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»Ab heute bin ich dein Diamant«: Ehejubiläum in Bad Nauheim

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Von: Hanna von Prosch

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Gefunkt hat es bei einem Elvis-Song, nun sind die Bad Nauheimer Ingrid und Rudi Nein seit 60 Jahren verheiratet. © Hanna von Prosch

Ingrid und Rudi Nein aus Bad Nauheim gehen seit 60 Jahren gemeinsam durchs Eheleben. Angefangen hatte alles in Wetzlar - mit einem Elvis-Song.

Mit den Worten »Ich bin ab heute dein Diamant« begrüßte Ingrid Nein am 22. Februar ihren Ehemann Rudi, noch bevor dieser zärtlich flüstern konnte: »Meine Braut«. 60 Jahre geht das Paar nun gemeinsam durch dick und dünn, und sie sind nach wie vor glücklich, einander zu haben.

Als Ingrid und Rudi, noch nicht einmal volljährig, 1963 in Aßlar heirateten, gaben so manche der Ehe kaum eine Chance. Aber die Verbindung, die 1961 in Wetzlar begann, hielt nicht nur, sondern wuchs mit den Jahren. Den Jubeltag feierte das Paar in der Familie, denn Ingrid hatte kurz zuvor wieder mit ihrem schon lange bestehenden Herzproblem zu kämpfen. Jetzt ist sie wieder wohlauf und erzählt munter von damals und von dem, was sie gemeinsam erlebt haben.

Vom Reisefieber infiziert

Alles begann bei dem Elvissong »One night with you« in einer Kneipe, in der sie ihre Freisprechung der IHK begossen. »Da stand dieser gut aussehende schlacksige junge Mann an der Theke und forderte mich zum Tanzen auf«, erinnert sich Ingrid. Gesehen hatten sie sich schon zuvor, wenn er im Schuhgeschäft, in dem sie ihre Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau machte, die Schuhe zur Reparatur brachte. »Die Zeit, in der ich sie regelrecht erobern musste, kam mir sehr lang vor«, bekennt Rudi Nein heute. Mit einem Steiff-Pekinesen und einem Armreif gewann er das Herz seiner Angebeteten.

Damals waren die Sitten streng. Der Mann musste älter sein, Rudi war aber acht Monate jünger. Und Ingrids Mutter sprach Verbote aus, die sie nur noch mehr zusammenschweißten. Auch räumliche Trennungen, die sein Beruf als Hotelfachmann mit sich brachte, konnten der jungen Liebe nichts anhaben. Ingrid wurde schwanger, und so »mussten« sie heiraten. Im Juni 1964 wurde Tochter Susanne geboren, 1966 folgte Claude. Inzwischen gehören vier erwachsene Enkel zur Familie.

Ihm gefiel an ihr, dass sie schon Reife aufwies und nicht leichtfertig war wie andere Mädels. Sie hingegen mochte nicht nur seine aparte Erscheinung, sondern auch sein Organisationstalent. Letzteres stellte Rudi Nein in den 60 Ehejahren immer wieder unter Beweis, zum Beispiel bei den vielen gemeinsamen Reisen rund um die Welt.

Durch seine ehrenamtliche Tätigkeit in der Arbeitsgemeinschaft Artenschutz und für die Organisation »Rettet den Regenwald« kamen sie in viele Länder, vorwiegend nach Südamerika und Sri Lanka. Vom Reisefieber infiziert wurden sie 1980, als es mit einer Vogelschutzgruppe auf die Seychellen ging.

Manchmal gab es auch brenzlige Situationen. Etwa als Rudi Nein bemerkte, dass sich die vermeintlichen Steine im Gewässer, in dem seine Frau gerade für ein Foto stand, bewegten. Es waren Krokodile, und er dirigierte sie vorsichtig aus der Gefahrenzone.

600 Kilometer an jedem freien Tag

Als sie mit 35 Jahren während eines Urlaubs an der Ostsee einen Herzinfarkt erlitt und die Tochter gerade eine Hirnhautentzündung hatte, reiste er drei Wochen lang jeden freien Tag 600 Kilometer zu den beiden in die Klinik.

Durch die vielen Schicht- und Wochenenddienste im Hotel war Ingrid oft allein. Sie empfand das als normal, und sie machten einfach die freien Wochentage zum Sonntag. Wegen der Kinder begann sie selbst erst 1979 wieder zu arbeiten. Auch sein 45 Jahre währendes ehrenamtliches Engagement im Naturschutz gewährte sie ihm gerne. Sie habe ihm die Zeit geschenkt, sagt sie. Als Rudi wegen seines Rückenleidens in Frührente ging, begann ein neues Glück für beide.

Jetzt sind sie froh und dankbar, gemeinsam so alt geworden zu sein. Sie leben gerne in ihrem gemieteten Häuschen mitten im schönen Bad Nauheim und achten fürsorglich aufeinander. »Streit haben wir keinen, aber schon mal Diskussionen. Die enden aber immer in einer Umarmung«, sagt Ingrid. Und Rudi ergänzt: »Ich habe gelernt, mich erst mal zu beruhigen, um festzustellen: Das war es nicht wert.«

»Ich liebe ihn noch heute, aber anders. Verlässlichkeit ist wichtig geworden«, erklärt Ingrid. Ihr Mann betont, dass er immer für seine Frau da ist, wenn sie ihn braucht: »Dann stelle ich alles andere hinten an.« Und sie macht ihm gerne mit ihren Kochkünsten eine Freude. Gesundheit wünscht sich das Jubelpaar, auch um noch kleine spontane und überschaubare Reisen zu machen.

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