Cellist Victor Plumettaz und die Magie der Melodie

Victor Plumettaz aus Steinfurth möchte mit seiner Musik Menschen berühren. Der Echo-Preisträger tritt am 7. Mai mit dem Sinfonieorchester Bad Nauheim in der Kurstadt auf.
Der Vater Cellist, die Mutter Pianistin: Victor Plumettaz wurde die Musikalität bereits in die Wiege gelegt. Der 37-Jährige spielt seit seiner Kindheit sowohl Cello als auch Klavier. Mit seinem Cello tritt er am Sonntag, 7. Mai, mit dem Bad Nauheimer Sinfonieorchester im Jugendstil-Theater Dolce auf.
Dass er mittlerweile mit dem Musizieren Geld verdient, konnte sich der Cellist mit schweizerisch-ungarischen Wurzeln als Kind nicht vorstellen. Dass das nun aber sehr wohl funktioniert und er viel unterwegs ist, zeigt ein Blick in seinen Terminkalender. »Mir ist aufgefallen, dass ich dieses Jahr gar keinen Urlaub machen kann. Denn jede Woche ist irgendetwas anderes.«
Das störe ihn aber nicht, ganz im Gegenteil. Besonders viel Zeit nimmt er sich für Konzerte: »Einfach, weil sie mir Spaß machen«, sagt er. Auch mit seiner Gruppe »Spark - die klassische Band« gibt er zahlreiche Auftritte. Seit 15 Jahren musizieren die fünf Virtuosen zusammen. 2011 hatte die Gruppe für ihr Debüt-Album einen Echo in der Kategorie »Klassik ohne Grenzen« erhalten. »Das war toll damals«, blickt der Cellist zurück.
Auch als Solist tritt Plumettaz häufig auf, zuletzt beispielsweise an Karfreitag in der Reichelsheimer Kirche. Mit seinem Cello ist er in verschiedenen Genres wie Klassik, Avantgarde, Pop und Rock unterwegs. Generell befasst sich der 37-Jährige gern mit verschiedenen Musikrichtungen. »Ich finde es spannend, zu sehen, wie neue Musik geschaffen wird«, sagt Plumettaz. Denn jedes Genre habe andere Herangehensweisen. Bei Klassik zum Beispiel gebe es meist klare Vorgaben, da das Stück so komponiert bereits existiere. Jazz und Rock seien dazu eher gegensätzlich: Hier werde viel improvisiert und Neues ausprobiert.
Sein Steckenpferd ist das Cello. Sein Talent gibt Plumettaz auch weiter - denn er unterrichtet Kinder und Jugendliche. »Streichinstrumente sind schwierig, weil man viel können muss: Die Haltung muss sitzen, die Schüler müssen die Kraft haben, die Saiten runterzudrücken.« Aber auch das Gehör und die Fähigkeit, Noten zu lesen, seien wichtig, um ein Streichinstrument zu lernen. »Wer schon eine Vorstellung von Noten und Akkorden hat, hat einen deutlichen Vorteil.«
Besonders schön am Unterrichten findet er, den Entwicklungsprozess der Kinder mitzuerleben. »Ich gebe ihnen so viel mit und lerne selbst auch immer etwas Neues im Austausch mit meinen Schülern.«
Seine eigene musikalische Ausbildung startete früh: Mit 14 war der gebürtige Frankfurter bereits Jung-Student an der Musikhochschule in der Großstadt. Unkonventionell ging es weiter: Nach der zehnten Klasse schmiss er die Schule und ging nach Karlsruhe, um dort Musik zu studieren. »Die ewigen Diskussionen mit meinem Musiklehrer haben mich genervt«, sagt er. »Ich war damals definitiv ein Systemgegner«, räumt er ein und schmunzelt.
Prüfung mit voller Punktzahl
Für das Musikstudium brauchte er eigentlich einen Schulabschluss als Voraussetzung - außer, er besteht die Hochbegabtenprüfung mit voller Punktzahl. Genau das gelang Plumettaz. Gerade die beiden praktischen Aufgaben - Cello und Klavier spielen - fielen ihm leicht. Die beiden theoretischen Prüfungen, in denen es um Tonsatz und Gehörbildung ging, waren schon etwas kniffliger, erzählt er. Nach seinem Studium bei seinem »sehr guten, aber sehr strengen Cello-Lehrer« hat er sein Solistenexamen gemacht.
Seit sechs Jahren wohnt der 37-Jährige in Steinfurth, dort haben er und seine langjährige Freundin eine »Ruine wieder zu einer schönen Hofreite« gemacht, wie er erzählt. »Ich wollte etwas, wo man Lärm machen kann und ungestört Musik üben kann«, sagt er.
Denn Töne, Akkorde und Harmonien begleiten ihn schon sein gesamtes Leben. »Musik kann so viel. Sie kann der Gesellschaft einen Spiegel vorhalten, Moral vermitteln, Gedanken umpolen. Und vor allem kann Musik trösten und glücklich machen.«
Konzert am 7. Mai
Unter dem Titel »Tragische Liebe« wird das Sinfonieorchester Bad Nauheim am Sonntag, 7. Mai, ab 16 Uhr gemeinsam mit Victor Plumettaz im Jugendstil-Theater in Bad Nauheim auftreten. Unter der Leitung von Dirigent Florian Erdl widmet sich das Sinfonieorchester der Liebe in aller Dramatik. Das Konzert wird durch die Ouvertüre der Oper »Undine« von Albert Lortzing eröffnet, es folgt die Fantasie-Ouvertüre Romeo und Julia von Peter Tchaikowsky. Das dritte Stück ist das Cellokonzert E-Moll von Aram Chatschaturjan, das Plumettaz interpretiert. Tickets sind noch erhältlich. ful