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Der Kinosaal als Ort der Inspiration

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Mit der »FilmBühne« hat Giovanni Speranza ein spannendes Startjahr erlebt. In seinem Kino in der Bad Nauheimer Innenstadt bietet er vor allem Filme jenseits des Mainstreams an. © Petra Ihm-Fahle

Knapp ein Jahr besteht die »FilmBühne« in der Kurstraße 3 in Bad Nauheim. Betreiber Giovanni Speranza ist mit dem Verlauf zufrieden. »Das Kino passt zu Bad Nauheim, das macht mich froh.«

Wenn ich die Kunden frage: ›Wie hat es ihnen gefallen?‹, bekommt ich oft zu hören: ›Das ist mal etwas ganz anderes«, schildert Giovanni Speranza, Geschäftsführer der »FilmBühne« in Bad Nauheim, die Resonanz. Seit genau einem Jahr - dem 20. Mai 2022 - bietet er ein ausgewähltes Programm in stilvollem Ambiente an. Bevor er sich daran machte, das Kino zu gestalten, studierte Speranza den Markt in der Gesundheitsstadt. Als bildungsorientiert und kulturinteressiert beschreibt er die dortige Einwohnerschaft. Ein Programm-Kino hielt er deshalb für erfolgsversprechender als ein Mainstream-Kino.

Der bisherige Verlauf gibt ihm recht. In den vergangenen zwölf Monaten waren es mehr als 20 000 Zuschauer. »Wir haben eine gute Auslastung in einer sehr schwierigen Zeit für Kinos«, sagt Speranza.

Das Startjahr sei »aufregend und lehrreich« gewesen. Ursprünglich stammt Speranza aus der Werbebranche, insofern stieg er als Neuling ins Kinogeschäft ein. Zum einen war das spannend, zum anderen aber auch schwierig. Besonders am Anfang musste sich vieles erst einspielen, etwa die digitale Technik reibungslos zu beherrschen. Meist merkte das Publikum nichts von Problemen, wenn sein Team und er manche Hürde hinter den Kulissen nehmen mussten.

»In den ersten drei Monaten durfte ich schon diverse weiße Hemden durchschwitzen«, sagt er mit einem Schmunzeln. Mittlerweile sei Routine da, auch dank seiner fitten Mitarbeiter. Zu einer richtigen Panne kam es ein einziges Mal, als »Elvis« erfolgreich bereits seit zwei Wochen lief. Speranza hatte volles Haus, wollte den Film starten - aber es ging nicht. »Die Leute saßen, und der Server startete nicht«, erzählt er. Damals wusste er noch nicht, wie man Online-Ticket-Verkäufe rückabwickelt. Er holte daher Bargeld und erstattete die Eintritte sofort, musste die Verleihgebühr aber bezahlen, weil er die Vorführung nicht fristgerecht storniert hatte. Erst nach drei Tagen konnte er den Betrieb wieder aufnehmen.

An der Bar können sich die Gäste Getränke kaufen, die ebenfalls nicht »Mainstream« sind. Wer Wein möchte, wählt aus verschiedenen Sorten. Die alkoholfreien Erfrischungsgetränke sind allesamt »bio«. Im Saal stellt der Gast fest, für die Beine viel Platz und für den Drink einen kleinen Tisch mit Lampe zu haben.

Unter den Besuchern sind überdurchschnittlich viele Stammgäste, verglichen mit dem Bundesdurchschnitt. Ein Teil seiner Gäste beschäftigt sich vorab mit dem Angebot, weil sie in Feuilletons von Filmen wie beispielsweise »Roter Himmel« gelesen haben.

Treff mit Flair, aber ohne Chipstüten

Andere kommen, weil sie Lust haben, einen Abend im Kino zu verbringen. Sie suchen das soziale Miteinander in einem ansprechendem Flair, genießen es, keine Werbung sehen und keine knisternden Chipstüten ertragen zu müssen. Eine interessante Offerte sind regelmäßige Live-Übertragungen aus der Royal Opera in London. Wie sich an der Besucherzahl zeigt, besteht in Bad Nauheim dafür eine Nachfrage.

Das Durchschnittsalter der Gäste liegt bei Mitte 40 bis Anfang 50. Schwierig war es bisher, die Jugend anzusprechen, da viele junge Leute in Bad Nauheim noch nie wirkliche Kinoerlebnisse gehabt hätten. Speranza probierte es unter anderem mit »Sonne und Beton« nach dem Bestseller von Felix Lobrecht und »Rheingold« von Fatih Akin. Beide Filme floppten jedoch in der »FilmBühne«. Er möchte aber Wege finden, die Jugend zu gewinnen, etwa mit Bühnen-Shows im Stil von »Open Mike«-Veranstaltungen.

Um die Kultur erhalten zu können, vermietet Speranza seine Räume auch für Veranstaltungen und Meetings. »Unternehmen kommen regelmäßig auf mich zu, weil sie das Kino als Ort der Inspiration wahrnehmen«, sagt er. Nach dem Erfolg der ersten zwölf Monaten gelte es nun, wie er sagt, ebenso erfolgreich in die kommenden Jahre zu gehen.

Die nächsten Filme

In den kommenden Tagen zeigt die »FilmBühne« in Bad Nauheim folgende Filme: »The Rocky Horror Picture Show«, Mittwoch, 17. Mai, 19.45 Uhr. »Der Pate« (50 Jahre), Donnerstag, 18. Mai, 19 Uhr. »Das Lehrerzimmer«, Freitag, 19. Mai, 20 Uhr, Samstag, 20. Mai, 20.15 Uhr, Montag, 22. Mai und Dienstag, 23. Mai, je 19.45 Uhr. »Elvis« am Samstag, 20. Mai, 17 Uhr. »Dornröschen« (live aus der Royal Opera Hall, London) am Mittwoch, 24. Mai, 20.15 Uhr. »Der Troubadour« (live aus der Royal Opera Hall, London): Dienstag, 13. Juni, 20.15 Uhr. Vorverkauf und weitere Infos unter www.filmbuehne.de.

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