Die Barrierefreiheit getestet

Bad Nauheim (pm). Drei Jugendliche spazieren durch den Kurpark und besuchen das Badehaus 3. Alle sitzen im Rollstuhl, abwechselnd. »Wir wollen herausfinden, ob das Badehaus 3 barrierefrei mit dem Rollstuhl zu erreichen ist«, erklären sie ihr Vorhaben. Die Mädchen bilden eine der drei Gruppen von Konfirmandinnen und Konfirmanden der evangelischen Kirchengemeinde Bad Nauheim, die in Vorbereitung auf ihre Konfirmation an verschiedenen Projekten teilnehmen.
Es gibt auch eine schwierige Passage
Den Rollstuhl und das Sehen einschränkende Brillen hat ihnen Henrike Meyer, Leiterin der Tourist Information Bad Nauheim, zur Verfügung gestellt. »Wir vom Stadtmarketing freuen uns über diese Initiative der evangelischen Kirchengemeinde. Gäste fragen häufig, ob das Badehaus 3 mit seiner Jugendstilausstellung und der Kurpark tauglich sind für Menschen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind oder im Rollstuhl sitzen«, sagt sie. Genauso interessant ist die Information, ob zum Beispiel gerade die Wegeführung zur Jugendstilausstellung für seheingeschränkte Menschen gut zu finden ist. Das Ergebnis ist erfreulich: Alle drei Gruppen können bestätigen, dass der Zugang zum Badehaus 3 und zur Ausstellung mit dem Rollstuhl machbar ist. Je nach Schwere der Seheinschränkung ist auch der Besuch der Ausstellung gut möglich.
Die Jugendlichen halten problematische Abschnitte in einer Liste fest, ihre Kritik tragen sie dort ein. Die schwierigste Passage? Als eines der Mädchen im Rollstuhl sitzt und versucht, den Weg vom Kurpark zum Kurhaus aus eigener Kraft zu bewältigen. Die Gruppe ist sich einig, dass ein Gast im Rollstuhl diesen Weg besser in Begleitung nehmen sollte.
Es sei immer ein besonderes Erlebnis für die Teilnehmer dieses Projektes, sagt Regina Reitz, Gemeindepädagogin der evangelischen Kirche Bad Nauheim. »In den Gesprächen am Ende des Projekts wurde bei allen drei Gruppen wieder deutlich, wie intensiv diese Erfahrung ist. Sie setzt Denkprozesse in Gang, eigenes Verhalten und Begegnungen auf dem Weg werden reflektiert. Dass Menschen mit Einschränkungen zukünftig von ihren Notizen profitieren können, motiviert die Jugendlichen zusätzlich.«
Die Zusammenarbeit des Bad Nauheimer Stadtmarketings mit der evangelischen Kirche geht nun schon ins zehnte Jahr. Ellen Heckel, beim Stadtmarketing zuständig für das Thema Barrierefreiheit: »Wir freuen uns sehr, gemeinsam so ein Projekt regelmäßig durchzuführen, da beide Seiten davon profitieren,«