsere besonderen Momente, die wir ganz individuell zusammen gestalten, so dass man sich auch noch nach Jahren gerne an diese besondere Zeit erinnert«, schreibt Inhaber Matthias Hermann auf seiner Homepage. Denn auch er hat im Kurpark mit Ehefrau Birgit und der Familie ein Stück Ewigkeit erlebt.

Vor 50 Jahren hat sein Vater Thomas Hermann senior im kommunistischen Polen entschieden, das Heimatland zu verlassen. Die damaligen Machthaber hätten ihn nicht mehr gerne dort gesehen, sagt Thomas Hermann senior vorsichtig, ohne konkret zu werden. Zudem war der Lebensstandard in Danzig Anfang der 70er nicht vergleichbar mit dem im heutigen Polen, wo die Familie immer noch eine Wohnung besitzt. So hat Thomas Hermann senior irgendwann beschlossen, mit seiner Frau Alodia und den Söhnen Thomas Hermann junior und Matthias Hermann in den Zug zu steigen und in Bad Nauheim ganz neu anzufangen.

Erste Aufnahmen in der Natur

Erleichtert hat diesen Neuanfang ein Onkel von Thomas Hermann senior, der eine Wohnung im Haagweg organisiert und die Möglichkeit eröffnet hat, das Geschäft im einstigen Fotostudio Jung am Parkrand zu übernehmen, was sich als Glücksfall für die Familie erwiesen hat.

»Wer 50 Jahre in Bad Nauheim ein Geschäft betreibt, der muss irgendetwas gut gemacht haben«, sagt Thomas »Tomek« Hermann junior, der im Gegensatz zu Vater und Bruder nichts mit der Fotografie anfangen konnte und stattdessen erfolgreich in der Automobil-Branche tätig war.

Thomas Hermann senior hat in Polen »Diplom-Technik Fotografie« studiert und weiß, dass sein Fotostudio in Bad Nauheim von Anfang an auch von der Lage am Park profitiert hat. »Ich habe als Erster hier angefangen, draußen im Umfeld dieser idyllischen Natur zu fotografieren«, erinnert er sich.

So entstanden auf der Kurpark-Wiese, vor dem Teich oder am Brunnen unzählige Hochzeits- oder Konfirmations-Bilder. Zudem hat er ein Geschäft betrieben, das heute aus Datenschutz-Gründen rechtlich nicht mehr möglich wäre. Damals konnte man noch Besucher der Kurkonzerte ungefragt fotografieren, die dann Tage später gut gelaunt ihre Aufnahmen im Fotostudio abgeholt haben.

Thomas Hermann senior war 25 Jahre im Fotostudio tätig, sein Sohn Matthias nun gleichfalls 25 Jahre. Schon in den 80ern ist er bei dem »Papa« in die Lehre gegangen, bevor er 1999 die Verantwortung im Geschäft übernahm. Anfangs war er auch im Labor im Keller tätig, als Urlauber noch ihre Filme zum Entwickeln brachten. Die Spannung, ob die Aufnahmen gelungen sind, ist seit der Handy-Fotografie aber verpufft.

Umstellung auf die digitale Fotografie

Matthias Hermann hat im Jahr 2005 das Fotostudio auf die digitale Fotografie umgestellt. Statt der Laborarbeit folgte für ihn Bildbearbeitung am Computer mit Photoshop und allen Tricks, die er im Wandel der Zeit schnell lernen musste.

Dass Handy-Bilder die professionelle Fotografie immer noch nicht ersetzen können, ist sein Glücksfall. Denn Passbilder oder Bewerbungs-Aufnahmen sollten immer noch von Profis gemacht werden. Auch Hochzeiten bleiben meist in ihrer Hand. Zudem ist Matthias Hermann mit seiner Frau Birgit in Schulen oder Kindergärten unterwegs, wo gleichfalls auf hochkarätiges Niveau gesetzt wird.

Die Familie Hermann ist seit fünf Jahrzehnten ein lebenslustiger Bestandteil im Wohnort Schwalheim geworden und muss lediglich verkraften, dass Thomas Hermann junior das fotografische Talent seiner Verwandten nicht geerbt hat.

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