Bad Nauheim: Feinstaubmengen im Rahmen

Während eine Studie Sorgen wegen der globalen Luftqualität bereitet, bleibt Bad Nauheim unter den strengen Empfehlungen der WHO, was die Feinstaubbelastung in Städten betrifft.
Geht es um Feinstaubemissionen in den Städten, so sind auch in Bad Nauheim die größten Luftverschmutzer der Straßenverkehr, die Heizungen der privaten Haushalte und das Gewerbe, erklärt die Stadtverwaltung auf Anfrage. Eine im Fachmagazin für globale Gesundheit »The Lancet« vorgestellte Studie sagt: Nur 0,001 Prozent, also acht Millionen Menschen, leben weltweit an Orten, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene Jahreshöchstwerte bei der Feinstaubbelastung nicht übertreffen. Der WHO-Wert werde weltweit laut der Studie an 70 Prozent aller Tage im Jahr überschritten. In Bad Nauheim ist die Situation deutlich positiver.
Strenge Regeln für Kurstädte
»Eine gute Luftqualität ist für Bad Nauheim als Heilbad von essenzieller Bedeutung«, sagt Pressesprecher Fabian Salzmann. Sie trage »wesentlich« dazu bei, einen kurmedizinischen Erfolg zu sichern. Daher gebe es stetige Bemühungen, eine hohe Luftqualität vor Ort zu erhalten und zu verbessern.
Für Kur- und Erholungsorte gelten strenge Regeln. Sie müssen grundsätzlich eine überdurchschnittlich hohe Luftqualität aufweisen. Es gelten etwa die vom Deutschen Heilbäderverband festgelegten Standards für Luftqualität. »Die sind strenger als die nach deutschem und europäischem Recht festgelegten Grenzwerte«, sagt Salzmann. Grenzwerte für Feinstaub liegen hier im Jahresmittel bei 40 Mikrogramm pro Kubikmeter, maximal 24 gelten innerhalb eines Kurorts.
»Die WHO-Empfehlung für die Langzeitbelastung mit Feinstaub liegt wiederum bei einem Jahresmittel von 15 Mikrogramm pro Kubikmeter«, sagt Salzmann. Bei einer 2022 durchgeführten Untersuchung der Luftqualität in Bad Nauheim lag der durchschnittliche Messwert bei 12,8 Mikrogramm pro Kubikmeter. Somit sei die Feinstaubbelastung während des viermonatigen Messzeitraums sogar unter dem von der WHO empfohlenen Jahreswert gewesen.
»Der städtische Kur- und Servicebetrieb wird zudem im Rahmen der Reprädikatisierung als Heilbad 2025 ein Luftqualitätsgutachten erstellen lassen«, sagt Salzmann. Die Messung von 2022 sollte darauf vorbereiten. Gemäß den Prädikatisierungsvorgaben müssen solche Messungen an einem zentralen Punkt in jedem Heilbad durchgeführt werden. Im Rahmen der Messungen in Bad Nauheim wurde temporär ein kleiner Messcontainer oberhalb der Kolonnaden an der Parkstraße installiert. In der Stadt werden zudem gerade Umweltsensoren verbaut, die auch die Feinstaubbelastung in der Gesundheitsstadt messen werden. Sie liefern Daten an eine Datenplattform, von der aus Live-Daten veröffentlicht werden. »Hauptziel ist es jedoch, Steuerungsdaten für die Verbesserung der Luftqualität an die Kurverwaltung zu liefern«, erläutert Salzmann.
Viel Raum für Verbesserungen
Um die Feinstaubbelastung weiter zu reduzieren, werde »ganzheitlich daran gearbeitet, den Verkehr in Bad Nauheim nachhaltiger und umweltfreundlicher zu gestalten«. Dazu gehöre, Alternativen zum Auto attraktiver zu machen und stärker zu fördern. Im Rahmen des Weges zur Smart City wird ein »nachhaltiges, effizientes und datengetriebenes Verkehrssystem eingeführt«. Hier würden verschiedene Verkehrssensoren messen, inwiefern sich der Verkehr entwickelt. »Ziel ist die Entwicklung eines digitalen Zwillings, der nachhaltig und mit Einsatz künstlicher Intelligenz arbeitet«, sagt Salzmann.
Eine weitere Maßnahme wurde 2022 von der Stadtverordnetenversammlung beschlossen: Die Umrüstung der Stadtbusflotte auf E-Fahrzeuge soll im vierten Quartal 2024 umgesetzt sein. Der städtische Fuhrpark werde schrittweise umgerüstet. Im Rahmen einer Initiative werde weiter an Geschwindigkeitsreduktionen im Stadtgebiet gearbeitet sowie an Erhaltung und Ausbau der Stadtbepflanzung. Pflanzen am Straßenrand und in der Innenstadt binden und filtern Feinstaub. Eine Arbeitsgruppe von Bürgern habe sich auch mit Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität auseinandergesetzt und diese vorgestellt, sagt Salzmann. Die besten Vorschläge werden nun zur Diskussion an die Stadtpolitik übergeben.