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Bad Nauheim: Letzte Ruhe an der Skiwiese?

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Von: Michael Humboldt

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Rosen und Tannenzweige könnten das Bild auch an der Skiwiese prägen. © Red

Braucht Bad Nauheim einen Waldfriedhof? Die FDP sagt Ja und hat einen entsprechenden Antrag ins Parlament eingebracht. Darin wird konkret die Skiwiese als potenzieller Standort genannt.

Klar, die Ur-Bad-Nauheimer kennen die Hütte oberhalb der Skiwiese aus der Kinderzeit als Startrampe für die Schlittenfahrt ganz hinunter, als es im Winter noch genügend Schnee für diesen Trubel gab. Die Skiwiese ist ein Idyll der Kurstadt, und man fragt sich, warum es dort keinen Biergarten gibt oder ein Ausflugs-Restaurant. Hier toben die Hunde in Freiheit herum, und manche Menschen sitzen im Sommer im Gras beim Picknick auf Decken mit Wein, Käse oder Oliven und fühlen sich wie am Gardasee oder im Englischen Garten in München. Man kann auf der Skiwiese durchatmen beim Anstieg Richtung Johannisberg oder zum Flugplatz, und einige veranstalten hier sogar ihr Meditations-Programm »Waldbaden« mit Gitarren unter mystischen Bäumen.

Skiwiese ist nur ein Vorschlag

Eine Zeit lang gab es politische Auseinandersetzungen in der Stadt, weil die Golfer auf der Wiese ihr Terrain erweitern wollten. Letztlich konnten sich die Sportler mit ihrem Wunsch aber nicht durchsetzen und verbleiben wohl für immer auf ihrem Platz an der Usa.

Nun diskutieren die Bad Nauheimer Politiker, ob nicht auch die Toten auf der Skiwiese ruhen könnten. Ähnlich wie auf dem Alten Friedhof, wo im Herbst die Kerb tobt und früher ein Spielplatz die Kinder erfreute. Und dennoch kommt der Alte Friedhof immer wieder zur Ruhe.

»Die Skiwiese ist nur ein Vorschlag zur erhofften Diskussion«, erklärt Peter Heidt, der am Donnerstag in der Stadtverordnetenversammlung für die FDP-Fraktion den Antrag gestellt hat, einen Waldfriedhof in Bad Nauheim anlegen zu lassen. Nach Ansicht vieler Besucher bei der Sitzung in der Trinkkuranlage wäre die Skiwiese ein perfekter Ort für diesen Zweck, doch der Bundestagsabgeordnete und seine Mitstreiter wären bei diesem Wunsch auch offen für andere Möglichkeiten. Vielleicht in der Nähe der Waldteiche oder oberhalb des Flugplatzes Richtung Nieder-Mörlen.

Peter Heidt folgt mit seinem Anliegen auch dem persönlichen Wunsch seiner Mutter, die im vergangenen Jahr auf dem Waldfriedhof in Wölfersheim ihre letzte Ruhe gefunden hat. »Mit Blick auf Bad Nauheim«, betont der Politiker, der die Sehnsucht der Menschen nachvollziehen kann, in Naturnähe Frieden zu finden.

Nicht mehr nach Wölfersheim

»Wölfersheim hat sich dem Wandel der Bestattungskultur angenommen und mit dem Waldfriedhof Södeler Wald die Möglichkeit von naturnahen Bestattungen geschaffen«, heißt es auf der Homepage der Gemeinde. »Wir möchten dem Wunsch vieler Menschen entgegenkommen, nach ihrem Tod an einem Ort die letzte Ruhe zu finden, an dem sie sich schon zu Lebzeiten wohlgefühlt haben.«

Der Antrag der Bad Nauheimer FDP-Fraktion lautet nun: »Wir befürworten grundsätzlich die Einrichtung eines Waldfriedhofes auf dem Gebiet der Stadt. Hierfür wird der Magistrat auf dem Gebiet der Stadt Bad Nauheim eine geeignete Fläche suchen und der Stadtverordnetenversammlung Bad Nauheim bis zum 30. Juni 2023 einen entsprechenden Vorschlag unterbreiten.«

Als Begründung führte Peter Heidt noch einmal an: »Die Menschen möchten immer mehr nicht auf einem klassischen Friedhof beigesetzt werden, sondern suchen sich neue Bestattungsformen. Hierbei hat ein sogenannter Waldfriedhof eine herausragende Bedeutung. Die Atmosphäre auf einem Waldfriedhof wird von vielen Menschen als besonders angenehm und friedlich empfunden. Leider gibt es auf dem Gebiet der Stadt Bad Nauheim keinen Waldfriedhof. In der Vergangenheit sind deshalb viele Bürger von Bad Nauheim in die Umgebung ausgewichen, insbesondere nach Wölfersheim.«

Nun aber, so die Bad Nauheimer FDP, seien seit Januar auf dem Waldfriedhof in Wölfersheim keine Bestattungen für Auswärtige mehr möglich. »Damit auch die Bürger von Bad Nauheim auf einem Waldfriedhof ihre letzte Ruhe finden können, hält es die FDP für dringend geboten, auch auf dem Stadtgebiet einen entsprechenden Waldfriedhof einzurichten. Wir möchten keinen Platz vorschlagen, halten aber das Gelände in der Nähe der Skiwiese für geeignet«, erklärte der Fraktionsvorsitzende Benjamin Pizarro in der Sitzung. Im Bauausschuss soll weiter diskutiert werden.

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