Den Lebenstraum wahr gemacht
»Goodbye Deutschland! - Die Auswanderer« heißt eine beliebte Fernseh-Serie auf VOX. Bei der könnte auch der Bad Nauheimer Achim Bingel mitmachen, der sein Glück in Namibia gefunden hat.
Mittlerweile ist er längst wieder in Namibia, wo er auch seinen Lebensabend verbringen will. Klar, Achim Bingel hat oft auch Heimweh, doch der Staat im südwestlichen Afrika, der durch die Wüste Namib entlang der Atlantikküste geprägt ist, ist längst seine Heimat geworden. Vor einigen Tagen noch war der einstige Fußball-Torjäger des VfL Bad Nauheim zu Besuch in der Kurstadt und traf unzählige Freunde rund um den Marktplatz. Natürlich besuchte er auch seine 97-jährige Mutter Getrud Bingel, die mal gegenüber vom Alten Rathaus Chefin im Café Bingel war, wo heute thailändisches Seafood angeboten wird. Auch deshalb wird der damalige Konditormeister von vielen Freunden »Torte« genannt.
Er habe auch mal in der Nachwuchsabteilung Eishockey gespielt, betont er im Gespräch auf dem Marktplatz. Als er 1987 die »Scheune« neben dem Café eröffnete, wurde die gleich ein »Riesenerfolg«, wie er sich stolz erinnert. Auch sein »Bistro« auf der anderen Café-Seite war sofort ein Publikumsmagnet. So war Achim Bingel eine Art »König vom Marktplatz« und hat dennoch irgendwann beschlossen, alles in Bad Nauheim aufzugeben, die »Scheune« zu verkaufen und das »Bistro« zu verpachten. Denn zwischenzeitlich hatte er sein Herz an Afrika verloren.
Wie das Abenteuer Südafrika begann
Dort besuchte er 1983 seinen Kumpel Karl-Heinz Tüscher und die ehemaligen VfL-Mitspieler Günter Hellinghausen und Harald Kraatz, der heute in Kapstadt lebt. »Wir sind immer noch enge Freunde«, erzählt Achim Bingel. Er wurde zur Jagd eingeladen und lernte schnell die »Big Five der afrikanischen Tierwelt« kennen: Elefanten, Nashörner, Büffel, Löwen und Leoparden.
»Dort herrscht eine tolle Lebensqualität. Wir haben schon damals wunderbare Touren gemacht, und ich konnte auch bei vielen Freunden Interesse für das heutige Namibia wecken«, berichtet er. So war er bald ein Touristenführer für viele Bad Nauheimer. Das Land sei zweieinhalb mal so groß wie Deutschland und habe nur 2,5 Millionen Einwohner. »Es gibt dort 16 ethnische Gruppen und 120 000 weiße Mitbürger«, erläutert er. Der Tourismus hat sich rasch zum wohl wichtigsten Wirtschaftszweig in Namibia entwickelt, das am 21. März 1990 die Unabhängigkeit erlangte. Das Land war nach der deutschen Kolonisierung zunächst von Südafrika verwaltet worden.
Schattenseiten in der Natur-Schönheit
Die Idee der Auswanderung sei dann immer konkreter geworden, sagt der Bad Nauheimer, der irgendwann ein kleines Hotel eröffnete, ein Haus baute und eine Tourismusfirma gründete. »Der Achim kennt das ganze Land, und jeder kennt ihn. Und er kann über jede Pflanze und jedes Tier Geschichten erzählen«, schwärmt sein Kumpel »Pepi« Paetow beim Treffen auf dem Marktplatz.
Doch natürlich gibt es bei aller Natur-Schönheit immer noch Schattenseiten. Es gäbe eine hohe Arbeitslosenquote nur eine höhere Schule im ganzen Land, auf der seine Kinder Nadine, Benjamin und Maximilian allesamt Abitur gemacht haben, fügt Achim Bingel an. Später war er übrigens auch mal Fußball-Funktionär beim SFC Swakopmund. Seine eigenen Kopfballtore in der einstigen A-Klasse Nord bleiben unvergessen, und sein Freundeskreis ist immer noch riesengroß. Deshalb wird Achim Bingel immer wieder zu Besuch in die Kurstadt kommen, obwohl er sein Lebensglück in Afrika gefunden hat.