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Bad Nauheim: Durch Streik in Kita total aus dem Rhythmus

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Von: Michael Humboldt

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Die Bad Nauheimer Kindertagesstätte »zwanzig11« ist am Freitag aufgrund des Warnstreiks geschlossen geblieben. © Nicole Merz

Dominik Heyer erfuhr Donnerstag, dass auch die Kitas vom Warnstreik betroffen sind. Am Freitag hat die Schließung der Kita »zwanzig11« in Bad Nauheim seinen Arbeitsalltag auf den Kopf gestellt.

Natürlich bin ich dafür, dass auch die Kita-Mitarbeiter ordentlich bezahlt werden«, erklärt Dominik Heyer, den die ver.di-Warnstreiks am Freitag dennoch überrascht und komplett aus dem Rhythmus gebracht haben. Eigentlich hatten alle damit gerechnet, dass sich vor allem Flugreisende am Freitag auf massive Beeinträchtigungen einstellen müssen. Doch dann hat sich am Donnerstag herausgestellt, dass auch Kitas, Stadtverwaltungen und Kliniken vom Tarifstreit betroffen sind.

Dominik Heyer und seine Frau haben zwei schulpflichtige Kinder und einen dreijährigen Sohn, der die Kita »zwanzig11« in Bad Nauheim besucht. »Wir wurden am Donnerstagmittag von der Kita-Leitung informiert, dass ver.di kurzfristig am Freitag zum Streik aufgerufen hat und die Kita geschlossen bleibt«, berichtet der Bad Nauheimer. Eine Notbetreuung, so sei ihm mitgeteilt worden, könne nicht angeboten werden, da sich alle Betreuer und Betreuerinnen dem Streik angeschlossen hätten.

Verärgert wegen Kurzfristigkeit

»Für mich steht es vollkommen außer Frage, dass ein Arbeitsstreik ein legitimes Mittel in einer solchen Auseinandersetzung ist. Die Kurzfristigkeit mit einem Vorlauf von nur 19 Stunden erachte ich jedoch als ein klares Signal, dass nicht nur die Arbeitgeberseite, sondern gleichermaßen die Elternschaft unter dieser Maßnahme leiden sollen, da die private Organisation der Betreuung unter höchstem Zeitdruck zu erfolgen hat«, kritisiert Dominik Heyer. »Verständnis und Unterstützung für die gewerkschaftliche Lohnsteigerungsziele gewinnt man mit einem solchen Vorgehen auf Seiten der Elternschaft nicht.« Dominik Heyer ist Geschäftsführer beim Fachverlag der FAZ in Frankfurt und bringt seinen Sohn sonst um 8 Uhr in die Kita. Um 15 Uhr wird der Dreijährige von seiner Mutter in der Regel abgeholt. Am Freitag ist der Papa dann gezwungenermaßen nicht ins Büro nach Frankfurt gefahren, sondern hat kurzfristig einen Homeoffice-Tag eingelegt.

Ins Homeoffice oder Urlaub nehmen

»Man kann sich aber vorstellen, dass Arbeit und Betreuung zusammen dennoch schwierig sind«, erzählt er. Zudem weiß er, dass er als leitender Angestellter privilegiert sei. »Viele können nicht einfach mal so ins Homeoffice wechseln, sondern müssen unter diesen Bedingungen spontan einen Urlaubstag einlegen«, weiß er. Falls sie den so schnell genehmigt bekommen.

Gestern war in der Kindertagesstätte »zwanzig11« in der Bad Nauheimer Rotdornstraße denn auch niemand zu erreichen. Dominik Heyer hat aber erfahren, dass auch die Kita-Leitung nicht früher über den Streik-Termin informiert gewesen sei. »Deshalb bin ich dafür, dass Streiks eine längere Vorlaufzeit haben, damit man sich als Betroffener darauf einstellen kann.« Letztlich, so fügt er an, sei das für ihn am Ende kein Weltuntergang gewesen. Doch womöglich könne es andere Eltern der Bad Nauheimer Kita-Kinder schlimmer getroffen haben.

Für die Kita-Mitarbeiter könnte der Tag ein besseres Ergebnis gebracht haben. Denn ver.di fordert für die bundesweit 2,5 Millionen Beschäftigten des Bundes und der Kommunen 10,5 Prozent mehr Geld, mindestens 500 Euro. Auszubildende sollen 200 Euro mehr bekommen. In Hessen sind 120 000 Beschäftigte betroffen.

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