Mit Freudentränen in den Augen

Der EC Bad Nauheim hat mit dem furiosen 8:2 Sieg im Playoff-Halbfinale Eishockey-Geschichte geschrieben. Doch nicht nur im Stadion im Kurpark herrschte am Ostermontag Hochstimmung.
Kurz nach dem Spiel hat ein Kumpel aus Kassel, der in Bad Nauheim viele Jahre Hallenfußball gespielt hat, eine Whats app-Nachricht bekommen: »Tut mir leid. 8:2«, stand in dem Text aus der Kurstadt, und die Antwort folgte prompt. »Wir sind halt eine ewige Verlierer-Stadt.«
Diese Frustration und Enttäuschung ist natürlich verständlich, denn der KSV Hessen Kassel steht aktuell in der Fußball-Regionalliga Südwest auf Platz 15, also nur eine Position vor den Abstiegsrängen. Und nun haben die Kassel Huskies am Montag in Bad Nauheim ein Debakel erlebt, das für die Roten Teufel ein historischer Triumph war.
»Die Hölle und der Wahnsinn«
»Es war die Hölle, der Wahnsinn. Und wir sind so stolz auf diese Mannschaft. Das ist Bad Nauheim«, schwärmte der Erste Stadtrat Peter Krank, während der Kumpel aus Kassel Trübsal blies. Schließlich haben die Huskies die Liga dominiert und auch finanziell alle Weichen gestellt für die DEL. Nun müssen sie alle Aufstiegsträume begraben. So war auch der Erste Stadtrat unendlich stolz auf die Leidenschaft, mit der man im Sport schier Unmögliches möglich machen kann. »Dieser Hexenkessel hier bei uns im Stadion hat die Mannschaft über Grenzen getrieben«, erklärte Peter Krank.
Beim Halbfinal-Playoff saß der Lokalpolitiker auf den Rängen mit Landrat Jan Weckler und Stadtrat Klaus »Mausi« Englert, der sich noch am Dienstag kaum einbringen konnte vor überschäumenden Gefühlen. »Ich war schon in VfL-Zeiten immer hier. Aber diese Begeisterung und Euphorie hat mir Tränen in die Augen getrieben. Der EC ist mit Abstand der beste Botschafter für diese Stadt«, erklärte der Schwalheimer.
Hochstimmung in den Kneipen
Aber natürlich war nicht nur im Stadion, sondern auch in der Stadt die »Hölle« los. Übertragen wurde die Partie in »Willys Pub«, im »P13«, in der »Scheune«, im »Bistro«, im »Kleinen König« oder auch im »Postwagen«. Allerorten saßen die Fans vor den Bildschirmen und bejubelten die furiosen acht Tore der Roten Teufel, während die Huskies auseinander genommen wurden. Im »Bistro« kam Andy Vomend kaum noch nach zwischen Bierzapfen und Eishockey-Schauen. Und nur unter uns: Es wurden auch Schnäpse verteilt. Irgendwann erklangen Sprechchöre in der Kneipe, während auch die Gesänge aus dem Stadion laut zu hören waren: »Nie mehr erste Liga, nie mehr, nie mehr.« Und das traf natürlich jeden Huskie-Fan ins Herz. Begeistert waren einige Besucher auch von der professionellen Technik der Übertragung und der Moderation von Christian Berger, der auch die Pressekonferenz souverän leitete. Cheftrainer Harry Lange war so ergriffen vor Glück, dass er fast traurig wirkte und das alles noch gar nicht fassen konnte. Und diejenigen, die nach dem Spiel früher den Weg nach Hause gefunden haben, konnten am Dienstag dann erfahren, dass nicht nur im »P13« noch nach Mitternacht so viel Betrieb geherrscht haben soll, dass man kaum durch kam Richtung Toiletten. Bad Nauheim hat ein furioses Osterfest erlebt und darf sich nun auf die Finalspiele freuen. Doch woher kennt man den Finalgegner aus Ravensburg? Ach ja, in dieser Stadt gibt es ein großes Spieleland mit vielen Attraktionen. Unter anderem mit der »Erlebniswelt Maus und Elefant«, die stark an die Konstellation zwischen Bad Nauheim und Kassel erinnert. Die wird auch den »Mausi« begeistern.