Die Bad Nauheimer Kurpark-Biber sind noch da

Um die Biber im Bad Nauheimer Kurpark ist es lange ruhig gewesen. Doch Fraßspuren und Aufnahmen von zwei Bibern zeigen: Sie halten dem Kurpark die Treue.
Der große Kurparkteich in Bad Nauheim ist Biberrevier. Biberdame Molly und ihre Familie haben schon oft für Schlagzeilen gesorgt und sich sogar regelmäßig beobachten lassen. Doch in letzter Zeit war es sehr ruhig um die großen Nager. In den letzten Monaten kamen sogar Zweifel auf, ob überhaupt noch Biber am Teich leben, da es weder Sichtungen gab, noch Spuren zu finden waren. Jetzt aber sind neue Lebenszeichen aufgetaucht, und sogar der bildliche Beweis ist gelungen: Sie sind noch da!
Neulich entdeckte das Erna-Ente-Team an seiner Station nach langer Zeit wieder frische Fraßspuren an einem Haselnussstrauch. Einige Tage später gelangen Videoaufnahmen eines Bibers, der an die gleiche Stelle zurückkehrte, um einen weiteren Ast zu fällen. Und er war nicht allein: Die Freude war groß, als ein zweiter Biber dazu kam und das Werk seines Kumpels begutachtete. Zu sehen ist das Video auf der Facebook-Seite des Erna-Ente-Teams. Seitdem steht der Busch zwar unverändert an der Erna-Ente-Station, doch entlang des Ufers konnten seitdem noch ein paar weitere frische Fraßspuren gefunden werden.
Eltern bleiben immer zusammen
Biber haben ein sehr ausgeprägtes Sozialverhalten und leben in Familien. Das Elternpaar bleibt sogar lebenslang zusammen und bewohnt das Revier gemeinsam mit zwei Generationen Jungtieren. Wer groß genug ist, die weite Welt zu entdecken, muss dann ausziehen: Der Nachwuchs wandert nach zwei Jahren ab und sucht sich ein eigenes Reich. Das Revier im Kurpark Bad Nauheim ist seit 2007 besetzt. Damals richtete sich Molly häuslich am großen Teich ein. Sie war damit einer der ersten Biber, die die Wetterau wieder besiedelten, nachdem die Art hier jahrhundertelang ausgestorben gewesen war. Intensive Jagd wegen ihres Fleisches und dichten Pelzes brachten die Biber in ganz Europa an den Rand der Ausrottung. Doch nach Wiederansiedlungsprojekten schreiben die Nager Erfolgsgeschichte.
Auch die Wetterau ist mittlerweile wieder Biberland. Dazu hat Molly einiges beigetragen. Nachdem sie zunächst ein eher heimliches Leben geführt hatte, fand sie 2014 einen Partner, mit dem sie eine Familie gründete. Ab dann waren die Kurpark-Biber immer wieder ein großes Thema, denn zur Familienerweiterung brauchten sie viel neues Baumaterial und fällten eine Menge Sträucher und Bäume entlang des Teichufers. Molly konnte im Frühjahr regelmäßig tagsüber in der Usa beobachtet werden und schleppte ihren Babybauch vor den Füßen vieler Besucher über den Weg. Selbst Babybiber konnten seitdem mehrere Jahre in Folge gesichtet und fotografiert werden.
Dass die Biber zu einer Zeit, in der sie bei uns noch sehr selten waren, ein Gewässer mitten in der Stadt besiedelten, sorgte für Erstaunen und großes Interesse an dieser geschützten Art. So fiel auch vielen Menschen auf, dass sich der Trubel um die nachtaktiven Baumeister deutlich gelegt hat. Nachdem in den vergangenen Jahren immer mehrere Biber am großen Teich gelebt hatten, war es eher ungewöhnlich, so gar nichts mehr von ihnen zu sehen. Die Fraßaktivitäten gingen in den letzten zwei Jahren deutlich zurück, wohingegen die Aktivitäten in der Umgebung entlang der Usa weiter zunahmen. Mancher Naturfreund sorgte sich schon, die Biber könnten in der Nachbarschaft etwas besseres gefunden haben.
Kein Problem für den Kurpark
Umso erfreulicher, dass nun der Nachweis zweier Tiere gelungen ist. Möglicherweise lassen sie bald wieder mehr von sich sehen. Im Winter fällen die Biber nämlich mehr Äste und Bäume, da sie sich in der kalten Jahreszeit hauptsächlich von Rinde ernähren. Schmackhafte Blätter, Kräuter und Knospen gibt es erst im nächsten Frühjahr wieder.
Im Kurpark sind die baulichen Aktivitäten der Biber kein großes Problem. Schützenswerte Bäume sind mit Drahtmanschetten oder einer speziellen Verbisspaste geschützt. An den dicht bewachsenen Ufern können sich die Holzfäller austoben, ohne zu stören. Hier finden sie genügend kleinere, schmackhafte Sträucher. Baumaterial für einen Damm brauchen sie nicht, denn der Mensch hat das Gewässer bereits gestaut. Die Burg auf der Insel, die von den Angelstegen aus zu sehen ist, wird seit Jahren bewohnt und muss nur gelegentlich ausgebessert werden. Daher ist der Bad Nauheimer Kurpark für Biber das perfekte Zuhause und wohl doch viel zu schön, um wieder auszuziehen.