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Demokratie-Bündnis in Bad Nauheim nimmt Montagsdemos unter die Lupe

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Im Namen des Bündnisses „Demokratie schützen Bad Nauheim“ laden (v. l.) Thomas Ritschel, Jürgen Burdak und Hermann Römer zum „Bürgergespräch“ ein - für Sonntag, 14. Mai, um 11 Uhr in der Wilhelmskirche.
Im Namen des Bündnisses »Demokratie schützen Bad Nauheim« laden (v. l.) Thomas Ritschel, Jürgen Burdak und Hermann Römer zum »Bürgergespräch« ein - für Sonntag, 14. Mai, um 11 Uhr in der Wilhelmskirche. © Petra Ihm-Fahle

Hermann Römer, Jürgen Burdak und Thomas Ritschel sind Mitglieder des Bündnisses »Demokratie schützen Bad Nauheim«. Dieses lädt nun zum »Bürgergespräch« ein.

Das Motto ist: ›Wir müssen reden‹«, sagt Hermann Römer. Er ist Vertreter des Bad Nauheimer Weltladens. Jürgen Burdak kommt von der Bürgerstiftung »Ein Herz für Bad Nauheim« und Thomas Ritschel von der heimischen SPD. Die drei gehören dem Bündnis »Demokratie schützen Bad Nauheim« an. Im Rahmen des Zusammenschlusses sind sie Teil einer Arbeitsgruppe, die mit einem »Bürgergespräch« eine Plattform ins Leben rufen will. Diese soll in der Wilhelmskirche geschaffen werden, erster Termin ist Sonntag, 14. Mai 2023, von 11 bis 13 Uhr. Der Titel der ersten Veranstaltung: »Sind sie stumm geworden? Aufmärsche passé, alles wieder in Ordnung?«

Wer verteilt die Luftballons?

Ziel ist es, zur Diskussion zwischen Podiumsgästen und Publikum zu animieren. Weitere Termine sollen folgen. Am 14. Mai wollen die Initiatoren auf die »Montagsspaziergänge« zu sprechen kommen, an denen nicht nur »Querdenker« teilgenommen hätten. Wie Römer weiter ausführt, sei bei den Demos »mit falschen Karten gespielt« worden. Vermittelt werde dort, dass sich Bürger Luft machen, die mit ihrer Lebenssituation nicht zufrieden seien. »Aber wer ruft dazu auf, wer verteilt die Luftballons? Das sind nicht die harmlosen Bürger, sondern wer steckt dahinter?«, fragt der Bad Nauheimer. Er erzählt von einem Transparent bei einer der letzten Demos, auf dem »Die Wetterau sagt Nein« gestanden habe. Die Frage sei, wer wozu »Nein« sage und was das bedeute.

»Im November hatte das Bündnis eine Veranstaltung mit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit«, sagt Römer mit Blick auf »Demokratie schützen Bad Nauheim«. Als Ort fungierte das Theater am Park in Bad Nauheim, das Thema lautete »Demokratie in Gefahr?« Wie Experten von Verfassungsschutz, Polizei und ein Vertreter der städtischen Ordnungsbehörde dabei erklärt hätten, sei die Dimension des rechten Untergrunds sehr viel stärker als allgemein gedacht. Im Publikum hätten Vertreter der »Neuen Rechten« gesessen, die nicht nur aus Bad Nauheim gewesen seien.

Ursprüngliches Ziel bei der Gründung des Bündnisses »Demokratie schützen Bad Nauheim« sei es gewesen, den Aufmärschen etwas entgegenzusetzen. Was auch geschah, indem die Aktiven mit eigenen Plakaten im öffentlichen Raum standen.

Ohne Bomberjacken

Manch einer im Freundeskreis habe gesagt: »Lasst die doch laufen, das sind frustrierte Bürger. Die haben Angst vor der Zukunft, und das ist doch erlaubt.« Es sei aber wichtig, hellhörig zu sein. Ziel des »Bürgergesprächs« ist, »zu zeigen, was dahintersteckt, und eine Sensibilität zu erzeugen«. Ritschel: »Die ›Neue Rechte‹ hat keine Bomberjacken und Glatzen mehr.« Zur Demokratie gehöre, mit anderen Meinungen zu leben, Demos und Aufmärsche in Bad Nauheim zu ertragen. »Solange es nicht an die Wurzeln geht, dass man die demokratischen Werte infrage stellt«, sagt er. »Weil aber keine Aufmärsche in Bad Nauheim mehr stattfinden«, erklärt Ritschel weiter, »ist das Problem noch keineswegs gelöst.« Jürgen Burdak ergänzt: »Rund um Bad Nauheim tobt der Bär, finden weiterhin zahlreiche Demonstrationen statt.« Die drei Männer weisen auf Wurfsendungen hin, die in Form von Flugschriften ab und zu in Briefkästen stecken. Geschickt würden die Urheber Wahrheiten darin etwas verdreht darstellen.

Sehr viele unterschiedliche demokratiefreundliche Vereine und Verbände hätten sich dem Bündnis »Demokratie schützen Bad Nauheim« angeschlossen. Wie Burdak feststellt, wurden die »Querdenker«-Demos in Bad Nauheim immer kleiner und zogen sich nach und nach zurück. Dies vermutlich, weil sich Menschen in der Gesundheitsstadt dagegenstellten. »Es gibt ja das Motto: ›Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt.‹ Man kann sehen: Wenn man sich wehrt, kann man durchaus Ergebnisse erzielen.

Start am 14. Mai 2023

Das erste »Bürgergespräch« des Bündnisses »Demokratie schützen Bad Nauheim« ist für Sonntag, 14. Mai, von 11 bis 13 Uhr in der Wilhelmskirche geplant. Es moderiert Hedwig Rohde. Auf dem Podium sitzen Robert Garmeister (Freunde des Theaters Alte Feuerwache TAF), Pfarrer Friedhelm Pieper und Esther Freund (Verein für Jugendkultur und Jugendarbeit JUKA). Der Eintritt ist frei, der Weltladen sorgt für Getränke. Vorläufer des »Bürgergesprächs« waren die »Sonntagsgespräche« der SPD zwischen 1997 und 2002. Im Jahr 2011 gab es vorübergehend eine Neuauflage im Kontext der Bürgermeisterwahl.

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