Das Sterben leben

Schwerkranke begleiten, Sterbenden nahe sein, Angehörige stützen - das ist seit 25 Jahren die Aufgabe des Hospizdienstes Wetterau der eine eindrucksvollen Jubiläumsfeier beging.
Dankbarkeit stand an diesem Festtag über allem. Dankbarkeit für die erfolgreiche Zeit, in der der Hospizdienst wachsen konnte, für den großen Schatz der Ehrenamtlichen, für die gute Zusammenarbeit intern und extern und für das Vertrauen, das Angehörige und Sterbende ihnen entgegenbringen. »Unsere Dankbarkeit beginnt bereits bei den Gründerinnen vor 125 Jahren und bei Cicely Sounders, die die Hospizbewegung 1967 weltweit ins Rollen brachte«, berichtete die stellvertretende Vorsitzende Anita Unkel.
Die Feier sollte keine Rückschau werden, sondern den Blick auf das richten, was der Hospizdienst ist, was er will und wie er arbeitet. Vorsitzender Bernhard Sohni erinnerte an die gewachsenen Kooperationen wie die Patenschaften mit den Seniorenheimen und den fruchtbaren Austausch mit den anderen in der Wetterau existierenden Hospizvereinen. Er würdigte die notwendige Organisationsstruktur und die Fortbildungen, die durch die Koordinatorinnen möglich wären. Seit 1999 finden Erstqualifizierungen für neue Ehrenamtliche statt. 2022 wurde ein Leitbild entwickelt und zum Jubiläum die Imagebroschüre »Lebenswege«.
Die Gesellschaft wird menschlicher
Erster Stadtrat Peter Krank hat den Hospizdienst Wetterau, der für Bad Nauheim, Ober-Mörlen und Butzbach tätig ist, von Anfang an begleitet. »Die Gesellschaft hat sich nicht zuletzt durch den Fortschritt der Medizin vom Kreislauf des Lebens abgewendet. Und dann trifft uns der Tod doch. Mit Ihrer Empathie machen Sie die Gesellschaft menschlicher«, sagte er in seinem Grußwort.
Sohni machte deutlich: »Die demografische Entwicklung zeigt, dass man die Hospizbewegung immer mehr braucht. Wir wollen Sterben, Trauer und Verlust in der öffentlichen Wahrnehmung stärken.«
IGSL-Dachverbandsvorsitzende Christel Grimm zeigte an einer Geschichte auf, wie wichtig es sei, im Hier und Heute zu leben: Zwei Kinder trafen auf einen Karren mit drei Männern. Der eine schaute grimmig nach hinten, der andere ängstlich nach vorn. Nur ein kleines Männchen in der Mitte war fröhlich und lud die Kinder zum Aufsteigen ein. Dabei erfuhren sie, dass er in der Gegenwart lebe und nur er sehe, was um ihn herum geschehe.
Die Gegenwart sei die Frucht der Vergangenheit, sagte Grimm. Damals habe man keine Erfahrung gehabt. Bis heute müssten sie sich mit Dingen beschäftigen, auf die sie keinen Einfluss hätten, wie die Gesetzgebung. Besonders dankte sie denen, die, wie in der Geschichte, auf den Karren aufgesprungen seien, ohne zu wissen, auf was sie sich einließen. Ehrenvorsitzende Marion Osenberg nannte sie namentlich.
Den zweiten Teil der Feier konnte man durchaus unter die Erkenntnis stellen, wie sie im »Lebensweg« zitiert wird: Wenn du ganz und gar für einen Menschen da sein möchtest, sorge zuerst für die Erfüllung deiner eigenen Bedürfnisse. Impulse, Lächeln, Besinnung und vor allem Freude schienen an diesem Tag in Fülle für die Mitarbeitenden und Gäste bereitzustehen.
Musikalische Lesung zum Kinderbuch
Wie in der einstündigen musikalischen Lesung zu dem Kinderbuch von Ute Kleeberg »Das Wunder mit Huhn«. Oskar Mürell, der auch die Musik dafür zusammengestellt hat, trug die Geschichte mit Inbrunst vor. Feinfühlig interpretierten dazu Jürgen Wahl am Klavier und Basile Orth, Violoncello, die Situationen vom tiefen Schlaf über ein Liebeslied bis zum freudigen Gefühl des »Ameisenigelns«.
Es ist die Geschichte von dem alten vergrämten Postboten Fridolin Vogel, der sich ein Huhn kauft, mit dem man sein Wunder erleben könne. Täglich wartet er auf das Wunder und verändert sich langsam dabei. Er lebt auf und wird tatkräftig. Erinnerungen lassen ihn träumen. Das Wunder geschieht schließlich in Person von Frau Öchsle, mit der er sich beglückt und jetzt mit strahlenden Augen zum Kuchenbacken verabredet. Ein mögliches Fazit: Wunder geschehen natürlich auch im Alltag der engagiereten Hospizhelferinnen.
